Kapitel 45: Keine Heldentaten

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„Wie bist du darauf gekommen, dass die Goldnessel-Blätter mit der Blattoberseite zuerst auf den Trank gelegt werden müssen?"

Hermine war gerade dabei, ihre Bücher zurück in die magisch vergrößerte Handtasche zu stopfen, nachdem sie mehrere Aufzeichnungen und Notizen herausgeholt hatte. Irgendwann musste sie sich ein besseres System dafür überlegen.

Draco war neben ihrem Pult stehen geblieben und beobachtete sie dabei, wie sie ein Buch nach dem anderen in die scheinbar viel zu kleine Tasche steckte. Sie waren die einzigen, die noch im Klassenzimmer für Zaubertränke standen, alle anderen waren bereits gegangen, um den restlichen Nachmittag zu genießen.

„Die Wirkstoffe, die in den hellen Flecken auf der Blattoberseite sind, lösen sich so gleichmäßiger und über einen längeren Zeitraum, sodass das ganze besser emulgiert", erklärte sie.

„Und du bist eine Expertin für Heilkräuter seit ...?" An seinem Lächeln konnte sie sehen, dass er sie nur aufzog.

„Bin ich nicht. Aber ich habe doch gesagt, dass ich mit Zaubertränken auseinandergesetzt habe. Wegen Harrys Zaubertrankbuch", flüsterte sie hinterher. „Dabei ist mir aufgefallen, dass die Zaubertränke dieses Jahr außerordentlich selten gelingen und ich habe herausgefunden, dass die Beschreibungen unserer Schulbücher nicht auf dem aktuellen Stand sind."

Draco zog die Augenbrauen nach oben. „Unsere Schulbücher sind veraltet – welch Skandal!"

Hermine verdrehte die Augen. „Ich verstehe es ehrlich gesagt nicht so ganz. Aber das Buch, was ich gelesen habe, war wirklich interessant. Wusstest du, dass sich die Tränkemeister gar nicht einig sind, was der beste Stärkungstrank ist oder ob man Beinwell als Infusion oder Filtration in den Skelett-Wachstumstrank tun sollte?"

Er lächelte. „Das überrascht mich nicht. Ich kenne Leute, die sich bis heute darum streiten, ob Ölpolituren die Flug-Eigenschaften von Besen stärker verändern als Wachspolituren."

„Hm." Sie hatte das letzte Buch in die Tasche gesteckt und richtete sich auf. „Wahrscheinlich hast du Recht. Ich dachte immer, es gäbe eine richtige Art, einen Trank zuzubereiten, aber es scheint auch darauf anzukommen, wie die ausführende Hexe arbeitet."

„Das aus deinem Mund?" Draco grinste und sah sich kurz um. „Wirklich erstaunlich." Dann beugte er sich vor und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.

Erschrocken legte sie die Hände auf seine Brust und schob ihn von sich weg.

„Vorsicht!" Eilig schaute sie hinter sich, aber sie waren immer noch alleine in dem Klassenzimmer.

Draco lächelte sanft. „Ich hab schon aufgepasst."

„Wenn das jemand gesehen hätte, hätten wir mächtig Ärger."

„Hat aber niemand." Er nahm ihre Tasche vom Pult und ging Richtung Ausgang.

„Hey, das ist meine Tasche!" Schnell lief sie ihm hinterher, aber sie hätte sich nicht beeilen brauchen, denn er blieb in der Tür stehen.

„Bitteschön", sagte er und reichte die Tasche zurück. „Das nächste Mal kannst du meine tragen, wenn du möchtest."

Sie kniff die Augen zusammen und funkelte ihn an, aber er hob nur die Hand, winkte und verschwand dann nach rechts zu seinem Gemeinschaftsraum.

––

Draco verhielt sich ungewohnt. Er war mutiger geworden, was Zeichen der Zuneigung in der Öffentlichkeit anging. Endlich verstand sie, warum Ron so unausstehlich gewesen war, als er mit Lavender zusammen gewesen war. Und auch, wieso Harry und Ginny jede freie Minuten miteinander verbringen wollten. Oft wurde sie rot, wenn sie Dracos Blick im Unterricht oder auf einem Gang begegnete. Sie konnte in seinen Augen sehen, dass er sich daran erinnerte, wie er sie am Abend zuvor gegen die Tür im Raum der Wünsche gedrückt hatte, nachdem sie sich getraut hatte, ihm von ihrer Fantasie darüber zu erzählen. Es hatte sich verrucht angefühlt, als er ihr Bein an seine Hüfte hochgezogen hatte und sich ohne Zögern in sie geschoben hatte. Noch jetzt kribbelte ihr Unterleib bei dem Gedanken daran.

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