ERASE YOU | 18 +

KAPITEL 4

HUNTER

Alex kuschelt sich an meine Brust, während ich einen Arm um ihre Schulter gelegt habe. Meine Augen hängen an ihrem Gesicht. Immer wieder wirft sie mir bei bestimmten Passagen, die nur wir verstehen, verliebte Blicke zu. Meine Frau. Alex ist meine Frau. Seit heute ganz offiziell. Ich bin ein verflucht gesegneter Mann. Glücklicher als ein Kleinkind im Süßigkeitengeschäft.

Xyla singt die letzte Strophe, die Gefühle in ihrer Stimme verursachen eine Gänsehaut auf meinen Armen. Genau, worum ich sie gebeten habe. Sie lässt die Emotionen explodieren, weil sie die letzte Note hoch ansetzt und tief verklingen lässt.

Alex schmiegt sich dichter an meine Brust, reckt sich meinem Gesicht entgegen und drückt einen langen, liebevollen Kuss auf meine Lippen. Sie sind vor Nervosität ganz trocken, was sie keineswegs stört.

Der letzte Ton des Klaviers verklingt in der Stille des Saales, dann brechen alle Gäste in Jubel aus. Ich schnappe mir meine Frau, hebe sie an meinem Körper hoch und sauge ihr liebliches Kichern ein, während sie mich küsst. Sie bedankt sich ohne Worte, aber sie versteht alle meine Worte. Auch die Worte, die ich nicht aussprechen kann. Es würde mich angreifbar machen. Nicht angreifbar für sie, sondern für Menschen, die mit meiner Familie einhergehen.

Die Band spielt weiter, doch Xylas Stimme unterstreicht die Lieder nicht mehr. Alex löst sich schwer atmend von meinen Lippen und ich setze sie auf den Boden. Das Kleid ist wunderschön. Es unterstreicht jede Facette ihres Wesens. Ich liebe alles an ihr. Alles an diesem Tag. Es ist perfekt. »Komm. Wir sollten uns bei Xyla bedanken«, flüstere ich.

»Wie hast du sie dazu gekriegt? Deine Überredungskünste scheinen nicht nur bei mir zu funktionieren«, witzelt sie. Ganz sanft zwickt sie mir in die Seite.

»Dein Ehemann kann ein Charmeur sein«, antworte ich und hauche einen Kuss auf ihren Scheitel. Meine Augen gleiten über die Gäste, auf der Suche nach einem perfekt frisierten blonden Haarschopf. Mit gefurchter Stirn ziehe ich Alex durch die Gäste. Einige Freunde bekunden ihre Begeisterung über den Song.

Nach zehn Minuten entdecke ich Mia. Sie strahlt wie ein Honigkuchenpferd und klatscht aufgeregt in die Hände. »Wenn ich einen passenden Kerl finde, dann schicke ich ihn bei dir in einen Kurs, ja? Sowas brauche ich für meine Hochzeit auch«, plappert sie.

»Wo steckt denn unsere Nachtigall? Wir würden uns gerne bei ihr bedanken«, komme ich direkt auf den Punkt. Mia sieht sich kurz um, dann zuckt sie die Schultern.

»Vermutlich ist sie schon los. Ich glaube, sie wollte sich mit Slater treffen«, erzählt sie. Slater ist ein Kerl, der vor einigen Monaten den Durchbruch mit seiner Band gefeiert hat. Ein neuer Schützling vom Label. Geniale Stimme, aber sehr eigensinnig und engstirnig. Er ist ein merkwürdiger Kauz, aber augenscheinlich gefällt er Xyla, wenn sie für ihn, ohne Lorbeeren zu ernten, von meiner Hochzeit verschwindet. Ich kann ihn nicht leiden. Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, habe ich ein ungutes Gefühl im Bauch.

»Das ist der Typ von der Sommerfeier, oder?«, fragt Alex und sieht mich neugierig an. »Ich hoffe für sie, dass er nicht ein solcher Reinfall wie Grant wird. Xyla hat was Besseres verdient.«

»Richtest du ihr aus, dass ich mich bei ihr bedanken möchte?« Mia nickt zustimmend, als Hugh sie von hinten umarmt. Sein Kinn findet Platz auf ihrer Schulter. Mein Bruder ist völlig vernarrt in Mia, aber sie genießt lediglich den zwanglosen Spaß mit ihm.

»Tanz mit mir, Mia«, säuselt er lallend. Sofort lässt sie sich von ihm mitschleifen und Alex kuschelt sich lächelnd an meine Brust. Ihre Augen folgen Hugh und Mia.

»Vielleicht musst du bald Hugh in Sachen romantische Gesten unterrichten«, scherzt sie. Ein Brummen verlässt meine Lippen. »Danke für den Song, Honey. Danke, dass du Xyla dazu gebracht hast, ihn zu singen.« Wieder vereinigen sich unsere Lippen und mein Herz läuft über.