Kapitel 3: Slug-Klub

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Hermine zog ihren Umhang enger und versuchte, sich an den Wasser-Abweis-Zauber zu erinnern, von dem sie in den Sommerferien gelesen hatte. Er war langanhaltender und effektiver als der Impervio-Zauber, den sie bereits auf ihre Kleidung gelegt hatte, und sorgte zusätzlich für einen leichten Kälteschutz.

Es war kühl und neblig auf den Ländereien und sie war sich nicht mehr sicher, warum sie überhaupt bei den Quidditch-Auswahlspielen zusehen wollte. Für September war es ein außerordentlich trister Samstag.

Auf dem Spielfeld unter ihr versammelte Harry die große Menge der Anwärter um sich. Hermine konnte mindestens zehn Umhänge mit den Farben anderer Häuser erkennen und eine Gruppe Erstklässler drängte sich nervös kichernd um ihre Auswahl an alten Schulbesen. Seufzend lehnte sie sich zurück. Harry hatte ihr nicht glauben wollen, als sie sagte, das Interesse an ihm sei gestiegen. Es würde sicherlich kein Spaß werden, diesen Haufen zu sortieren.

Ihr Blick wanderte zu Ron, der mit Ginny und ein paar anderen aus der Mannschaft des letzten Jahres am gegenüberliegenden Spielfeldrand stand. Von hier konnte sie nicht viel erkennen, aber sie fragte sich, ob Ron noch immer so hochnäsig herum stolzierte. Und das alles nur, weil Lavender Brown ihn beim Frühstück angelächelt hatte. Wer hätte gedacht, dass ein Lächeln von ihr ihm so viel bedeutete, dass er für einen Moment seine gesamte Nervosität über das Testspiel vergaß.

Harry teilte Gruppen ein, in denen er nach Spielposition fliegen ließ, und während Hermine einigen Erstklässlern dabei zusah, wie sie von ihren Besen fielen, kam ihr die Formel für den Regenschutz-Zauber wieder in den Sinn. Mit einer lautlosen Bewegung ihres Zauberstabs beschwor sie den hauchdünnen Film, der auch die unangenehme, klamme Kälte des Niesels abhielt. Wahrscheinlich gab es kaum einen Zauber mehr, den sie noch laut aussprechen musste. Sie hätte schon viel früher mit den ungesagten Zaubern üben sollen, aber es hatte überall immer so kompliziert geklungen, dass sie auf die Anweisungen eines Lehrers hatte warten wollen.

„Sie hält sich wirklich schrecklich auf ihrem Besen", trieb eine Stimme zu ihr. Hermine entdeckte Cormac McLaggen, der mit einigen Siebtklässlern am Spielfeldrand stand und den Testflug kommentierte.

Mit einem Blick in den grauen Himmel erkannte sie die langen feuerroten Haare von Ginny, die gerade eine elegante Schleife um die Torringe drehte. Obwohl Hermine selbst nicht gerne flog, konnte sie doch ohne Zweifel sagen, dass Ginny eine hervorragende Fliegerin war, zudem schoss sie gerade das elfte Tor.

Skeptisch musterte sie McLaggen, der weiter großspurige Kommentare von sich gab. Harry hatte davon erzählt, dass er ebenfalls zu Slughorns Lunch im Hogwarts-Express eingeladen gewesen war, was bedeutete, dass er vermutlich auch zu den Slug-Klub Treffen kommen würde, zu denen auch Hermine eingeladen worden war. Sie konnte sich nicht vorstellen, was an ihm besonders faszinierend sein sollte. Er war groß und breit gebaut, aber sein hübsches Gesicht zierte ein überheblicher Ausdruck, bei dem es Hermine im Nacken kribbelte.

Das Testspiel zog sich dahin und Hermine war froh, dass sie sich Bücher und Hausaufgaben mitgenommen hatte, denn die Menge der Bewerber wollte kein Ende nehmen. Harry hatte die Hüter ganz an den Schluss gestellt, in der Hoffnung, Ron damit etwas mehr Privatsphäre zu geben, doch während das Spielfeld sich leerte, füllten sich die Ränge der Tribüne.

„Die Konkurrenz ist wirklich lächerlich. Habt ihr Weasley gesehen? Der lässt ja schon seinen Besen fallen, wie soll er da einen Quaffel halten?" Verächtliches Lachen wehte zu Hermine herüber.

Hätte sie den Sprecher nicht gesehen und wäre die Stimme etwas leiser gewesen, sie wäre sicher gewesen, einen Slytherin vor sich zu haben. Doch während Malfoy anscheinend Besseres zu tun hatte als sich über das Testspiel der Gryffindors lustig zu machen, höhnte McLaggen über seine eigenen Hauskameraden.

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