Hermine verbrachte die nächsten Tage damit, die Bibliothek auf der Suche nach einem Text über Horkruxe auf den Kopf zu stellen, doch am Ende der Woche hatte sie sich nur durch eine Menge scheußlicher Tränke und Verhexungen gekämpft, ohne eine Spur, wonach Riddle Slughorn gefragt hatte.
„Keinen Hinweis darauf, was Horkuxe bewirken!", berichtete sie Harry am Freitag. „Das einzige, wo auch nur eine Erwähnung zu finden war, ist das hier." Sie legte ein Buch namens Gar böse Zauberey auf den Tisch und blätterte auf die erste Seite. „Schau – von dem Horkrux, der ruchlosesten von allen magischen Erfindungen, wollen wir schweigen und auch keinen Fingerzeig geben*. Warum erwähnt man ihn denn dann überhaupt?" Verärgert knallte sie das Buch zu, das daraufhin ein unheimliches Wehklagen ausstieß. „Ach sei still!"
Es ging auf Februar zu und Ron und Lavender wurden mit jedem Tag, den der vierzehnte näher rückte, unerträglicher. Während Hermine ohnehin Abstand hielt, gesellte sich immer häufiger auch Ginny zu ihr, bis Hermine sie irgendwann fragte, ob sie wirklich nur ihrem Bruder aus dem Weg ging.
„Was meinst du damit?", erwiderte Ginny.
Hermine warf einen Blick durch den Gemeinschaftsraum, wo Dean und Seamus an einem Tisch Hausaufgaben machten. „Ich meine, du könntest auch mit deinem Freund zusammensitzen."
Ginny wurde rot. „Oh, ach, der ist ja nicht alleine ... du bist hier so – ach, hör auf zu lachen." Sie warf ihre Feder nach Hermine, die auf ihrem Pergament landete und einen hässlichen Fleck hinterließ.
„Hey!" Hermine zog ihren Zauberstab, um den Unfall zu bereinigen.
„Ich könnte dich das gleiche fragen", sagte Ginny. „Du brütest seit Monaten alleine vor dich hin, obwohl Ron sich genauso verhält wie immer."
Sie beide sahen zu Ron hinüber, von dem man nur einen roten Haarschopf unter Lavenders Händen erkennen konnte.
„Also bis auf das da", fügte Ginny hinzu.
Hermine verdrehte die Augen. „Das hat damit nichts zu tun. Seit Beginn des Schuljahres macht Ron sich über mich lustig, als wäre ich zu blöd, um irgendetwas außerhalb der Schule – im ‚realen Leben' – hinzubekommen. Er tut so, als wäre mein Engagement im Unterricht lächerlich – und scheinheilig wie er ist, war er beleidigt, weil ich einmal Viktor geküsst habe und jetzt sieh ihn dir an!" Verärgert gestikulierte sie zu dem Knäuel aus Beinen und Armen, das ihren besten Freund darstellte.
„Also hat es doch etwas damit zu tun." Ginny grinste. „Es ist doch total lächerlich, dass Ron denkt, du wärest eine langweilige Streberin. Ohne dich wäre er schon längst von der Schule geflogen – oder tot. Du kannst mir nicht erzählen, dass du ihm das abnimmst."
Unglücklich ruckelte sie in ihrem Sessel herum. „Er verhält sich schlimmer als irgendein Slytherin. Du solltest sehen, wie er mich im Unterricht nachmacht."
Ginny lachte. „Ich glaube nicht, dass er schlimmer als die Slytherins ist. Immerhin beleidigt er dich nicht oder droht dir mit dem Tod, wie Malfoy."
Hermine zuckte zusammen. Sie räusperte sich, um den Moment zu überspielen. „Ist auch egal. Das heißt, bei dir ist alles gut?"
„Alles super."
Aber sie bemerkte, dass Ginny einen Blick durch den Gemeinschaftsraum warf und dabei nicht in Deans, sondern in Harrys Richtung sah.
„Es wäre auch okay, wenn es anders ist", versuchte sie ihr Unterstützung anzubieten.
Ginny lehnte sich nach hinten und sah zur Decke hinauf. „Ich weiß es nicht. Sollte es sich nicht langsam richtig anfühlen? Ich kann doch nicht ständig neue Typen daten."
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Metamorphose
FanfictionWas wäre, wenn Hermine Harrys Spekulationen über Malfoys Geheimnis im sechsten Schuljahr ernster genommen hätte? Was wäre, wenn sie Ron beweisen wollte, dass sie mehr ist als eine langweilige Streberin? Und was wäre, wenn Draco Malfoys einzige Überl...