XYLA
Mein Hals kratzt wie Sandpapier, als ich am späten Nachmittag das Studio verlasse. Mein Herz scheuert, weil ich Hunters Worte gesungen habe. Jede Zeile hat mich an seine Stimme, an seine Anweisungen und seine Ratschläge erinnert. Die Tränen wusste ich zu verbergen. Pippa hätte ich sie nicht erklären können. Eine professionelle Sängerin weint nicht, wenn sie im Studio steht und ihre neue Platte aufnimmt. Zumindest nicht, weil sie Liebeskummer hat. Liebeskummer, weil mein Traummann eine andere Frau geheiratet hat. Die Frau, die er liebt. Die Frau, die nicht ich bin und niemals sein werde.
Über den Tag hinweg hat Hunter mehrmals versucht, mich telefonisch zu erreichen, hat Nachrichten auf meiner Mailbox hinterlassen und Textnachrichten geschickt. Ich verbanne ihn jedes Mal von meinem Bildschirm, weil ich es nicht ertrage. Vor der Villa steige ich aus dem Wagen und Mia ruft mich an.
»Hey Süße«, flöte ich und streiche mir die Haare aus dem Gesicht. Das Erdgeschoss ist hellerleuchtet und ich kann Slater durch die Vorhänge im Wohnzimmer ausmachen. Musik dröhnt zu mir heraus.
»Ach wie schön. Du lebst«, zischt sie angesäuert. »Hunter war eben ziemlich aufgelöst am Telefon, weil er dich, seit Tagen nicht erreichen kann.« Mia klingt verärgert, wie damals, als ich ihr gesagt habe, dass ich jeden Songwriter entlassen werde, abgesehen von Hunter. Eine Handlung meinerseits, weil ich dachte, er wäre noch zu haben. Ich bin so dumm gewesen.
»Es geht mir gut, Mia. Ich genieße meine Kreativauszeit in vollen Zügen«, antworte ich und öffne die Haustür. Lachen brandet mir entgegen und ich steige die Treppe zu meinem Schlafzimmer hoch.
»Babe?« Slater flitzt aus der Küche und bleibt im Flur stehen. Sein Gesicht glüht und er verteilt einen Hauch Marihuanaduft. »Die Jungs sind hier und haben Essen dabei. Hast du Lust und Zeit oder musst du wieder weg?«
»Ist das Slater?«, faucht Mia an meinem Ohr.
»Ja«, antworte ich ihr, dann schenke ich Slater ein Lächeln. »Ich brauche einen Augenblick Ruhe. Später leiste ich euch Gesellschaft.« Er packt sich mein Gesicht, greift mit der anderen Hand nach meinem Hintern und presst seinen massigen Körper an meinen. Er ist erregt. Das begeisterte Kichern überrollt meine Lippen, als seine Zähne über meinen Kiefer fahren.
»Hat er gerade seine Hand in deinem Höschen?«, kreischt Mia. Slater gluckst und lehnt sich dem Handy entgegen.
»Wenn du auflegst, brauche ich keine Sekunde mehr dafür«, antwortet er an meiner Stelle. Mia gibt einen grimmigen Ton von sich und Slater beißt in mein Schlüsselbein. Er wendet sich ab und geht zurück in den Wohnbereich. Ich steige die Treppe weiter hoch.
»Kannst du mir mal erklären, was ihr in Rio veranstaltet?«
»Wir machen Urlaub, Mia«, belüge ich sie.
Ich versuche, Hunter zu vergessen, deshalb nehme ich auch seine Anrufe nicht an. Ich versuche, sein Gesicht aus meiner Erinnerung zu radieren, deshalb ficke ich mit Slater. Aber es funktioniert nicht, Mia, weil ich Hunter mit jeder Zelle vergöttere, liebe, begehre. Ich kann ihn nicht hassen. Ich will ihn ersetzen, aber es wird mir nicht gelingen.
»Entzückend. Herrgott, Xyla. Hast du dir mal überlegt, welchen Schwachsinn ich mir für das Label aus den Fingern saugen muss? Ich mutiere bald zum Staubsauger, wenn das so weitergeht.« Ich lache über meine Managerin. Mein Schlafzimmer ist angenehm kühl. Die Fenstertüren sind geöffnet und lassen die Gardinen flattern. »Erklär mir mal bitte, weswegen du die Anrufe von Hunter nicht annimmst? Er macht sich wirklich Sorgen und Alex auch«, stochert sie. Mein Herz platzt wie eine Seifenblase.
»Ich dachte, die beiden sind in den Flitterwochen?«, lenke ich ab. »Wieso macht er sich überhaupt Sorgen? Es geht mir bestens, Mia. Ich bin ein großes Mädchen und kann mir eine Auszeit nehmen, wann immer ich möchte.«
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ERASE YOU | 18 +
Romance| DARK ROMANCE | Hunter Remington ist Xylas Traummann. Das weiß die millionenschwere Popsängerin, seitdem der talentierte und kreative Songwriter für sie arbeitet. Blöd nur, dass Hunter die Hochzeit mit seiner Jugendliebe plant und nicht das Gleiche...