KAPITEL 20

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XYLA

Umständlich schäle ich mich in der Garderobe in das hübsche Kleid, welches für die Feier bereitgelegt worden ist. Mia hat es besorgt. Und was soll ich sagen? Sie kennt mich unfassbar gut. Das Kleid ist über und über mit Strasssteinen verziert. Ein Markenzeichen von Xyla Palladino und eine Obsession von der wahren Xyla. Funkelnd wirft es das Licht der Neonröhren an die Wände und ich lächle mir breit im Spiegel entgegen.

Zum Glück sitzt mein Make-up noch, deshalb fasse ich meine Haare lediglich zu einem hohen Zopf zusammen und schlüpfe in die Heels. Vorfreude blubbert in meinem Blut, weil ich den anstrengenden Teil des Abends hinter mir habe. Zwar muss ich mich noch einigen Gesprächen mit wichtigen Vorsitzenden stellen, aber darin bin ich gut. Solche Gespräche machen mich nicht nervös. Was mich sehr wohl nervös macht, ist die Tatsache, dass Hunter da draußen ist. Er ist in der Menschenmenge, auch wenn ich ihn nicht sehe.

Tief atme ich durch und trete in den überfüllten Saal. Sofort entdecke ich Mia, die sich mit ihrem hinreißenden bodenlangen roten Kleid mit einem schicken Anzugträger unterhält. Nikolai Brown, einer der Chefs des Labels und Mia total verfallen. Sie hat ihn um den Finger gewickelt, was Hugh mit einem missmutigen Blick beobachtet. Er steht etwas abseits und nippt an einem Whiskey. Kurz huschen meine Augen über die Gesichter der umstehenden Gäste. Hunter ist nicht dabei. Also straffe ich die Schultern und gehe auf Mia zu. Mit einem Lächeln trete ich dicht an sie heran und lege ihr die Hand auf den Arm.

»Die Frau der Stunde«, begrüßt mich Nikolai mit ausgebreiteten Armen. Er drückt mich nur sehr zurückhaltend. Natürlich weiß auch das Label, was mir passiert ist. Dafür hat Mia sorgen müssen, um Slater loszuwerden. »Sie waren fabelhaft, Xyla. Ich sagte gerade zu Mia, dass wir uns dringend in den kommenden Tagen zusammensetzen müssen, um Ihren weiteren Werdegang zu besprechen.« Seine Stimme ist angenehm warm und ich schenke ihm ein dankbares Lächeln.

»Vielen Dank, Nikolai. Es freut mich sehr, dass Ihnen mein Auftritt gefallen hat«, plaudere ich.

»Nicht nur mir, Xyla. Ich lasse Sie jetzt allein und werde mich den geschäftlichen Themen widmen. Entschuldigen Sie mich und genießen Sie ihren Abend«, verabschiedet er sich. Er drückt Mia kurz an seine Brust und ich bilde mir ein, das Knurren von Hugh zu hören, als er ihr einen Kuss auf die Wange drückt. »Es hat mich gefreut, dich wiederzusehen, Mia«, flirtet er und zieht sich zurück. Kaum ist er verschwunden, nimmt Hugh seinen Platz an Mias Seite ein und mustert ihre Wange, als hätte Nikolai einen Abdruck hinterlassen. Falls Mia auffällt, wie er sanft über ihre Wange streichelt, lässt sie es sich nicht anmerken. Hugh sieht aus, als würde er Dreck entfernen.

»Du warst spitzenmäßig«, wiederholt Mia und strahlt mich an.

»Danke, Süße. Aber das ist mein Job, nicht wahr?«

»Das war Meilen von deinem bisherigen Job entfernt, Xyla. Du hast gesungen, als würde es um dein Leben gehen«, führt sie aus. Es ging um mein Leben, Mia. Darum, dass Hunter mir nicht das Herz aus der Brust nimmt und in seine Tasche stopft.

»Ich muss ihr zustimmen. Du warst grandios«, pflichtet Hugh ihr bei. »Darauf sollten wir anstoßen. Ich besorge Drinks.« Hugh kippt den Whiskey runter und schiebt sich in Richtung Bar vor.

»So, jetzt verrat' es mir. Hast du gekifft oder Pillen geschmissen?« Forschend sieht mich meine Managerin an.

»Selbst wenn es so wäre, was es nicht ist, wäre es wohl kaum sonderlich klug meiner Managerin sowas zu beichten, oder?«, scherze ich. Hugh kommt mit drei Gläsern zurück und spricht einen Toast, dann stoßen wir an.

Die nächsten Stunden sind gefüllt von Geplänkel, Scherzen, Glückwünschen und Lobpreisungen. Irgendwann schaffe ich es, Mia zu überreden, dass sie endlich mit mir tanzen geht. Die einflussreichen Personen des Labels sind längst weg und jetzt steigt die richtige Party.

ERASE YOU | 18 +Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt