ERASE YOU | 18 +

KAPITEL 7

XYLA

Vierundsiebzigtausend Menschen schreien meinen Namen, nachdem der letzte Song von Slaters Stimme verklungen ist. Das letzte Konzert der Tour und ich bin schweißgebadet, obwohl ich noch nicht auf der Bühne stand. Einfach, weil Slater mit flirrenden Ausstrahlung in meine Garderobe spaziert ist, bevor er die Stufen zur Bühne hochgestiegen ist. Er hat mich erhitzt, zurückgelassen und lachend den Raum verlassen.

Mit adrenalinbeschwingten Schritten springt er die Stufen alle auf einmal herunter und rennt in meine Richtung. Ein freudiger Schrei entweicht meinen Lippen, als er mich packt und im Kreis herumwirbelt. Seine Küsse bedecken meine nackten Schultern. Das weiße Spitzenhöschen, welches nur das Notwendigste bedeckt, offenbart beinahe meine Erregung. Slater ist nicht nur ein Gott im Bett, sondern auch auf der Bühne. Alle Töne mit seiner tiefen Stimme sind perfekt. Der Gürtel um meine Hüfte, von dem lange Bänder mit Strass hinabfallen, klimpert um meine Oberschenkel. Slater hebt mich auf seine Hüfte und küsst mich gierig. Sofort reißt die Leidenschaft mich mit und ich fahre mit den Nägeln unter sein schweißnasses Shirt.

»Reiß die Hütte ab, Babe«, flüstert er euphorisch und richtet meinen Lippenstift. Umgehend steht meine Visagistin neben mir und beseitigt die Spuren von seinen überfallenden Küssen, nachdem er mich abgesetzt hat. Slaters Fingerspitzen streifen sachte über das Strassbustiere. Entfachen eine Welle der Erregung, sodass ich keine Lust mehr auf meinen Auftritt habe. Meine Mitte pulsiert. »Na los, Babe. Beweg dich«, fordert er mich mit einem Klaps auf meinen Hintern auf. Die Stylisten legen letzte Hand an und schieben mich auf die Bühne. Mia kreischt mit Slater um die Wette. Der hinreißende Mann reibt sich den Schweiß vom Nacken und beobachtet mich konstant.

Die Fans flippen aus und ziehen mich in den Rausch der Euphorie. Sie kreischen meinen Namen, applaudieren und halten Banner in die Luft. Ich sehe Herzchen, die sich um Slaters und meinen Namen ranken, flehende Worte um Autogramme und Liedwünsche. Winkend stelle ich mich in die Mitte der Bühne, direkt auf meine Markierung und schließe die Augen. Die Lichter gehen aus und ein Meer aus LEDs erhellt die Masse zu meinen Füßen.

Das Konzert ist berauschend und ich liebe jeden Augenblick davon, bis die Lichter gedimmt werden und ich spüre, was jetzt kommt. Zwei Stunden volle Power hinterlassen ihre Spuren. Meine Beine zittern allmählich, unterdessen hole ich tief Luft und schenke meinen Fans ein strahlendes Lächeln. Kurz huscht mein Blick zu Slater, der mir ein aufmunterndes Lächeln schenkt.

Die ersten Akkorde von dem gefühlsvollsten, ehrlichsten und tiefgründigsten Song des gesamten Konzertes erklingen und ich hebe den Blick. Ein Scheinwerfer tanzt über die Menge, bis er mich einfängt. Das Strassoutfit funkelt wie ein Feuerwerk, wirft Lichtreflexionen auf den schwarzen Bühnenboden. Und dann singe ich den Song, mit dem ich Hunter freilasse. Meine Seele setzt sich zusammen und ich kann spüren, wie ich heile. Heilung von Hunter und der unerwiderten Liebe zu ihm. In den letzten zwei Jahren hat mir Slater über jede Hürde geholfen. Fast ein Jahr habe ich in Brasilien gelebt, gearbeitet und gelacht. Das letzte Jahr wurde ich in einen Tourbus gepfercht und es hat mir gutgetan. Ihn nicht zu sehen, nichts von ihm zu hören oder zu lesen. Es hat zu meiner Heilung beigetragen. Und trotzdem singe ich den Song, den ich dank Slater geschrieben habe, um abzuschließen.

»Oh here it goes, another sunrisecloud, that's been telling me loud there is no other way, than to erase you. No things that holding me back. Nothing more to break my back, but so much more for you to break me«, singe ich flüsternd der Menge entgegen. Ich spüre die Tränen in meinen Augen aufsteigen. Hastig schüttle ich den Kopf, wobei meine blonden Locken um meinen Kopf tanzen. Es ist mein eigens erschaffener Teil der Choreografie für den Song. In meiner Fantasie steht Hunter direkt vor mir und ich schmettere die Sätze weinend in sein Gesicht, obwohl ein professioneller Tänzer seine Rolle in dem Stück übernimmt. Wie glitzernde Perlen kullern Tränen über meine Wangen.