KAPITEL 26

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XYLA

Tropfnass klettere ich aus meinem beheizten Pool und reibe mich mit einem Handtuch trocken. Der schwarze Bikini schmiegt sich an meine Kurven. Stellen, die Hunter in der vergangenen Nacht mit seinen starken Händen gepackt hat. Er hat mich in den Himmel entführt und mich am nächsten Morgen in die Hölle gestoßen.

Er bereut den Sex. Er bereut die Küsse. Er bereut die ganze Nacht.

Tief atme ich durch, ziehe den Bademantel über und tapse zurück ins Haus. Die Beleuchtung ist gedimmt, weil die Helligkeit meinen verweinten Augen wehtut. Nur leise plätschert eine Playlist im Hintergrund, während ich mich in die Küche begebe. Ich habe die Türen zum Strand aufgeschoben und lasse mich von der Meeresbrise umspülen. Summend wiege ich die Hüften zu einem Track, der Hunter letzte Nacht an meinen Körper gepresst hat.

Das Weinglas füllt sich und ich plumpse mit einem seligen Lächeln auf den großen Liegeplatz am Pool. Es ist längst dunkel, aber die Heizstrahler wärmen meinen Körper. Seufzend lasse ich den Kopf gegen die Lehne sinken, nippe am Wein und schaue aufs Meer hinaus.

Wellen spülen Muscheln an den Strand, in der Nachbarschaft bellt ein Hund und einige Vögel singen leise ihre Schlaflieder. Ich habe Hunter mein Herz ausgeschüttet. Jetzt kennt er die Wahrheit und ich fühle mich befreiter. Leichter, weil ich es ihm wütend an den Kopf geschleudert habe. Zwar habe ich mir gewünscht, dass er mich ebenso will, wenn er es erfährt, aber dazu wird es nicht kommen. Für ihn war alles ein Fehler.

Ich scrolle durch die Nachrichten auf meinem Handy. Keine davon ist von Hunter. Mia, Mom und einige Bekannte. Ich antworte allen und kuschle mich in eines der Kissen, als es an meiner Tür donnert. Das ist kein normales Klopfen, sondern ein donnernder Ton, wie das Gewitter am frühen Abend.

Mit gerunzelter Stirn stehe ich auf und stelle das Weinglas auf dem Tisch ab. Wieder donnert eine Hand auf die Tür ein. Rufus muss die Person kennen, wenn er sie nicht längst von der Tür weggeholt hat. Ich wickle den Bademantel enger um meine Brust, fahre mir durch die feuchten Haare und öffne die Tür.

Erschrocken weiten sich meine Augen. Rasend schnell habe ich jeden Zentimeter von Hunters Erscheinung studiert. Blut klebt an seinem Gesicht und seinen Händen. Sein Atem geht abgehackt und ich werfe einen Blick hinter ihn. Wieder starre ich seine Hände an, dann traue ich mich, in seine Augen zu sehen.

Hunter ist weg. Mein Hunter ist nicht Teil dieses Mannes, trotzdem trete ich wortlos zur Seite und lasse ihn in mein Haus.

Er riecht nach Rauch und einer beißenden Note. Mit gefurchter Stirn und verschränkten Armen lehne ich mich gegen die Wand. Hunter sieht mich tonlos an, leckt sich die Lippen, dann macht er einen Schritt auf mich zu. Hastig hebe ich die Hand und drücke sie gegen seine Brust. Feuchtigkeit benetzt meine Fingerspitzen und ich schüttle leicht den Kopf. Das pechschwarze Hemd spannt über seinen angespannten Armen und ich sehe auf seine blutgetränkten Hände hinab. Die Spuren ziehen sich über seine Unterarme.

»Wessen Blut ist das?«, frage ich zittrig. Angst brandet in mir auf. Ich denke an Slater, aber sowas würde ich Hunter nicht zutrauen. Er würde ihn nicht verprügeln. Oder doch?

»Nicht meins«, antwortet er knapp und schluckt.

»Das sehe ich. Ich wollte auch nicht die Bestätigung, dass es nicht dein Blut ist, sondern die Information, wem es gehört«, sage ich spitz. Hunter hebt eine Braue.

»Unwichtige Kleinlichkeit, Xyla«, murmelt er. Tief atme ich durch und trete an ihm vorbei.

»Möchtest du einen Drink?« Mein Ton ist alles andere als freundlich, allerdings ist es mir im Augenblick gleichgültig. Ein blutüberströmter Hunter wirft mich aus der Bahn. Ich sollte die Polizei rufen, aber eine leise Stimme in meinem Inneren hält mich davon ab.

ERASE YOU | 18 +Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt