KAPITEL 25⚠️

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HUNTER

Harrison betritt, gefolgt von Hudson, das Esszimmer. Meine Brüder sind gänzlich schwarz gekleidet, genau wie Hana, die neben mir sitzt und Hugh, der auf seinem Handy herumtippt. Dad trägt einen Anzug, weil er uns nicht begleiten wird. Allmählich geht die Sonne unter und erinnert mich an die Nacht. Die letzte Nacht mit Xyla. An die Worte, die sie mir im Eingangsbereich an den Kopf geschleudert hat.

Ich habe die Kontrolle verloren. Maximaler Kontrollverlust, maximale Befriedigung, gefolgt von maximaler Reue. Sie würde mich lieben.

Fuck, sie hat doch keine Ahnung, wer ich bin. Ich bin ein verfluchter Kopfgeldjäger, der, wenn notwendig, einen Mord begeht.

Reue, die wie eine schwere Last an meiner Seele reißt und mich wieder in das Schuldgefühl zerrt, zerrüttet meinen Kopf. Ich müsste mich nicht schuldig fühlen. Meine Frau lebt nicht mehr. Trotzdem fühlt es sich an, als hätte ich sie betrogen. Schuldig, weil ich Xyla hart gevögelt habe, obwohl ich weiß, wie sie nach Slaters Vergewaltigung gelitten hat.

»Hunter.« Hudsons Stimme reißt mich aus meiner Gedankenwelt und ich starre blinzelnd auf das Jagdmesser, das er mir entgegenhält. »Zwar nicht dein übliches Werkzeug, aber ich dachte mir, dass du es vermutlich nicht mehr verwenden wollen würdest«, erklärt er und ich nicke langsam. Nie wieder fasse ich das Messer an, das sie für Alex benutzt haben. Es liegt eingeschlossen in einem Safe in meinem Schlafzimmer. Zaghaft lege ich meine Hand um den Griff und betrachte die scharfe Klinge. Meine Fingerspitzen fahren über das Metall und ich lasse angespannt den Nacken kreisen.

Mein Bruder verteilt die Waffen, wobei Dad ihn über den Rand seiner Zeitung beobachtet. »Ich erwarte, dass ihr euch gegenseitig beschützt«, lässt er uns wissen. Wir nicken im Einklang. Hugh schmeißt sein Handy auf die Tischplatte und steht als Erster auf.

»Lasst uns loslegen, bevor der Mistkerl sein Haus verlässt«, seufzt er und steckt die Pistole in das Holster unter seiner Jacke.

Heute ist Julian Wright dran. Der erste Mann, den Harrison auf den Überwachungsbändern der Verkehrskameras identifizieren konnte.

»Hunter?«, ruft Dad mich zurück, als meine Geschwister bereits in den Eingangsbereich gehen.

»Ja?« Mit gerunzelter Stirn lehne ich mich in den Türrahmen.

»Werde wütend, Sohn«, sagt er nur, dann widmet er sich seiner Zeitung. Ich nicke, löse mich vom Türrahmen und folge meinen Geschwistern.

Hana fährt und ich sitze auf der Rückbank. Harrison lotst sie durch die Stadt, Hugh starrt mit wütenden Augen aus dem Fenster und Hudson summt ein geschmackloses Lied aus einem Horrorfilm. Ich balle die Hände zu Fäusten, realisiere die Steigerung meines Pulses und lasse es zu.

Lasse zu, dass die Wut auf mich selbst verschwindet und durch den Zorn ersetzt wird. Ich schiebe die Schuldgefühle wegen Alex' Tod beiseite und male mir gedanklich meine Handlungsschritte aus. Julian Wright wird den nächsten Morgen nicht erleben, dafür werde ich sorgen. Allerdings hebe ich mir die schlimmsten Qualen für eine bestimmte Person auf. Der Mann, der Alex das Herz herausgeschnitten hat und es in den Kochtopf geschmissen hat. Der Mann, der mein ungeborenes Kind mit in die Sache hineingezogen hat. Der Mann, der mein Baby aus Alex' Bauch geschnitten hat und das Herz meiner Frau aufgeschnitten und sie hineingestopft hat. Dieser Mann bekommt meinen gesamten Hass zu spüren. Und er wird beben, wenn er realisiert, dass er der Nächste auf meiner Liste ist.

Hana lenkt die Wagen an den Straßenrand und stellt den Motor aus. Meine Schwester hüpft mit einem wunderschönen Lächeln vom Fahrersitz und wir folgen ihr. Sie ist unser Lockvogel, weil es hierbei um einen Mann geht. Einen Kerl, der bereits nach einem geplanten Treffen in einer Bar an das Höschen meiner Schwester wollte.

ERASE YOU | 18 +Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt