Metamorphose

Kapitel 6: Halloween

Hermine wartete im Gemeinschaftsraum auf Harry und Ron, mit denen sie zum Frühstück hinuntergehen wollte. Es mittlerweile kalt draußen geworden und im Kamin brannte ein fröhliches Feuer, das die Hauselfen schon früh am Morgen entzündet haben musste. Sie überlegte, ob sie mal wieder ein paar gestrickte Mützen im Gemeinschaftsraum verteilen sollte, aber da sie wusste, dass wahrscheinlich von Dobby eingesammelt würden, verwarf sie den Gedanken schnell wieder. Außerdem hatte sie festgestellt, dass eine Befreiung der Hauselfen ohne eine Reform der Gesetze durch die Abteilung zur Führung und Aufsicht Magischer Geschöpfe kaum zu einer Verbesserung der Lebensumstände beitrug.

„Guten Morgen", begrüßte sie ihre beiden Freunde, als diese endlich die Treppe hinunter kamen. In den letzten Tagen hatte sie sich wieder gut mit den beiden verstanden, auch wenn Ron sich noch etwas zu oft darüber beschwerte, dass sie ihn nicht abschreiben lassen wollte. Sie hatte sogar versucht, den beiden die Beschwörung von Vögeln beizubringen, die sie für Verwandlung üben sollten, doch bisher waren sie damit erfolglos gewesen.

Daher war sie überrascht, als Ron einfach an ihr vorbei sah und zum Porträtloch marschierte. Irritiert warf Hermine Harry einen Blick zu, den dieser mit einem gequälten Gesichtsausdruck erwiderte.

Beim Frühstück setzte Ron sich neben Neville auf der anderen Seite des Tisches und zwar so, dass er Harry und ihr nicht gegenübersaß. Hermine schob es auf seine steigende Nervosität wegen des herannahenden Spiels gegen Slytherin, dem ersten der Saison, und ignorierte sein Verhalten. Es wäre nicht das erste Mal, dass Rons Nerven ihn im Stich ließen und mit ihnen auch sein Verstand flöten ging.

„Ich habe gehört, du hast Dean darum gebeten, Katies Platz in der Mannschaft einzunehmen?", versuchte Hermine ein Gespräch zu beginnen. Katie Bell war nach dem Kontakt mit dem verfluchten Halsband noch immer nicht aus dem St Mungo's Hospital zurückgekehrt.

Harry nickte, schien jedoch mit den Gedanken woanders, obwohl Hermine extra eines seiner Lieblingsthemen angesprochen hatte. Immer wieder wanderte sein Blick zu Dean und Ginny, die ihnen schräg gegenüber saßen. Hermine wurde nicht schlau aus seinem Gesichtsausdruck.

„Hast du schon die Beschwörung für Dienstag geübt? Du weißt, Professor McGonagall wollte uns nochmal abfragen, weil es letztes Mal niemand hinbekommen hat", versuchte sie es mit etwas anderem.

Harry wandte ihr den Kopf zu. „Du hast es hinbekommen."

Hermine wurde rot. „Ja, ich meine, niemand anderes hat es ... ach du weißt, was ich sagen will."

Er grinste. „Ich glaube nicht, dass ich es schaffen werde. Es ist viel schwieriger als einen Gegenstand zu beschwören und selbst da verstehe ich ehrlich gesagt nicht so ganz, was passiert." Es war lächerlich, dass Harry sich einredete, eine Beschwörung nicht hinzubekommen, immerhin hatte er bereits mit dreizehn einen gestaltlichen Patronus beschworen. Etwas das Hermine erst im letzten Jahr gemeistert und noch nicht erprobt hatte. Doch wenn es um Zauber ging, die nicht zur Verteidigung oder zum Duellieren geeignet waren, zeigte Harry wenig Durchhaltevermögen.

„Dazu habe ich einen spannenden Artikel in Verwandlung Heute gefunden, wenn du magst kann ich ihn dir zeigen. Es gibt verschiedene Theorien, aber die am meisten verbreitete ..."

Harry seufzte. „Das ist echt nett von dir", beteuerte er, „aber ich habe gerade so viele andere Sachen zu tun."

„Schon okay." Sie wusste, dass keiner ihrer Freunde dazu bereit war, mit ihr über die Theorie der Magie zu diskutieren. Während Ron als Zauberer aufgewachsen war und offenbar sowieso nie irgendeinen Spruch hinterfragte, fehlte Harry das wissenschaftliche Interesse, seinen Fragen nachzugehen. Hermine selbst fand es hingegen unglaublich faszinierend, die verschiedenen Mechanismen hinter den Zaubern zu verstehen, die sie so abstrakt mit dem Zauberstab und einigen Worten erzeugen konnte.