HUNTER
Der schrille Klingelton meines Handys reißt mich aus dem Dämmerschlaf, in den ich abgedriftet bin, während Hana einen Film schaut. Meine Schwester hält mir das Telefon entgegen und ich schärfe blinzelnd meinen Blick. Xyla.
Mit gefurchter Stirn setze ich mich auf und fahre mir über das Gesicht. Ich nehme den Anruf mit einem Seufzen entgegen. Und als ich den Hörer an mein Ohr halte, meldet sich heiß brennender Hass in meiner Brust. Xyla schluchzt mir ins Ohr.
»Xyla?«, frage ich möglichst sanft. Hana sieht mich mit erhobenen Brauen an und schaltet den Fernseher aus. Xyla wimmert und ein erneutes Schluchzen trifft mein Trommelfell. »Xyla, was ist los?« Hana legt den Kopf schief. Sie kann die Angst in meinem Blick sehen und richtet sich kerzengerade auf. »Xyla, sag was.« Auch diese Forderung sorgt nur für ein Schluchzen. Hastig wedle ich mit der Hand und Hana springt nickend auf. Sekunden später steht sie mit dem Schlüssel ihres Wagens vor mir und ich stemme mich hoch.
Schmerzen durchschießen meine Rippen, weil Hudson mich gestern übel erwischt hat. Kampfsport liegt mir nicht mehr. Ich bin aus der Übung, ganz offiziell. Sicherlich viermal hat mein kleiner Bruder mich auf die Matte befördert, bevor ich aufgegeben habe. Hudson hat gelacht und ich geflucht.
»Xyla, du musst mir jetzt sagen, was passiert ist, sonst kann ich dir nicht helfen«, murre ich drängend. Ich schlüpfe umständlich in meine Sneaker und werfe mir eine dünne Jacke über die Schulter. Hana steht bereits in der Garage und schließt den Wagen auf. »Hast du Schmerzen? Bist du verletzt?« Das zustimmende Wimmern raubt mir den Verstand. Ich weiß, wie Xyla sich anhört, wenn sie erschöpft vom Training ist, oder Schmerzen vom Singen hat. Diese Gefühle zeigen sich gänzlich anders. Xyla leidet und ich weiß nicht warum.
Hana steigt in den Wagen und ich klettere auf den Beifahrersitz. Im Augenblick bin ich dankbar, dass meine kleine Schwester hier ist, obwohl ich allein sein wollte. »Atme durch, Xyla. Und sag mir, wo du bist«, sage ich, während Hana aus der Garage fährt. Ich tippe Xylas Adresse ins Navi und Hana braust los.
»Im Haus«, wispert sie.
»Okay, ich komme zu dir. Aber du musst mir jetzt sagen, ob ich mich bewaffnen sollte. Wer hat dich verletzt, Xyla?«
»Slater«, wimmert sie. In meiner Brust meldet sich die brennende Wut, die vor wenigen Stunden allein für Alex' Rache pulsiert hat. Im Hintergrund höre ich ein Klopfen auf Holz. Xyla schreit auf und wimmert. »Mach die Tür auf, Babe. Lass uns reden und stell dich nicht so an.«
»Du öffnest die Tür auf keinen Fall, hörst du?«, knurre ich in den Hörer. Xyla wimmert bestätigend.
»Babe, komm da raus. Ich bin auch nur ein Mann, okay?«
»Was hat er mit dir gemacht?« Meine Stimme klingt drohend, sodass mich sogar Hana überrascht mustert.
»Er hat ... Ich wollte doch vergessen, aber er hat nicht aufhört«, wimmert sie und das Schluchzen geht mir durch jeden Knochen. Dieser Wichser.
»Hat er dich vergewaltigt? Willst du mir das damit sagen?« Hana gibt ein überrumpeltes Keuchen von sich. Sie lenkt den Wagen in das schicke Wohnviertel, auf dessen Erhöhung das Haus von Xyla liegt. Wieder höre ich das Hämmern an der Tür.
»Mit wem redest du, Babe? Mach die Tür auf und lass mich dich ansehen, okay? Lass mich dich zusammensetzen«, drängt er sie.
»Bleib weg von der Tür, hörst du? Du machst ihm nicht auf, ganz gleich, was er dir sagt, verstanden? Ich bin in fünfzehn Minuten bei dir.« Hana nickt, als ich sie mit einer wirbelnden Handbewegung antreibe. Sie drückt aufs Gas, aber ich höre den röhrenden Motor überhaupt nicht. Meine Ohren sind vollständig auf Xyla geschärft. Sie weint, wimmert und schluchzt. »Ich bin gleich da, okay?« Wieder ein Wimmern, dann verändert sich ihre Atmung. Ein Rumpeln folgt. »Xyla? Hey!«, rufe ich. Hana zuckt zusammen. Keine Reaktion.
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ERASE YOU | 18 +
Romance| DARK ROMANCE | Hunter Remington ist Xylas Traummann. Das weiß die millionenschwere Popsängerin, seitdem der talentierte und kreative Songwriter für sie arbeitet. Blöd nur, dass Hunter die Hochzeit mit seiner Jugendliebe plant und nicht das Gleiche...