KAPITEL 51

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HUNTER

Mein gesamter Körper steht in Flammen. Jede Verletzung, auch wenn sie längst verheilt ist, brennt wie das Feuer vom Teufel und offenbart meine Nachlässigkeit. Die Luft will nicht in meine Lungen, weil mein Herz dermaßen hartnäckig gegen die verfickten Gefühle in meiner Brust kämpft, dass auch eine Lungentransplantation nichts bewirken würde. Hughs Hände um meinen Kragen scheuern an der Narbe in meinem Nacken und die Übelkeit breitet sich in meinem Magen aus. Ein massiger Klumpen, der sich einen Weg in meine Kehle bahnen will.

»Wenn du sterben willst, dann gib auf. Dann sei nicht so feige. Hör auf zu essen und zu trinken. Verhungere elendig und gib Xyla frei, verdammt. Lass zu, dass ein anderer Mann sie fickt, weil du kein Mann mehr bist, der es verdient hätte. Du bist eine Lachnummer, Hunter. Das Mädchen leidet seit Monaten deinetwegen und du kriegst nicht mehr hin, als sie zu einem fucking Blowjob zwingen zu wollen. Du bist nicht besser als Slater«, zischt er mir ins Gesicht. Seine hasserfüllten Augen richten sich angewidert auf mein Gesicht. Ich schlucke, aber die Worte in meinem Kopf wollen nicht heraus. »Alex, würde sich für den Mann schämen, der du geworden bist, Bruder.« Damit zerreißt er alles in meinem Inneren. Das ist der Satz, den ich nie in meinem Leben ertragen werde, ganz gleich wie lange es noch ist. »Und ich bin froh, dass deine Tochter niemals einen dermaßen widerwärtigen Vater erlebt hat.« Hugh knurrt mir ins Gesicht und packt fester in meinen Kragen.

Die Schmerzen durchzucken mein Bein und ich ziehe die Brauen zusammen. Ich kann nicht zulassen, dass der Schmerz mich überwältigt oder dass meine Brüder bemerken, wie ich leide. Die Tränen brennen in meinen Augen, als in meinem Verstand der Anblick von Harlow aufflackert. Wie sie über den Strand gerannt ist, den sie niemals lebendig erleben durfte. Wie sie mich umarmt und geküsst hat. Und wie bedauernd Alex mich angesehen hat.

Der Zorn in meinem Bauch löst sich auf und ich schlucke. Meine Hände zittern, aber Hugh ist längst nicht fertig. Er macht mich nieder, weil ich meine Familie behandle wie einen Haufen Scheiße. »Lass meinetwegen deine Schwäche gewinnen, weil du im Augenblick ohnehin nichts bist ohne sie. Du kämpfst nicht. Für niemanden. Weder für dich noch für Alex oder Xyla oder deine Tochter, die der Wichser Octavio Creek brutal ermordet hat. Ein unschuldiges Baby, verflucht. Du hast die Chance, sobald du deinen Arsch hochkriegst und für deine Familie kämpfst, dich an ihm zu rächen. Und du tust nichts, außer in Selbstmitleid zu versinken. Du bist erbärmlich, Hunter. Was ist aus unserem großen Bruder geworden, zu dem die ganze Familie aufgeblickt hat? Du widerst mich an.« Hugh löst seine Hände von meinem Kragen und tritt einen Schritt zurück.

Der Schmerz überfällt meinen Körper und ich kann mich nicht mehr halten. Wuchtig knalle ich auf den Boden und starre zu meinem Bruder hinauf. »Bitte mich jetzt und ich werde es mit Freuden tun«, zischt er und schüttelt mit angespanntem Kiefer den Kopf. »Bitte mich, dich umzubringen und ich hole das Messer und ramme es dir mit Freuden ins Herz. Denn ein Mann wie du hat es nicht verdient, von einer Frau wie Xyla umsorgt und geliebt zu werden. Du hast es nicht einmal verdient, zu atmen, wenn sie im selben Raum ist. Vielleicht hat Hudson Schiss davor, aber ich nicht. Ich werde dich töten, wenn du es jetzt von mir verlangst, weil nirgendwo da drin, was von meinem großen, respektierten und starken Bruder übrig geblieben ist«, knurrt er. Er ballt die Hände zu Fäusten und starrt auf mich herunter.

Meine Hände zittern, mein Puls beschleunigt sich und ich sehe zu Xyla. Howard hält sie am Arm fest, während sie mich weinend ansieht. In ihren Augen schimmert Hoffnungslosigkeit und ich beiße die Zähne zusammen.

Hugh lacht abfällig, streckt den Rücken durch und rauscht aus der Küche. Hudson wirft mir einen besorgten Blick zu und Howard folgt unseren Brüdern. Xyla wimmert und ich sehe die Kraft ihren Körper verlassen, als die Blockade in meinem Inneren gesprengt wird. Sekunden später rolle ich mich wie ein Kind auf dem Boden zusammen und weine gegen meinen Pullover, in dem ich mein Gesicht vergrabe.

ERASE YOU | 18 +Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt