Hermine sah zu, wie der Gemeinschaftsraum sich leerte und die letzten Nachzügler zum Abendessen gingen. Sie war mit Draco im Raum der Wünsche verabredet, wo dieser wahrscheinlich schon seit einer halben Stunde auf sie wartete. Harry hatte sie erzählt, dass sie Professor Vector wegen ihres Aufsatzes suchen wollte, und Ron war eigentlich schon auf dem Weg nach unten gewesen. Doch dann war er wieder im Gemeinschaftsraum aufgetaucht, um seinen Umhang zu wechseln.
Hermine hatte sich tief in ihren Sessel geduckt und ihm dabei zugesehen, wie er mit einer auffällig befleckten Uniform in den Jungenschlafsaal gerannt war. Er hatte sich wohl schon wieder übergeben, seine Nerven lagen vor dem Spiel gegen Ravenclaw am Wochenende blank.
Als Ron wieder zurück gelaufen war, hatte er sie zum Glück nicht bemerkt, und nun wartete sie nur darauf, dass er lange genug weg war, um ihr nicht wieder über den Weg zu laufen.
Das Portätloch öffnete sich und als sie Harry erkannte, wollte Hermine sich schon wieder weg ducken, doch etwas an ihm ließ sie innehalten.
Er war ganz nass. Seine Haare hingen ihm platt ins Gesicht und auf seinem Hemd ...
„Harry!" Alarmiert starrte sie auf die roten Flecken auf seinem Hemd. Doch er achtete nicht auf sie, nahm nur seine Schultasche und war verschwunden, ehe sie auch nur aufgestanden war.
Eilig nahm sie ihre Tasche, lief ihm hinterher und stieß vor dem Porträt mit Ron zusammen.
„Au – oh hey, Hermine – wolltest du nicht zu Arithmantik?"
„Da war ich schon", sagte sie und sah sich nach Harry um. „Hast du Harry gesehen?"
„Er war gerade hier und hat nach meinem Zaubertrankbuch gefragt." Ron zuckte die Schultern.
„Dein Zaubertrankbuch?" Sie runzelte die Stirn. „Warum das denn? Und hast du gesehen, dass er ganz nass war? War er verletzt?"
„Ich glaube nicht ..." Ron sah ebenso ratlos aus, wie sie.
„Weißt du, wo er hingegangen ist? Er kam kurz vor mir aus dem Gemeinschaftsraum." Noch einmal sah sie den Korridor auf und ab, doch von Harry war keine Spur.
„Ne, ich ..." Er wurde rot. „Lavender kam vorbei, da hab ich mich schnell hinter einer Rüstung versteckt."
Hermine verdrehte die Augen. „Was, wenn er unsere Hilfe braucht? Er hat seine Tasche mitgenommen, sonst hätten wir ihn auf der Karte suchen können ..." Nachdenklich sah sie sich um. „Lass uns nach unten gehen, vielleicht ist er ja zum Abendessen gegangen."
Gemeinsam gingen sie zur Treppe. Eigentlich war es längst Zeit, Draco im Raum der Wünsche zu treffen, doch was immer mit Harry passiert war, war gerade drängender. Sie konnte Draco sicher nachher noch helfen.
Die ersten Leute kamen schon vom Abendessen zurück und als sie den dritten Stock erreicht hatten, nahmen sie das Getuschel wahr.
Hermine sah Ron an und sie gingen beide auseinander, um näher an den Grüppchen vorbeilaufen zu können.
„ ... alles voller Blut ...", sagte eine Viertklässlerin zu ihrer Freundin, als Hermine vorbeiging.
„ ... hinterrücks angegriffen ..."
„ ... tot ..."
Panisch sah sie zu Ron, der mit großen Augen zurückschaute. Sie entdeckte einige Gryffindor Uniformen und hielt die kleine Gruppe kurzerhand an.
„Ich bin Vertrauensschülerin, was ist hier los? Worüber wird da geredet?", fragte sie und versuchte, ein bisschen wie Professor McGonagall zu klingen.
Die Jungen, vielleicht Drittklässler, sahen sie mit großen Augen an.
„Die Maulende Myrte ... äh ..." Er wurde rot.
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Metamorphose
FanfictionWas wäre, wenn Hermine Harrys Spekulationen über Malfoys Geheimnis im sechsten Schuljahr ernster genommen hätte? Was wäre, wenn sie Ron beweisen wollte, dass sie mehr ist als eine langweilige Streberin? Und was wäre, wenn Draco Malfoys einzige Überl...