Kapitel 14: Ein Weihnachtsgeschenk

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Dracos Gesicht war noch immer heiß, als er das Ende der Marmortreppe erreichte und durch die Eingangshalle lief. Er hätte Granger nicht auf den Vielsafttrank ansprechen sollen, natürlich nicht. Die Idee, dass er sie damit ärgern konnte, hätte er gleich verwerfen sollen. Warum wollte er sie überhaupt ärgern? Mit ihr reden?

Er ging zielstrebig zum Slytherin-Tisch und stierte in seine Suppe, während Zabini neben ihm irgendeine Geschichte aus Wahrsagen zu erzählen.

Mit einem Scheppern landete ein braunes Päckchen vor Draco auf dem Tisch und er sah gerade noch die Schwanzfedern einer großen Waldohreule in Richtung Eulerei davon segeln. Stirnrunzelnd zog er die Karte unter der Schnur hervor und faltete sie auf.

Draco,
wie bestellt: das Geschenk zu Weihnachten für deinen Lieblingslehrer.
Pass auf, dass sie dir nicht zerbricht, es wäre schade um den Inhalt.

Draco wusste auch ohne Unterschrift, von wem die Karte war und er riss misstrauisch das Päckchen auf. Seine Tante hatte schon in ihrem letzten Brief angedeutet, dass sie sich etwas ausgedacht hatte, um ihm unauffällig unter die Arme zu greifen. Er fragte sich, ob Mutter sie dazu anstiftete oder sie selbst so erpicht auf den Ruhm war, seinen Auftrag auszuführen. Sicher würde sie es bei der ersten Gelegenheit herumerzählen, wenn sie letztendlich diejenige war, die hinter dem Attentat steckte.

Ehe er den Inhalt des Pakets hervorholen konnte, sauste etwas über seinen Kopf hinweg und füllte die Große Halle mit johlendem Gesang. Draco erkannte Peeves, der über die Haustische flog und sich mehrmals in der Luft überschlug. Erst beim dritten Mal verstand er, was der Poltergeist da sang:

Potty hat Loony zur Party eingeladen!", kreischte Peeves und amüsierte sich offenbar köstlich. „Potty liiebt Looony."

Alle Anwesenden wandten ihre Köpfe zum Gryffindor-Tisch um, wo Potter saß und auf seinen Teller starrte. Draco suchte nach der merkwürdigen Ravenclaw, doch sie war offenbar nicht beim Mittagessen. Er fragte sich, ob es stimmte, was Peeves sagte, oder ob das nur wieder eine dieser merkwürdigen Anwandlungen Potters war, um Aufmerksamkeit zu kriegen.

„Was meinst du? Hat er sie gefragt oder sie ihn?", flüsterte Blaise und grinste.

„Wahrscheinlich haben sie sich nur angeschaut und gar nichts gesagt", erwiderte Draco spöttisch. Er beobachtete eine Gruppe Mädchen aus einem niedrigeren Jahrgang, die am Tisch der Gryffindors die Köpfe zusammensteckten und immer wieder Blicke zu Potter warfen. Einige von ihnen sahen nicht erfreut aus.

Draco wandte sich wieder seinem Paket zu. Es enthielt eine Flasche aus dickem, dunklem Glas mit einem aufwendig verzierten Etikett. Er zog sie vorsichtig aus dem grünen Tuch, in das sie eingeschlagen war, jederzeit in der Erwartung, dass ihn irgendetwas anspringen würde.

Doch es war nur eine unauffällige Flasche Met. Die Gefahr steckte in der Flüssigkeit, die mit einem leichten Glucksen gegen das Glas schlug. Seine Tante hatte aus einem seiner Berichte mitbekommen, dass Filch die Post mit einem Geheimnisdetektor durchsuchte, aber nicht den Inhalt von unauffälligen Gegenständen wie den Parfümflakons aus Weasleys Zauerhafte Zauberscherze, die Liebestrank enthielten. Der Zauber sprang darauf nicht an, da es sich nicht um verzauberte Objekte handelte.

Draco ließ die Flasche zurück in das Paket gleiten und stellte es neben sich auf den Boden. Sein Herz schlug ihm plötzlich unangenehm laut in den Ohren und er sah sich nervös um, doch niemand schaute zu ihm. Er wusste, dass Lieblingslehrer sich auf Snape bezog, der den Met an Dumbledore weitergeben würde, doch es missfiel ihm, dass er Snape in seine Handlungen einweihen sollte.

Er dachte an den letzten Versuch von Bellatrix, ihm mit seiner Aufgabe zu helfen und schauderte. Immerhin war er dieses Mal nicht gezwungen sein, irgendjemanden mit einem Imperius-Fluch zu belegen.

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