Kapitel 22: Dumbledore

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Was war das für eine blöde Zeitangabe? Sollte sie warten, bis Malfoy vom Slytherin-Tisch aufstand und ihm folgen? Oder erwartete er, dass sie vor dem Raum der Wünsche herumstand, bis er sich dazu bequemte, sein Essen zu beenden?

Sie stocherte in ihrem Obst herum. Sie war am Morgen früh erwacht und hatte sich die Zeit mit einem Buch vertrieben, ehe sie es vertretbar fand, beim Frühstück zu erscheinen. Sie hasste, dass sie so unruhig war, dass sie ihre eigene Gesellschaft nicht mehr genießen konnte.

Als sie das nächste Mal zum Slytherin-Tisch sah, war Malfoys Platz leer. Sie unterdrückte den Impuls, sofort aufzuspringen und ihm zu folgen. Immerhin war ihr Tee noch nicht ausgetrunken, er würde sich noch ein paar Minuten gedulden können.

Malfoy lehnte an der Wand neben dem Wandbehang der tanzenden Trolle und betrachtete seine Fingernägel. Er stieß sich ab und kam auf Hermine zu, als sie den Geheimgang hinter der Statue verließ.

Der Raum voller aufgestapeltem Gerümpel war genauso unordentlich, wie sie ihn verlassen hatten. Hermine ließ Malfoy den Vortritt, um ihm die Möglichkeit zu geben, sich als vertrauenswürdig zu erweisen. Er ging zielstrebig auf den Gang zu, aus dem sie ihn damals hatte kommen sehen. Sie kamen an dem ausgestopften Troll vorbei, der Hermine so einen Schreck eingejagt hatte, bogen nach rechts und blieben einige Meter weiter an einer Kreuzung stehen.

Stirnrunzelnd sah Hermine sich um.

„Hast du dich verlaufen?"

Malfoy schüttelte den Kopf und deutete auf einen alten Schrank. „Das ist es."

Misstrauisch betrachtete sie den Schrank. Hatte er ein Tier darin eingesperrt, das sie anspringen würde, wenn sie die Tür öffnete?

„Was ist das?", fragte sie. Irgendetwas an diesem Schrank kam ihr vage bekannt vor. Wo hatte sie diese Verzierungen schon einmal gesehen?

„Ein Verschwindekabinett."

Natürlich. „Von Borgin und Burkes?"

Malfoy wirkte überrascht. „Ja. Also – es ist nicht das gleiche. Es ist das Gegenstück."

Hermine riss die Augen auf. „Dieses Verschwindekabinett führt in die Nokturngasse?", rief sie entsetzt. „Malfoy!"

„Es führt nicht in die Nokturngasse. Noch nicht." Er verschränkte die Arme und wippte auf den Sohlen vor und zurück. „Es ist kaputt."

„Oh, du wolltest es reparieren." Neugierig beugte sie sich vor. „Kann ich reinschauen?"

Mit einer Hand gab er seine Zustimmung.

Noch immer auf der Hut, drehte Hermine den Knauf des Kabinetts und öffnete die Tür. Das Innere war groß genug, dass ein Mensch geduckt darin stehen konnte, und es war leer. Die dunklen Holzwände wirkten massiv und undurchlässig.

„Fred und George haben einen Jungen letztes Jahr hier eingesperrt, oder?", fragte sie.

„Richtig. Ich habe ihn in der Toilette gefunden, daher wusste ich von dem Kabinett. Leider ... war Borgin keine Hilfe bei der Reparatur. Und es findet sich fast nichts darüber in der Bibliothek." Malfoy lehnte sich gegen eine Statue mit abgebrochenem Kopf, die neben dem Kabinett stand.

„Deswegen warst du in der Verbotenen Abteilung?"

Er nickte. „Unter anderem. Es ist jedenfalls immer noch kaputt."

„Gut." Hermine wandte sich zu ihm um und bedachte ihn mit einem strengen Blick. „Du kannst doch nicht wirklich wollen, dass Todesser nach Hogwarts kommen. Denkst du, sie gehen nur zu Dumbledores Büro und liefern sich ein harmloses Duell mit ihm? Es könnten Schüler sterben."

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