Kapitel 33: Spione

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Am Sonntag nach dem Spiel gegen Hufflepuff, zwei Wochen nach Rons Geburtstag, saßen sie zu dritt im Gemeinschaftsraum. Sie versuchten sich auf den Aufsatz für Snape zu konzentrieren, aber Harry blätterte immer wieder gedankenverloren durch sein Zaubertrankbuch. *

„Da findest du nichts", sagte sie genervt.

Harry winkte ab. „Ohne dieses Buch würde Ron hier nicht mehr unter uns weilen, also denke ich schon, dass ich hier etwas finden könnte."

„Hättest du im ersten Schuljahr aufgepasst, würde er das sehr wohl", sagte sie schnippisch, biss sich dann aber auf die Lippe und beugte sich tiefer über ihren Aufsatz. Schließlich mussten sie dieses Gespräch nur ihretwegen überhaupt führen.

„Denkst du, dein Prinz hat da irgendeinen Zauber aufgeschrieben, wie man jemanden seinen Willen aufzwingen kann?", wechselte sie das Thema. Professor Dumbledore hatte Harry am Montag nach seiner Entlassung aus dem Krankenflügel noch einmal daran erinnert, dass Slughorns Erinnerung höchste Priorität hatte. Und Harry verbrachte seine Freizeit damit, Wunschgedanken nachzujagen. Hätte Hermine den Auftrag bekommen, wären die Erinnerung schon längst in Dumbledores Denkarium gelandet. Und wenn nicht, wäre Draco wahrscheinlich irgendetwas eingefallen, an das sie noch nicht gedacht hatte.

Sie wurde rot.

Warum musste sie auch immer wieder an Draco denken? Sie war ihm in den letzten Tagen ausgewichen und er hatte Abstand gehalten. Sie wusste einfach nicht, was sie ihm sagen sollte. Sie wusste, dass er nicht mehr dafür konnte, was mit Ron passiert war als sie. Eigentlich machte sie ihm überhaupt keinen Vorwurf, doch gleichzeitig war das alles nur passiert, weil sie sich heimlich mit einem Slytherin getroffen und ihren besten Freunden nichts davon erzählt hatte.

Vielleicht war es gut, wenn ihr Abenteuer hier einfach endete. Wenn sie zurückkehrten in die Vertrautheit ihrer ursprünglichen Freundschaften und nicht mehr versuchten, irgendwelche Brücken über unüberwindbare Abgründe zu bauen. Draco würde sicherlich schnell wieder zu Pansy zurückkehren und dann wäre alles wieder wie vorher.

Natürlich würde sie Dumbledore von dem Verschwindekabinett erzählen müssen. Sie hatte sich vorgenommen, es ihm spätestens Anfang April zu beichten und ihn dann auffordern, dass sie Harry und Ron davon erzählen durfte.

„... Dumbledore meint, dass Veritaserum nichts bringen wird, aber ich denke, es könnte ja noch einen anderen Trank geben ...", sagte Harry gerade. **

Hermine sah auf. „Das glaube ich nicht. Schließlich hat Dumbledore betont, dass nur du die Erinnerung holen kannst. Also muss es irgendeine besondere Verbindung geben. Jeder könnte ihm schließlich heimlich einen Zaubertrank verabreichen ..."

„Sag mal, wie schreibt man archaisch?", fragte Ron und sah irritiert auf sein Pergament.

Mit einem letzten, mahnenden Blick auf Harry wandte Hermine sich ihm zu und half ihm, die Fehler in seinem Aufsatz zu bereinigen.

„Ich liebe dich, Hermine", sagte Ron, als sie die Fehler mit dem Zauberstab korrigierte.

Sie wurde schon wieder rot. Natürlich war sie wieder auf seiner guten Seite, wenn sie ihm bei den Hausaufgaben half. „Lass das bloß nicht Lavender hören", erinnerte sie ihn.

„Ach." Ron rieb sich über die Augen. „Vielleicht wäre das sogar eine ganz gute Idee ..."

Hermine hätte nicht damit anfangen sollen. Jetzt mischte sich auch noch Harry ein und die beiden philosophierten darüber, wie man mit Mädchen Schluss machen konnte.

Sie versuchte sich auf den Aufsatz zu konzentrieren, aber unweigerlich schoben sich Gedanken an Draco in den Vordergrund. Wie er sie angesehen hatte, wenn sie zusammen am Tisch saßen und über Büchern lehnten. Wie sie so oft seinen Blick auf sich fand. Jedes Mal blitzten seine Augen, als hätte er nur darauf gewartet, dass sie ihn ansah.

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