KAPITEL 30

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XYLA

Warm streicheln seine Finger über meinen nackten Rücken. Erschöpft liege ich auf der Seite und kuschle mich in seine Armbeuge. Unter meinem Ohr schlägt sein Herz in einem stetig sanften Rhythmus. Beruhigend und lebendig.

Hunter hat mich in den letzten Stunden verwöhnt, aber wir haben es immer noch nicht von der Liege geschafft. Seine Nase in meinen Haaren vergraben atmet er tief und entspannt, während ich Küsse auf seiner nackten Brust verteile. Hin und wieder brummt er, kneift mir in die Seite, wenn ich an seiner Brustwarze knabbere, und bringt mich zum Lachen, weil er die kitzeligen Stellen an mir mühelos ertastet. Die Sterne flimmern über unseren Köpfen und der Wind hat nachgelassen. Wir lassen uns von einer Decke und dem Heizstrahler wärmen und hängen unseren Gedanken nach.

Schließlich lasse ich unsere glückselige Blase zerplatzen, bette meine Hand auf seiner Brust und stütze mein Kinn darauf ab. Forschend sehe ich in Hunters Gesicht und krame nach den richtigen Worten in meinem Kopf. »Wann ist Alexandra gestorben?«, frage ich zittrig.

Hunter leckt sich die Lippen und runzelt die Stirn. Mit geschlossenen Augen, sagt er: »Am siebenundzwanzigsten August.« Die nächste Frage liegt bereits auf meiner Zunge, da holt Hunter tief Luft. »Im Jahr nach unserer Hochzeit.« Alexandra ist seit über einem Jahr tot. Über ein Jahr haben es mir alle verschwiegen und Hunter hat gelitten. Ein Jahr, in dem er keine Ahnung hatte, wer sie ermordet hat. Oder wusste er es und handelt erst jetzt? »Sie war schwanger, Xyla«, flüstert er. Mein Herz schmettert gegen meine Rippen und ich keuche. Als er zusammengebrochen ist und um sein Baby geweint hat, war nicht nur die Rede von Alexandra. Hunter wäre Vater geworden. In meiner Fantasie flackert ein Bild von einem bildschönen Jungen und ich spüre die Tränen aus meinen Augenwinkeln tropfen.

»Das tut mir so leid, Hunter«, schniefe ich und wische zärtlich über seine Wangen. Tränennasse Hände sind das Resultat. Obwohl ich es hasse ihn weinen zu sehen, musste ich ihm diese Frage stellen.

»Verflucht«, schnieft er und rappelt sich hoch. Ich rutsche von seiner Brust und ziehe die Decke an meinen Körper. Hunter setzt sich hin, zieht die Knie an und stützt die Ellenbogen darauf ab. »Es tut so verfickt weh, Xyla.«

»Ich weiß«, antworte ich wimmernd und greife nach seinem Arm. Tröstend reibe ich über seine Haut.

»Es tut weh, dass mein Herz flattert, wenn ich dich ansehe.« Seine Worte reißen mir fast den Boden unter den Füßen weg. Blinzelnd sehe ich ihn an, unterdrücke ein überrumpeltes Lachen und nicke verständnisvoll. All die Jahre habe ich mir nichts mehr gewünscht, als dass Hunter sich in mich verlieben würde. Jetzt verpasst sein Geständnis meinem Herzen einen mächtigen Dämpfer. Wie eine Dornenranke schließt sich die Erkenntnis um mein Herz. »Ich liebe Alex, Xyla«, sagt er flüsternd und streckt doch die Hand nach meinem Gesicht aus. »Aber plötzlich fühlt sich alles so ... so echt an. Verstehst du?« Ich schlucke und schüttle mit gerunzelter Stirn den Kopf. Flüchtet Hunter sich durch mich aus seiner Trauer? »Gott, ich liebe Alex, werde ich immer tun, auch wenn sie nicht mehr lebt. Ich habe alles für sie riskiert, weil ich sie unbedingt wollte. Wollte, dass sie meinen Namen trägt und sich für immer an mich bindet. Ich wollte alles oder gar nichts. Dieser verfluchte Egoismus meinerseits. Und ich ... Fuck. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich jemals vergleichbar fühlen könnte, nachdem ich endlich begriffen hatte, dass Alex nicht mehr zurückkommt. Aber dann bist du wieder in mein Leben getanzt, Xyla. Plötzlich warst du wieder da und hast mich mit deinem Lächeln, deiner Stimme, deiner Ausstrahlung und deiner Liebe eingefangen. Aufgefangen. Gott, du hast mich zusammengesetzt, Xyla. Ob du es glaubst oder nicht, als ich heute Nacht im Wagen von Hana saß und zurück nach Hause gefahren bin, da wollte ich einfach nur zu dir. Du bist verflucht nochmal die erste Person in meinem Kopf gewesen, nachdem ich einen Mord begangen habe«, beichtet er mir. Starr sehe ich ihn an, höre ihm zu und verarbeite. »Ich weiß nicht, ob es ein gutes Zeichen ist, aber es fühlt sich verdammt gut an.«

ERASE YOU | 18 +Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt