XYLA
Der Geruch von Kaffee holt mich aus dem komatösen Schlaf, in den Hunters Hände mich sanft gestreichelt haben. Es ist ein Segen, wenn er seine Fingerspitzen sanft über meine Haut ziehen lässt, bis ich in den Schlaf abdrifte. Flattrig öffne ich die Augen und begegne seinem Lächeln.
»Guten Morgen«, raunt er und hält mir eine Tablette unter die Nase. »Mund auf, Trophy.« Ich komme seiner Forderung nach, denn hinter meinen Schläfen beginnt es schmerzhaft zu pochen. Hunter schiebt die Tablette auf meine Zunge und hält mir eine Tasse mit dampfendem Kaffee unter die Nase. Brav nippe ich an dem braunen Gold und würge die Tablette herunter. »Hast du gut geschlafen?« Hunter legt schmunzelnd den Kopf schief. Gähnend nicke ich, ehe ich erneut einen Schluck Kaffee trinke.
»Viel zu gut«, seufze ich und falle rückwärts ins Kissen. Hunter lacht dunkel und die Sinnlichkeit in diesem Ton lässt mich seufzen. Ist es normal, dass man seinen Partner jedes Mal flachlegen will, weil er einfach nur lacht? Vermutlich nicht. Und wahrscheinlich ist es sogar ziemlich ungesund, wie tief meine Liebe für diesen Mann greift.
»Ich muss mit dir über etwas reden, Xyla«, murmelt er nach zwei Minuten der Stille. Der Kaffee ist halbleer und die Schmerztablette wirkt im Kampf gegen den hämmernden Schmerz, allerdings steigt bei Hunters Gesichtsausdruck die Übelkeit in meinen Rachen. Das Gefühl schnürt mir die Luft ab. »Und für dieses Gespräch würde ich dich gerne zu einem Ausflug entführen.« Seine Ausführung hebt meine Brauen. »Ich möchte nicht, dass meine Geschwister oder Dad davon etwas mitbekommen.«
»Okay«, sage ich verunsichert. Meine Hände zittern, während ich die Tasse auf den Nachttisch stelle. »Muss ich mir Sorgen machen?«
»Eventuell müssen wir uns beide Sorgen machen, aber für den Moment würde es genügen, wenn du dich fertigmachst und wir aufbrechen«, raunt er und drückt einen flüchtigen Kuss auf meine Lippen. »Ich hab dir die Heizung im Badezimmer angemacht.« Mit einem letzten Lächeln verlässt er das Zimmer. Seine Fürsorge drückt mich nieder, obgleich sie einer der Gesichtspunkte ist, aufgrund derer ich mich in ihn verliebt habe. Mir gegenüber ist das Verhalten zwar nicht fremd, trotzdem beunruhigt mich etwas. Irgendein Ausdruck in Hunters Augen, eine Tonlage in seiner Stimme. Etwas stimmt gewaltig nicht.
Eine Stunde später sitze ich neben Hunter auf der Rückbank eines Wagens, der von einem Chauffeur gelenkt wird. Kegan hat zwar gesagt, dass Hunter durchaus wieder selbst fahren darf, allerdings hat er ihm davon abgeraten, wenn er sich noch nicht bereit fühlt. Hunter fühlt sich nicht bereit, deshalb bringt der Fahrer von Everett uns an unser Ziel.
Wir steigen an einem Waldrand aus. Die Sonne bricht durch die hohen Tannen und taucht die Gegend in eine mystische Beleuchtung. Unruhe plätschert durch mein Blut, doch Hunter nimmt nur lächelnd meine Hand und zieht mich auf einen Waldweg. Versteckt zwischen Sträuchern, Büschen und hohen Nadelbäumen, schlendern wir umher. »Was ist los, Hunter?«, frage ich nach einigen Minuten vorsichtig.
Tief atmet er durch und fährt sich durch die Haare. Seine Augen zucken über den Waldboden, über die Wipfel der Bäume und über unsere verschlungenen Hände. Eine Blässe legt sich auf seine Haut und er schluckt schwer. Die Unruhe verwandelt sich in waschechte Panik, während ich auf seine Stimme warte. Es fühlt sich an wie Stunden, bis Hunter Luft holt und stehen bleibt. Seine graugrünen Iriden fixieren sich auf mein Gesicht. »Ich liebe dich, Xyla, das weißt du, oder?«
»Um Gottes willen. Du servierst mich ab, oder?« Ich habe kaum Zeit, über den Gedanken überhaupt nachzudenken, da sind die Worte schon über meine Lippen.
»Ich ... was? Nein!«, ruft er erschrocken. Umgehend zieht er mich dichter an seinen warmen Körper und schlingt die Arme um mich. »Es hat nichts mit unserer Beziehung zu tun, Trophy, obwohl es alles mit unserer Beziehung zu tun hat.« Seine Worte geben mir tausend Rätsel auf. Hunter drückt einen festen Kuss auf meine Stirn und streicht mir einige Strähnen hinters Ohr. Mit den Augen verfolgt er seine Hände, ehe er mir wieder in die meinen blickt. Mein Herz holpert, mein Hals wird eng. Tränen brennen hinter meinen Lidern und ich schlucke schmerzhaft.
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ERASE YOU | 18 +
Romance| DARK ROMANCE | Hunter Remington ist Xylas Traummann. Das weiß die millionenschwere Popsängerin, seitdem der talentierte und kreative Songwriter für sie arbeitet. Blöd nur, dass Hunter die Hochzeit mit seiner Jugendliebe plant und nicht das Gleiche...