16

91 4 0
                                    

Ich wachte auf, weil John und Arthur nicht gerade leise die Treppe herunter polterten. Ich gähnte und streckte mich während ich mich in eine sitzende Position aufrichtete. „Guten Morgen, Schwesterherz!", gaben die beiden fröhlich von sich, als sie am Wohnzimmer vorbeikamen. Ich blickte über die Schulter und lächelte sie an. „Guten Morgen, ihr zwei!" Wo war Tommy? Die Frage klärte sich, als die Tür zur Küche aufging und er ohne ein Wort am Wohnzimmer vorbeiging, seinen Mantel schnappte und man kurz darauf die Haustür ins Schloss fallen hörte. Er würdigte mich keines Blickes. Das war seltsam. Ich stand auf und ging ebenfalls in die Küche, wo Polly bereits ein köstliches Frühstück gezaubert hatte. „Guten Morgen.", sagte ich fröhlich lächelnd zu ihr. „Guten Morgen, wie hast du geschlafen?", fragte sie mich, ebenfalls lächelnd. „Ganz gut. Ich hoffe, ihr auch?" Sie alle bejahten dies. „Wie geht es deinem Hals, kleine?", fragte Arthur. „Oh schon wesentlich besser." Ich hatte ein Seidentuch um meinen Hals gebunden, damit niemand sah, dass er bereits wieder wie immer aussah dank meiner übernatürlichen Selbstheilungskräfte. „Dann können wir ja das schießen üben." „Nein.", warf Polly ein. „Warum nicht, Polly? Sie gehört jetzt zur Familie, wir können sie nicht immer beschützen. Sie sollte ein Schießeisen haben und es auch benutzen können, verdammt.", warf John frustriert ein. „Er hat recht, Tante Pol.", stärkte Arthur John den Rücken. „Nun gut. Aber seid vorsichtig. Passt auf, dass sie sich nicht verletzt." Die beiden strahlten, als ihre Tante endlich nachgab. Wir aßen unser Frühstück zu Ende und machten uns auf den Weg zu einem geeigneten Ort um zu üben. „Wo geht es hin?", fragte ich, als ich den Weg, der zu Charlie führte, wiedererkannte. „Bei Charlie können wir ungestört üben." Weitere Konversationen sparten wir uns für den Moment. „Guten Morgen, was macht ihr schon so früh hier?", fragte Charlie als er uns sah und Arthur beantwortete seine Frage sogleich. „Also dann. Sieh mir erst einmal zu.", meinte Arthur nachdem er mit Charlie gesprochen hatte. Die beiden hatten einige leere Whiseyflaschen aus einer Kiste zutage gefördert und sie auf einem Holzzaun aufgestellt. Die Pferde hatte Charlie vorher in den Stall gebracht. Arthur stellte sich etwas breitbeinig einige Meter vom Zaun entfernt hin, zielte und Sekunden später zersprang die Flasche. So schwierig sah es gar nicht aus. „Und jetzt du." Er gab mir seine Pistole und schob mich in seine Position. Er stellte sich hinter mich, klopfte auf die rechte Seite meiner Hüfte und sagte: „Ein sicherer Stand ist wichtig. Den erreichst du, indem du deine Beine hüftbreit auseinander positionierst." Das Bild wie Tommy mich in der Nacht an der nahezu identischen Stelle so unglaublich sanft berührt hatte, zog an meinem inneren Auge vorbei. Ich verbannte es aus meinem Kopf, denn es half mir absolut nicht, mich zu konzentrieren. Mit der anderen Hand führte Arthur meine Arme nach oben, direkt vor meine Augen, die Pistole befand sich nun in der richtigen Position. „Du musst genau zielen." Ich kniff mein rechtes Auge zu und sah nun nur noch die Flasche. „Auf den Rückstoß musst du gefasst sein, unterschätze ihn niemals. Und nun leg deinen Finger auf den Abzug. Bereit?" „Ja." „Drück ab." Ich drückte ab und fiel nach hinten. Die Waffe verriss und damit auch die Kugel. Sie landete im Feld. Gott sei Dank stand Arthur hinter mir und fing meinen Sturz ab. Sonst wäre ich mit meinem Hintern im Dreck gelandet. „Verdammt.", fluchte ich. „Oh das müssen wir lange üben. Hoffentlich hast du mehr Zielwasser als Standhaftigkeit." „Danke, Arthur. Ich hätte niemals gedacht, dass der Rückstoß so heftig ist. Bei dir sah es so einfach aus..." „Ich mache das ja auch schon einige Jahre." Er schmunzelte. Ich stellte mich wieder vor der Flasche auf und zielte. Arthur stand wieder hinter mir. Ich drückte ab und verfehlte die Flasche ein weiteres Mal. Immerhin fiel ich diesmal nicht. Wieder und wieder stellte ich mich hin und drückte ab. Nach dem ungefähr zehnten Versuch traf ich endlich die Flasche. Ich führte einen Freudentanz mit der Waffe in der Hand auf. „Verdammt, leg die Waffe weg!", wies mich Arthur scharf an. Doch es war bereits zu spät, der Abzug hatte sich bereits gelöst und traf John.

Me and the devilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt