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Tommy und ich verließen das Haus und machten uns auf den Weg zu Charlie. Zwischendrin blieben wir immer wieder stehen, um uns zu küssen. Charlie und Curly begrüßten uns mit einem Lächeln. „Was macht ihr so früh schon hier?" „Evelynn bekommt Schießunterricht von mir." „Dann sollten wir uns wohl in Sicherheit bringen.", meinte Charlie lachend. Er und Curly gingen ihrer Arbeit wieder nach und beachteten uns nicht weiter. „Ich muss dir vorher noch etwas zeigen." Er nahm meine Hand und führte mich zum Stall. Er öffnete das Tor und wir gingen zu einer der Boxen am Ende des Stalles. Darin erblickte ich ein großes, kräftiges und schönes schwarzes Pferd. „Sie hat noch keinen Namen.", meinte Tommy leise, den Blick auf das Pferd vor uns gerichtet. „Sie ist wunderschön...", flüsterte ich und streichelte dem Pferd über die Nüstern. Es genoss die Berührung sichtlich.

Tommy

Als sie das Pferd berührte, wurde es ruhig. Es wurde mir zu einem Spottpreis überlassen, weil es niemand zähmen konnte. Aber kaum berührte Katherine die Nüstern der Stute, wurde sie ruhig und ließ es geschehen. Als Katherines helles Lachen erklang, verschwand die anfangs noch etwas misstrauische Haltung der Stute. Und plötzlich wusste ich, wie dieses Pferd heißen würde. Katherines Secret. „Ich möchte sie reiten." „Nein, das ist zu gefährlich. Niemand konnte sie bisher zähmen, geschweige denn auf ihr reiten." „Bitte." Sie sah mich so niedlich an, dass ich keine andere Möglichkeit sah, als ihrem Wunsch nachzukommen. „Aber zuerst üben wir das Schießen." Freude trat in ihr Gesicht. „Okay!" Sie gab mir überraschend einen Kuss. Wir gingen wieder nach draußen und ich stellte die Flaschen auf den Zaun. „Hat Arthur dir denn schon gezeigt, wie man die Waffe lädt und reinigt?" „Nein. Aber das Laden ging wie von allein." Ich zeigte es ihr daraufhin. Danach stellte sie sich in die richtige Position. Ich stellte mich hinter sie, atmete für einen Moment ihren Duft ein und nahm kleine Korrekturen an ihrer Haltung vor. Dann trat ich gerade so weit zurück, dass ich sie noch fangen konnte, falls der Rückstoß sie wieder von den Füßen warf. Sie betätigte den Abzug und die Flasche zersprang. So wiederholten wir das ganze, bis die Patronen alle verschossen waren. Sie verfehlte nur einmal. „Wie war das?", fragte sie mich. „Erstaunlich gut." Sie lächelte über mein Lob. Sie würde eine verdammt gute Schützin werden.

Er nahm sein Holster ab, steckte die Waffe hinein und legte es mir um die Hüfte. Er schloss den Gürtel und sagte: „Das ist jetzt deine." „Aber sie gehört doch dir..." „Und sie hat mir immer treue Dienste erwiesen. Möge sie das bei dir auch tun, auch wenn ich hoffe, dass du sie niemals brauchst." „Das kann ich nicht annehmen. Du liebst diese Waffe doch." „Sie ist mir aber nicht so wichtig wie du." „Tommy..."  Er legte mir seinen Zeigefinger auf die Lippen. „Nicht.", flüsterte er liebevoll. Einige Sekunden vergingen als wir so dastanden. Er nahm seinen Finger wieder runter. „Jetzt lass uns reiten." Wir begaben uns wieder zum Stall und zuerst holte Tommy einen hübschen Schimmel heraus. Er sattelte ihn und band ihn draußen an. „Nun zu dir, Katherines Secret." Mir stockte der Atem. Er hatte das Pferd nach mir benannt... „Wie gefällt dir der Name?", fragte Tommy erwartungsvoll. „Er ist schön, sogar sehr. Und auch sehr passend." Er lächelte stolz. Er wollte die Box öffnen, aber ich legte meine Hand auf seine, um ihn zu stoppen. „Sollte ich das nicht machen? Auf mich reagiert sie nicht so aufgebracht, wie du vorhin sehen konntest." „Du hast recht." Ich öffnete die Box und trat an die Stute heran. Ich streichelte ihr über den Hals und sie beruhigte sich. „Gib mir bitte das Halfter.", sagte ich ruhig und er reichte es mir im nächsten Moment. Ich legte es ihr an und führte sie aus der Box hinaus. Tommy beobachtete das ganze fasziniert. Er half mir, sie zu satteln. Danach verschränkte er die Hände und stellte sich neben das Pferd, damit ich aufsteigen konnte. „Ich habe Dreck an den Schuhen..." „An meinen Händen klebt bereits mehr Blut, als du denkst. Das bisschen Dreck wäre mal eine Abwechslung." Ich schluckte und trat vor ihn. Ich berührte seine Wange für einen Moment, bevor ich meinen Fuß auf seine Hände stellte und mich aufsetzte. Er klopfte sich die Hände an den Hosen ab und ging zu dem Schimmel. Er tätschelte den Hals des Pferdes. „Wie heißt er?", fragte ich neugierig „Monaghan Boy." „Ein schöner Name." Tommy stellte einen kleinen Hocker neben Monaghan Boy und schwang sich im nächsten Moment auf das Pferd. Plötzlich scheute Katherines Secret und drohte, mich abzuwerfen. Aber gerade Rechtzeitig fand ich Halt und beruhigte sie. „Shhhh, kleine. Es ist alles in Ordnung. Niemand tut dir etwas..." Ich lehnte mich nach vorn bis ich mit dem Oberkörper den Hals des Pferdes berührte. Ich legte mein Ohr an ihren Hals und hörte auf ihren Herzschlag. Er ging schnell. Ich atmete tief ein und aus, langsam. „Atme mit mir. Beruhige dich.", sagte ich zu der Stute. Und nach einigen Minuten stellte ich fest, dass ihr Herz nun ruhig und gleichmäßig schlug. Ich musste das hier hinkriegen, denn etwas sagte mir, dass Tommy das Pferd erschießen würde, wenn es ihm nicht bei den Rennen nutzte.

Me and the devilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt