Kapitel 23: Recherche und Kinderbücher

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Die Bibliothek war leer. Die meisten Schüler nutzten das schöne Wetter für einen Ausflug ins eingeschneite Hogsmeade.

Nur ein Tisch war mit so vielen Zetteln bedeckt, dass es für eine ganze Schar fleißiger Lernender gereicht hätte.

Draco setzte sich auf einen Stuhl neben Granger und linste über ihre Schultern. „Ich denke, wir wollen rausfinden, wie man das Ding verschließt und nicht, wie man es repariert", sagte er skeptisch, angesichts des Bandes über die Reparatur magischer Artefakte.

Sie seufzte, als hätte er etwas unfassbar Dummes gesagt. „Ich finde es sinnvoll, ein Problem aus allen Blickwinkeln betrachtet zu haben, auch wenn man nur nach einer bestimmten Lösung sucht."

„Hm." Draco ließ den Blick über die Seite schweifen. „Da wirst du hier aber nichts finden, glaub mir, ich hab schon sämtliche Reparatursprüche ausprobiert. Es ist nichts, was sich mit einem allgemeinen Spruch lösen lässt. Borgin meinte, es hätte etwas mit dem Kabinett selbst zu tun, aber er wollte nicht mehr herausrücken."

Glaubte sie, dass er nicht selbst auf die Idee gekommen war, das auszuprobieren?

„Deswegen schaue ich ja auch magische Gegenstände nach, natürlich funktioniert ein einfaches Reparo nicht, damit kann man schließlich auch keine Zauberstäbe reparieren", erklärte sie spitz und drückte ihn zur Seite, um wieder an ihre Sachen zu kommen. „Wenn du allerdings schon so viele interessante Einblicke gefunden hast, darfst du gerne auch deine Notizen teilen."

Draco unterdrückte ein Grinsen. Aus irgendeinem Grund fand er ihre besserwisserischen Anmerkungen nicht mehr so nervig wie früher. Sie tat das nicht, weil sie einem aufdrücken wollte, wie viel klüger sie war. Er glaubte, dass sie oft das Gefühl hatte, dass man ihr nicht genug zutraute.

Er verzog das Gesicht. Was für eine merkwürdige Erkenntnis.

Seufzend holte er seine Aufschriebe aus der Tasche, sowie die beiden Bücher, die er zuletzt durchgesehen hatte und schob sie zu Hermine hinüber. Sie verschwand sofort vollständig in der Lektüre. Wahrscheinlich hätte er den Raum verlassen können und sie hätte es nicht bemerkt, so fasziniert schien sie von seinen Aufzeichnungen. Er fragte sich, ob sie sich die spitzen Kommentare sparen würde, dass er nicht irgendeiner besonders sinnvollen, wissenschaftlichen Methode des Notizenmachens gefolgt war.

Während sie las, zog Draco ihre eigenen Recherchen zu sich heran, die sich teilweise auf die Geschichte von Verschwindekabinetten und ihrer Rolle im Transportwesen und teils auf die Reparaturmechaniken von magischen Gegenständen bezogen. An einer Stelle hatte sie Wurmloch? auf den Rand des Pergaments geschrieben, was ihm nichts sagte. Es schien jedoch, dass sie nur herausgefunden hatte, was nicht funktionierte.

„Was hast du eigentlich erzählt, wenn du nach deinen Fortschritten gefragt wurdest?", riss Hermine ihn aus seinen Gedanken.

„Nur, dass ich nach einem Weg suche, sie einzuschleusen. Das war ... sie glauben alle nicht, dass ich es hinkriege und Mutter will mich beschützen, denke ich." Sofort kamen die Erinnerungen an die vielen Gespräche wieder auf, die er vor seiner Abreise nach Hogwarts mit seiner Mutter geführt hatte. Die eindringlichen Warnungen, dass er sich auf seine Aufgabe fokussieren musste. Dass er nicht auffallen durfte. Dass er um Hilfe fragen sollte.

Er schüttelte den Kopf und räusperte sich. „Ich glaube, sie denken, dass ich nach einem unentdeckten Geheimgang oder einem Spruch gegen die Schutzzauber suche."

Sie lachte auf. „Das scheint mir eine sehr unglaubwürdige Vorstellung." Ihr Lachen klang ehrlich und er nahm es ihr nicht übel. Er versuchte, sich auf ihr Gesicht zu konzentrieren, um die unangenehmen Gedanken zu vertreiben. Sie hatte braune Augen.

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