Kapitel 15: Bitte

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Hermine starrte auf die Stelle, an der Malfoy ihr eben zugezwinkert hatte und versuchte zu begreifen, ob das wirklich passiert war. Was wollte er von ihr? Und warum hatte er so panisch ausgesehen?

Sollte sie ihm folgen? Es war eine ziemlich seltsame Frage. Einerseits verfolgte sie ihn seit drei Monaten, andererseits hatte sie es bisher immer gegen seinen Willen getan. Was hatte ihn dazu bewogen, sie zu einem Treffen zu bitten? Ihre Neugier würde sie wohl den ganzen Abend verfolgen, also musste sie es tun, aber sie würde vorsichtig sein.

Hermine schlängelte sich durch die Menge zum Ausgang. Doch ehe sie hinausschlüpfen konnte, stellte sich ihr jemand in den Weg.

„Da bist du ja", grinste McLaggen. „Ich hab dich ewig nicht gesehen. Man könnte fast meinen, du versteckst dich vor mir."

„Ich – nein", sagte Hermine unschuldig. Sie war dem großen Gryffindor eben nur halb entkommen und hatte sich dann eine halbe Stunde hinter einer Pflanze versteckt. Aber sie musste wissen, was Malfoy von ihr wollte. „Ich wollte nur etwas frische Luft schnappen."

„Lass uns etwas trinken", schlug Cormac vor und schnappte sich zwei Kelche Met von einem Tablett, das von einem Hauselfen vorbeigetragen wurde.

„Danke, ich hatte schon genug", wehrte Hermine ab, doch er drückte ihr einen Kelch in die Hand und nahm aus dem anderen einen großen Schluck.

„Drüben gibt es Musik, lass uns tanzen gehen, Hermine."

Sie unterdrückte ein Augendrehen. „Ich bin echt platt, die Luft ist hier so stickig." Sie versuchte es mit einem schmeichelnden Lächeln. „Gleich, nachdem ich kurz draußen war?"

„Ach was, ich zaubere uns einfach ein bisschen Luft, das haben wir bei Flitwick gelernt, kein Ding." McLaggen grinste sie an. Hermine stellte sich vor wie er mit dem Vergrößerungs-Zauber sämtlichen Anwesenden die Hüte vom Kopf pustete.

„Nein, wirklich, ich muss auch mal auf die Toilette." Wenn er jetzt auch mit einem Zauber dafür kam, würde sie ihn schlagen.

„Aber danach musst du mit mir tanzen. Schließlich hast du mich gefragt, ob wir zusammen herkommen. Ich habe dich nicht gezwungen."

Nein, das hatte sie tatsächlich selber verbockt. Sie hatte so viel mit Malfoy zu tun gehabt und sich über Ron geärgert, dass sie schlicht vergessen hatte, sich eine Begleitung für den Abend zu suchen. Und als Ron dann wieder so schrecklich überschwänglich auf Lavender hing, hatte sie einfach das Bedürfnis verspürt, klarzustellen, dass sie nicht allein war. Cormac hatte sie sowieso schon bei den Slug-Club-Treffen genervt, also wusste sie, dass er darauf anspringen würde. Sie hatte allerdings nicht bedacht, dass sie damit auch zustimmte, den Abend mit ihm zu verbringen.

„Ja, in Ordnung", sagte sie und zwang ein erfreutes Lächeln auf ihr Gesicht. Sie würde einfach nicht noch einmal auf die Party zurückkommen und sich den Rest des Jahres von McLaggen fernhalten.

Endlich ließ er sie durch und Hermine stolperte auf den Flur hinaus. Die kühle Luft strich angenehm über ihre aufgeheizten Arme und sie gönnte sich einen Moment Verschnaufpause, während die Tür hinter ihr das laute Stimmengewirr und die Musik dämpfte. Sie war einfach kein Mensch für Partys.

Von Malfoy oder Snape gab es keine Spur. Wo wollte Malfoy denn, dass sie hinging? Er konnte mit seinem Hauslehrer schließlich überall sein. Mittlerweile waren sie womöglich schon zurück in den Kerkern!

Hermine schnaubte aufgebracht. Was hatte sie sich dabei gedacht, auf Malfoys merkwürdige Geste hier raus zu gehen? Vielleicht lauerte er ihr im nächsten Korridor auf und wollte seine Wut an ihr auslassen. Sie durfte doch nicht einfach einem Slytherin folgen, der im Verdacht stand, ein Todesser zu sein.

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