HUNTER
Dunkelrotes Blut fließt über meine Fingerspitzen. Das Jagdmesser, mit dem er Larissa ermordet hat, ihr Herz aus ihrer Brust und mein Kind aus ihrem Bauch geschnitten hat, steckt in seinem Oberarm. Octavio beißt die Zähne zusammen, sieht mir wütend entgegen und spuckt Speichel und Blut auf den alten Holzboden. Mein Herz hämmert gegen meine Rippen, aber ich lasse mich nicht beirren. Lass die Schwäche nicht gewinnen. Brennender Hass pulsiert mit unbändigem Zorn in meinem Magen und hat mir die Nahrungsaufnahme unmöglich gemacht.
Mein leiblicher Vater hängt an drei Ketten an einem Rohr und baumelt an der Decke vor sich hin. Alexandra liegt auf dem Esstisch, direkt vor Octavio. Festgebunden an Handgelenken und Knöcheln. Ihr Kopf in einer Schraubzwinge festgespannt. Blut rinnt von ihrer Schläfe hinab, trotzdem lächelt sie gelassen. Sie beobachtet mich, wie ich Octavio das Leben aussauge. Genüsslich reiße ich das Messer aus seinem Fleisch und lächle, weil er aufschreit.
»Hunter, bitte«, dringt Slaters Stimme an mein Ohr. Mit einer erhobenen Augenbraue drehe ich mich zu ihm um. Er kauert an der Heizung, festgebunden mit Handschellen. Zwischen seinen Armen hängt Titus Taylor. Ich habe den Mistkerl dank Mav aus dem Knast befördert und in die Hölle eingeladen. Er ist bewusstlos, weil ich ihm den Oberschenkel bis zum Knochen aufgeschlitzt habe. Sein gebrochenes Knochenstück drückt sich durch das Fleisch empor. Es ragt auf, wie ein Stock. »Du musst das nicht tun, okay? Wir verschwinden und du hörst nie wieder von uns, einverstanden? Ich verspreche es dir.« Sein Flehen ist beinahe niedlich.
»Verzeih mir, wenn ich nicht allzu viel auf deine Versprechen gebe, Slater.« Mein Zischen lässt ihn schlucken. Mit einem Seufzen drehe ich mich auf dem Absatz um und schlendere auf ihn zu. Seine Augen weiten sich und er versucht wegzurutschen, als ich vor ihm in die Hocke gehe. Jedoch ist hinter ihm eine Wand und solange er kein Geist ist, wird er nicht durchkommen. »Du hattest nämlich deinen widerwärtigen Schwanz in meiner Freundin, allein das ist Grund genug, um dich umzubringen. Dass du sie, zu allem Überfluss, vergewaltigt hast, ist ein hübscher Bonus für den Höllenfürsten.« Wieder schluckt er und wirft einen gehetzten Blick zu seinem Onkel. Der Feigling ist immer noch bewusstlos. Womöglich war der Schlag auf seinen Hinterkopf ein zusätzlicher Schwachpunkt. »Deshalb werde ich mich mit deinem besten Stück ganz besonders beschäftigen. Aber zuerst nehme ich mir deinen Bruder vor«, flöte ich und stehe auf. Slater sieht mich erschrocken an.
Tief atme ich durch, gebe ein gespieltes resigniertes Seufzen von mir und lasse meine Schultern kreisen. »Du mieser Wichser«, zischt Octavio, als mein Blick sich wieder auf ihn richtet. Sein Arm blutet ziemlich stark. Nachdenklich tippe ich mit der Messerspitze an mein Kinn und lege den Kopf schief.
»Hunter«, versucht Slater es wieder. Er reißt an den Handschellen, was ein metallisches Geräusch verursacht. Gelangweilt sehe ich über meine Schulter. »Würde Xyla wirklich wollen, was du gerade tust? Denk doch mal nach. Sie ist so -« Die Worte bleiben ihm im Hals stecken, als ich ein Taschenmesser nach ihm werfe. Die Klinge landet in seiner Schulter und er schreit auf.
»Nimm ihren Namen gefälligst nicht in den Mund. Du hast dein Recht darauf verwirkt. Vielleicht würde ich dich verschonen, wenn du sie nur gefickt hättest, aber du hast sie missbraucht! Vergewaltigt, obwohl sie bis zu diesem Zeitpunkt freiwillig mit dir geschlafen hat. Weil du ein abartiges menschliches Wesen bist und deine Grenzen nicht kennst. Ich zeige sie dir gerne. Du hast keinerlei Urteilsrecht über sie oder mich. Und jetzt halt endlich die Fresse, bevor ich dir die Zunge herausschneide!« Slaters Lider flattern, unterdessen nickt er verstehend.
Eine Hand rüttelt an meiner Schulter und ich schrecke hoch. »Du hast geträumt«, flüstert Xyla. Ihre warmen Fingerspitzen streicheln über meine Lippen und ich schlucke. Meine Kehle ist ausgedörrt. Blinzelnd orientiere ich mich. Ich liege in meinem Bett. Xyla kuschelt sich an meine Seite. Mein Shirt ist schweißnass und mein Gesicht tränenüberströmt. Wieso weine ich? »Ist alles in Ordnung?«
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ERASE YOU | 18 +
Romance| DARK ROMANCE | Hunter Remington ist Xylas Traummann. Das weiß die millionenschwere Popsängerin, seitdem der talentierte und kreative Songwriter für sie arbeitet. Blöd nur, dass Hunter die Hochzeit mit seiner Jugendliebe plant und nicht das Gleiche...