Kapitel 20: Weihnachten

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Am Weihnachtsmorgen erwachte Hermine mit einem mulmigen Gefühl, das sich nicht durch die bunten Pakete am Fußende ihres Bettes vertreiben lassen wollte. Sie öffnete das Päckchen von Harry und las die Karte ihrer Eltern durch, bei der sie eine unangenehme Sehnsucht nach Wärme und Geborgenheit überkam. Den Rest der Geschenke ließ sie liegen, zog sich an und schlich durch das stille Schloss hinunter zum Frühstück.

Die Haustische waren verschwunden und einer langen Tafel in der Mitte gewichen, an der sowohl Lehrer als auch Schüler saßen. Dumbledore begutachtete gerade den Inhalt eines Zauber-Knallbonbons und Hermine suchte den Tisch nach Slughorn ab, der jedoch noch nicht da war. Sie setzte sich auf einen Platz neben eine Schülerin aus Gryffindor, die sie nicht näher kannte, und goss sich eine Tasse Tee ein.

Eigentlich hatte sie Lust, den Tag hinter einer Wand aus Büchern in ihrem Bett zu verbringen. Vielleicht würde sie sich nach dem Frühstück einfach wieder nach oben zurückziehen und in dem Buch lesen, das Harry ihr geschenkt hatte.

Malfoy traf vor Slughorn ein und setzte sich auf den letzten freien Platz neben Goyle, der sich fast genau gegenüber von Hermine befand, sodass sie ihre Augen auf jeden anderen Ort des Raumes zwingen musste.

„Nun, da alle anwesend sind", sagte Dumbledore und erhob sich. Hermine entdeckte Slughorn, der sich soeben am anderen Ende des Tisches eingefunden hatte, „wünsche ich Ihnen allen ein Frohes Weihnachtsfest und einen guten Appetit!"

Das Essen erschien und alle griffen beherzt zu. Obwohl die Stimmung weniger ausgelassen war als sonst, gab es doch Gelächter und Neckereien, ständig knallten die Explosionen der Zauber-Knallbonbons über die Tafel und Hermine musste immer wieder ein paar Mäuse von ihrem Teller verscheuchen.

„Ich brauche unbedingt ein neues Paar Handschuhe", sagte das Mädchen neben ihr, während sie zusammen mit ihrer Nachbarin an einem Bonbon zog. Als sich der Rauch verzogen hatte, lag ein selbstmischendes Kartenspiel vor ihr auf dem Tisch.

Hermine wandte sich zur Tischmitte und langte nach einem weiteren Knallbonbon, um selbst daran zu ziehen, gerade als Malfoy von der anderen Seite ebenfalls danach griff. Sie erstarrte und ihr Blick huschte nach oben, wo er sie regungslos ansah. Kurz entschlossen nahm Hermine die eine Seite des Bonbons und hielt ihm die andere auffordernd hin. Ein Hauch von Überraschung zuckte über sein Gesicht, ehe er nach dem anderen Ende griff.

Sie zogen gleichzeitig.

Blauer Rauch stieg auf und die Explosion hallte in ihren Ohren wieder. Sie verlor seinen Blick, während silberner und goldener Glitzerstaub zwischen ihnen niederging.

„Oh", machte sie, als der Nebel sich gelichtet hatte. Auf dem Tisch lag ein spitzer Hexenhut mit einer riesigen rot-grünen Schleife darauf. Von seiner Krempe baumelten kleine Weihnachtskugeln.

„Der wäre dann wohl für dich", sagte Malfoy grinsend.

Widerstrebend griff Hermine nach dem hässlichen Hut. Als sie ihn aufsetzte, konnte sie eine Grimasse nicht unterdrücken. Ein Blick zu Malfoy bestätigte ihr, dass sie lächerlich aussah und sie hätte den Hut gerne wieder abgenommen.

„Bezaubernd", bemerkte der Slytherin leise, seine Augen funkelten amüsiert.

Hermine schnaubte und wischte eine der Kugeln aus ihrem Gesicht, doch sie behielt den Hut tapfer für den Rest des Frühstücks auf.

Die Decke der Großen Halle zeigte blauen Himmel und viele der Schüler verabschiedeten sich nach dem Frühstück nach draußen, wo sie in dicke Umhänge gepackt durch die fantastische Schneelandschaft wanderten.

Kurz überlegte sie, ob sie auch einen Spaziergang machen sollte, das Wetter war schön und sie hatte sonst nicht viel zu tun, um sich abzulenken. Aber sie hatte keine Lust, alleine herumzulaufen. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass sie sich dabei nur zu viel Zeit zum Nachdenken nehmen würde.

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