XYLA
Die Tränen brennen hinter geschlossenen Lidern. Ich habe mich umständlich auf die andere Seite gekämpft, somit Hunter den Rücken zugedreht und die Augen geschlossen. Er hat meine Schulter gedrückt und hat sich zurück auf die Couch gelegt. Jetzt weine ich, während ich seinem regelmäßigen Atem lausche. Ich weine, um meine körperliche Unversehrtheit.
Slater hat mich vergewaltigt. Allein aus diesem Grund bin ich hier und muss meinen Körper von Ärzten gesund pflegen lassen.
Ich fühle mich schäbig. Kann nicht verstehen, wie ich zulassen konnte, dass er sich so entwickelt. Vielleicht ist Slater schon immer ein solcher Mann gewesen und ich konnte es nicht sehen. Womöglich habe ich mich zu sehr an seine scheinbar rettende Hand geklammert, damit ich Hunter loslassen kann.
Ich weine um Alexandra, weil sie ein Schicksal erlitten hat, das sie nicht verdient hat. Ich weine um sie, weil ich mich schrecklich fühle, aufgrund der Eifersucht in meiner Brust, die ich all die Jahre verspürt habe. Ich weine um Hunter, weil er die Liebe seines Lebens verloren hat. Weil es ihn gebrochen hat. Nur wenig weine ich um mich selbst, weil ich selbst schuld an all dem bin. Ich habe zugelassen, dass Slater seine Fänge tief in meine Seele gräbt. Seitdem ich Hunter aus meinem Leben gestrichen habe, ist es ein totales Chaos. Meine Karriere befindet sich auf dem Weg in Richtung Gipfel, unterdessen zerschmettert mein Herz an den Wänden des Tunnels.
Zittrig hole ich Luft, schlucke, weil jeder Atemzug schmerzt. Eine erneute Tränenflut überrollt mich und ich klammere mich an das Kissen unter meinem Kopf. Schritte auf dem Gang und leise Gespräche. Die Krankenhausangestellten lassen nicht zu, dass ich daran glaube, mir alles eingebildet zu haben.
Ich lausche in mein Inneres, aber kann nichts finden. In mir ist alles leer. Lediglich Hunter flimmert in meinem Herzen, woran es Stück für Stück zerbricht.
Er will dich nicht, Xyla.
Slaters Worte haben die schmerzliche Wahrheit nicht ausgeschmückt oder verharmlost. Ich will Hunter. Er will mich nicht. Hunter will sterben, weil seine Frau umgebracht worden ist. Er würde lieber im Tod seinen Frieden finden, als weiterhin ohne Alexandra zu leben. Und wenn Hunter von dieser Welt verschwindet, werde ich ihm folgen. Im Augenblick habe ich ohnehin nichts mehr, das sich für ein Überleben eignen würde. Meine Musik ist nur noch ein Schatten, weil Hunter davon kein Teil mehr ist. Meine Stimme nur noch ein erzwungenes Instrument, deren Saiten ausgewechselt gehören.
Ich bin Xyla Palladino. Ich bin ein Nichts. Ein Nichts für Hunter. Ein Nichts für Slater. Und für mich ebenso.
Mit aller Kraft unterdrücke ich das Wimmern und weiche dem nassgeweintem Stoff aus. Es wird nichts bringen, weil ich vermutlich die ganze Nacht weinen werde. Solange, bis Hunter aufwacht und ich mein künstliches Lächeln aufsetze. Bis ich zu Hause bin und die Tür hinter mir schließe.
Plötzlich legt sich eine Hand um meine Schulter. Ein wärmender Arm schiebt sich unter meinen Oberkörper und umfasst mich.
»Ich bin hier«, flüstert er in meine Haare.
Das Schluchzen bricht aus meiner Kehle. Hunter klettert ins Bett und drückt mich an seine Brust. Er vergräbt seine Nase in meinen Haaren und murmelt leise. Ich verstehe nicht, was er sagt, weil die Trauer meine Ohren rauschen lässt. Seine Hand streichelt zärtlich über meinen Rücken und ich breche in tausend winzige Stücke. Ich weiß nicht wie lange ich weine, aber irgendwann streichelt Hunter die feuchten Strähnen aus meinem Gesicht und lehnt sich über mich.
Ich lasse meine Augen geschlossen, weil ich dem Risiko aus dem Weg gehen will. Dem Risiko in seinen Augen zu ertrinken und mich nicht mehr zu erholen. Zärtlich streicht seine Nase über meine Wange.
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ERASE YOU | 18 +
Romance| DARK ROMANCE | Hunter Remington ist Xylas Traummann. Das weiß die millionenschwere Popsängerin, seitdem der talentierte und kreative Songwriter für sie arbeitet. Blöd nur, dass Hunter die Hochzeit mit seiner Jugendliebe plant und nicht das Gleiche...