Als Hermine am Samstagmorgen zum Frühstück in die Große Halle kam, empfing sie der übliche Trubel vor einem Spiel. Wann immer ein Mitglied der Gryffindor-Mannschaft hereinkam, buhten die Slytherins laut, überall konnte man Schals und Hüte in den Hausfarben erkennen. Hermine entdeckte am Hufflepuff-Tisch Luna Lovegood, die ihr in ihrem übergroßen Löwenhut zuwinkte.
Zu Hermines Überraschung grinste Harry ihr begeistert zu, als sie den Tisch erreichte, sodass sie sich ihm und Ron setzte.
„Alles okay?", fragte sie skeptisch.
Harry war dabei, Ron umständlich etwas Kürbissaft einzuschenken, was Hermine wirklich lächerlich fand. Wenn er nichts essen wollte, sollte er es eben bleiben lassen, er war schließlich fast erwachsen.
Dann sah sie, wie Harry ein kleines Fläschchen hervorzog und sich von ihnen wegdrehte, um zu verdecken, dass er etwas davon in Rons Glas gab. Mit Unschuldsmiene gab er den Saft dann an Ron weiter, der das Glas gleichgültig an die Lippen führte.
„Nicht!", entfuhr es Hermine. „Ron, trink das nicht." (*)
Ihre beiden Freunde sahen sie irritiert an. Ungläubig starrte sie zurück und gestikulierte herausfordernd zu Harry.
„Du hast gerade etwas in Rons Saft geschüttet."
„Was?", fragte Harry stirnrunzelnd.
Sie konnte nicht fassen, dass er es einfach leugnete. „Ich habe es doch gesehen, du hast etwas aus diesem Fläschchen hineingegeben, du hast es doch sogar noch in der Hand!" Sie war sich ziemlich sicher, das goldene Leuchten von Felix Felicis in der kleinen Phiole zu erkennen.
Harry tat weiter, als wisse er nicht, wovon sie redete, und Ron trank den Saft natürlich aus Trotz mit einem großen Schluck aus.
„Sie können dich dafür rauswerfen! Wie kannst du sowas machen, Harry?", zischte sie.
„Wieso, wolltest du lieber jemandem einen Verwechslungszauber aufhalsen?", flüsterte er zurück.
Fassungslos starrte sie ihn an, drehte sich dann auf dem Absatz um und stürmte aus der Großen Halle.
Wie konnte Harry so leichtsinnig sein? Und dann auch noch für Ron! Er hatte es nicht verdient, dass Harry damit seine Integrität und seinen Posten als Quidditch-Kapitän riskierte. Seit Rons Launen angefangen hatten, hatte sie mehr als einmal bereut, McLaggen den Verwechslungszauber aufgelegt zu haben, um ihn beim Trainingsspiel zu sabotieren.
Vor der Marmortreppe blieb Hermine stehen. Sie wusste nicht, was sie machen sollte. Was Harry getan hatte, war verboten; Professor Slughorn hatte es am Anfang des Schuljahres extra noch einmal betont. Aber sollte sie es wirklich weiter erzählen? Eigentlich wäre es Harrys Aufgabe, sich zu stellen, auch wenn das bedeutete, dass alle errungenen Siege am heutigen Tag zunichte gemacht würden. Hermine konnte nicht verstehen, wie er so etwas riskieren konnte, wo Quidditch ihm doch so wichtig war.
Wütend stieg sie die Treppe hinauf in den ersten Stock, noch immer unschlüssig, wohin sie überhaupt gehen sollte. Vielleicht gewann Gryffindor ja nicht; Ron konnte gut spielen und Malfoy trotzdem den Schnatz fangen. Und dann hätte es gar nichts gebracht, dass Harry geschummelt hatte, dann wäre es auch egal ...
Sie würde bis nach dem Spiel warten und dann entscheiden, was zu tun war. Bis dahin würde sie Harry Zeit geben, sich über seine Tat Gedanken zu machen.
Das Spiel begann in weniger als einer halben Stunde; die Mannschaften waren schon in den Umkleiden und Hermine überlegte, ob sie noch einmal in die Bibliothek laufen sollte, um ein Buch für Alte Runen auszuleihen, das die Woche nicht verfügbar gewesen war. Unschlüssig blieb sie stehen, entschied sich dann, direkt zum Spiel zu gehen, drehte sich um und stieß schmerzhaft gegen jemanden, der mit schnellen Schritten um die Ecke gelaufen kam.
DU LIEST GERADE
Metamorphose
FanfictionWas wäre, wenn Hermine Harrys Spekulationen über Malfoys Geheimnis im sechsten Schuljahr ernster genommen hätte? Was wäre, wenn sie Ron beweisen wollte, dass sie mehr ist als eine langweilige Streberin? Und was wäre, wenn Draco Malfoys einzige Überl...