Kapitel 29: Freifahrtschein

11 2 1
                                    

Hermine schnappte nach Luft.

„Oh, bitte nicht", flehte sie und schloss die Tür erneut. Diesmal zählte sie bis zehn, dann riss sie die Schranktüren auf. „Scheiße!"

„Was ist los?"

Sie stieß einen kleinen Schrei aus und fuhr herum.

Draco stand im Gang, die Hände in den Taschen seines Umhangs vergraben, die Stirn gerunzelt.

„Äh ..." Sie trat einen Schritt zur Seite, um den Apfel zu verdecken, der völlig unversehrt in der Mitte des Kabinetts lag. „Ich –"

„Hast du was da drin verloren? Ich hab am Anfang mal was reingelegt und als ich es wieder rausholen wollte, war es irgendwie ... angefressen." Er kam auf sie zu und spähte in den Schrank. „Hermine?"

Resigniert gab sie den Blick frei und stöhnte auf. „Ich hab's repariert." Sie vergrub das Gesicht in den Händen. „Ich wollte es nicht, es war ein Versehen, ich wollte nur schauen, ob mein Spruch stimmt und ich dachte ..."

Draco nahm den Apfel aus dem Schrank und schloss die Tür.

„Wir sollten es verschließen, damit niemand hindurch kommen kann", sagte er. „Niemand darf erfahren, dass es wieder funktioniert." Er sah sie an. „Und dann suchen wir nach einem Spruch, wie wir das hier wieder rückgängig machen können."

Hermine verzog das Gesicht. „Ich weiß nicht, wie das geht. Wir lernen nur, wie wir Zauber verstehen und anwenden können, nicht wie man sie wieder kaputt macht."

„Dann lernst du jetzt eben etwas Neues."

Sie ließ sich neben der Vitrine zu Boden sinken. „Wir müssen es Dumbledore sagen. Oh, er wird so wütend sein. Wieso habe ich nicht auf dich gewartet, wir hätten es uns gemeinsam ansehen können und dann hätte ich das nicht ausprobiert ..."

„Wir müssen erstmal niemandem etwas erzählen." Draco griff in seine Umhangtasche und zog zwei Münzen heraus, die er Hermine hinstreckte. „Wir legen deinen Alarmzauber auf den Durchgang. So werden wir gewarnt, wenn das Kabinett jemand benutzt, bevor wir eine Lösung gefunden haben."

Mit zitternden Händen nahm sie die Münzen entgegen und hob ihren Zauberstab. „Ich weiß nicht, ob ich das kann."

Er trat neben sie und legte einen Arm um ihre Schultern. „Natürlich kannst du das. Und ich kann dir mit dem Proteus helfen, um die Münzen zu verbinden."

Proteus?"

Grinsend drückte er sie ein bisschen fester. „Es ist wirklich erschreckend, wie sehr du mich immer wieder unterschätzt."

Hermine wirkte den Alarmzauber und dann banden sie so viele magische Seile um das Verschwindekabinett, wie darauf passten, ehe Draco sie dazu überredete, ihre Sachen zu packen und mit ihm ins Kaminzimmer zu wechseln.

„Wir müssen aber aufpassen", sagte sie an der Tür. „Harry äh – beobachtet dich und er darf uns nicht zusammen sehen." Sie konnte ihm schlecht erzählen, dass er eine magische Karte von Hogwarts hatte, mit der er jeden ihrer Schritte nachverfolgen konnte.

„Ich glaube, Harry ist gerade im Unterricht. Wo wir eigentlich auch sein sollten", erwiderte Draco grinsend.

„Das hab ich ja ganz vergessen! Wie konnte mir das nicht auffallen!" Hermine wollte sofort in die Kerker rennen, um sich bei Professor Slughorn für ihre Verspätung zu entschuldigen.

„Tja, wir haben jetzt Wichtigeres zu tun." Draco öffnete die Tür und ließ ihr den Vortritt. Widerwillig gab sie zu, dass er Recht hatte.

Wenige Augenblicke später betraten sie das Kaminzimmer. Hermine vermied den Blick auf das Sofa und ging zielstrebig auf den Schreibtisch zu.

MetamorphoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt