Kapitel 44: Fluchabwehr

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Es war schwer, sich von Hermine fernzuhalten. Es war schon das ganze Jahr schwer gewesen, aber jetzt, da Draco wusste, dass sie sich ebenso zu ihm hingezogen fühlte, war es noch einmal schwerer geworden. Er beobachtete sie über die Köpfe der anderen Schüler hinweg und da sie im Unterricht immer vorne saß und er meistens hinten, hatte er sie immer im Blick. Es machte es definitiv nicht leichter, sich auf den Schulstoff zu konzentrieren.

Hermine ließ sich gerade an ihrem Platz im Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste nieder. Sie zog ihr Buch aus der Tasche, platzierte es vor sich auf dem Tisch und sah dann nach vorne. Draco erinnerte sich daran, wie er ihr Haar zur Seite strich und ihren Hals entlangfuhr.

Eilig wandte er den Blick ab. Professor Snape stellte sich vor sein Pult und verschränkte die Arme vor der Brust, während er mit genervtem Blick wartete, bis sich die letzten Schüler gesetzt hatten.

„Wenn Sie sich setzen würden, Weasley", sagte Snape und beobachtete, wie Weasley schnell seine Pergamente zusammenschob und sich auf den Stuhl setzte. „Sehr großzügig."

Draco grinste und lehnte sich auf seinen Unterarmen nach vorne.

„Die heutige Unterrichtsstunde", fuhr Snape fort, „wird sich mit der indirekten Abwehr von Flüchen beschäftigen. Kann mir jemand sagen, was damit gemeint ist?"

Hermine Hand zuckte in die Höhe, aber Snape ignorierte sie bewusst. Alle anderen Schüler hatten den Blick gesenkt oder musterten irgendetwas an den Wänden des Klassenzimmers. Als Snape bei der letzten Reihe angekommen war, hob Draco träge die Hand.

„Mr. Malfoy?"

„Mit indirekter Fluchabwehr sind Verteidigungsmethoden gemeint, die nicht auf einem Abwehrzauber basieren, der den Fluch aufheben oder blocken soll. Das ist relevant, da es Flüche gibt, gegen die Abwehrzauber unwirksam sind", sagte er, ohne Hermine dabei anzusehen.

„Sehr gut." Professor Snape nickte und wandte sich wieder zur Klasse. Draco riskierte einen Blick zu Hermine und grinste, woraufhin sie die Augen zusammenkniff und sich mit der Andeutung eines Lächelns wieder nach vorne wandte.

„Sie werden Paare bilden und sich gegenseitig mit einem einfachen Fluch angreifen. Nichts, was bleibende Schäden hinterlässt, bitte, Potter." Amüsiert beobachtete Draco wie Potter bei diesen Worten die Zähne aufeinanderbiss. Er hatte für seinen Angriff auf Draco Nachsitzen bis zum Ende des Schuljahres bekommen, was ihn außerdem davon abhielt, an den Quidditch-Spielen teilzunehmen. Auch wenn es Draco wieder gut ging, seitdem er aus dem Krankenflügel entlassen worden war (vielleicht sogar ein wenig besser als vorher, überlegte er mit Gedanken an Hermine), fand er die Strafe für Potter hervorragend gewählt.

„Um sicher zu gehen, werden Sie mit mir üben, Potter", man konnte die Abneigung in Snapes Stimme förmlich spüren, „die anderen finden sich selbstständig zusammen."

Draco überlegte, ob er irgendeine Ausrede finden konnte, die es ihm erlaubte, mit Hermine zu üben. Aber das war natürlich nicht möglich. Er drehte sich stattdessen zu Pansy um, die neben ihm saß.

„Partner?", fragte er, wurde dann jedoch abgelenkt, als er sah, dass vorne nur noch Hermine und Weasley übrig geblieben waren. Hermine sagte etwas zu ihm, woraufhin er ein erschrockenes Gesicht machte und sich schließlich mit ihr zusammen aufstellte.

Draco musterte die beiden. Professor Snape ließ die Tische zu den Seiten fliegen, sodass in der Mitte genug Platz zum Üben war. Hermine hatte sich zu Weasley gebeugt und redete leise mit ihm. Unwillkürlich fragte Draco sich, worum es dabei ging. Beschuldigte das Wiesel ihn schon wieder, Hermine mit einem Fluch belegt zu haben? Warum hatte sie sich nicht schnell einen anderen Partner gesucht?

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