Kapitel 34: Die Nokturngasse

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Hermine war froh, dass sie einen Tag vorgeschlagen hatte, an dem Harry keine Zeit hatte, um Draco hinterher zu spionieren. In den nächsten Tagen sah sie ihn ununterbrochen mit der Karte. Es war fast so, als wäre es ihm nur noch damit möglich, mitzubekommen, wo irgendjemand war – anstatt den Kopf zu heben und erstmal den Raum zu durchsuchen.

Ron war hingegen ständig auf der Flucht vor Lavender, von der er anscheinend glaubte, dass sie ihn einfach vergessen würde, wenn er sich lang genug versteckte. Hermine hoffte inständig, dass die beiden sich irgendwann wie normale Menschen verhalten und über ihre Gefühle sprechen würden. Schließlich waren sie doch keine Kinder mehr.

Donnerstag kam schneller, als sie erwartet hatte, und als sie am Abend ihre Tasche packte, hatte sie nicht das Gefühl, ausreichend vorbereitet zu sein. Sie wartete, bis Harry und Ron zum Quidditch-Training gegangen waren, ehe sie sich unter dem Vorwand, die Bibliothek aufzusuchen, zum Raum der Wünsche schlich. Draco wartete bereits vor den Gerümpelbergen, als sie die Tür hinter sich schloss.

„Du bist da", sagte er.

Hermine hob die Schulter. „Ja."

„Ich war mir nicht sicher."

Es erinnerte sie an den Abend der Weihnachtsfeier. „Gut, dann los", sagte sie schnell, um die Unsicherheit zu überspielen.

Während sie durch die Gänge zum Verschwindekabinett liefen, begann Draco, ihr Details zu ihrer Ankunft, dem Weg und dem Buchladen zu erzählen.

„Ich habe Miss Oviard, der Inhaberin, Bescheid gesagt, dass wir wegen eines Geschenks zu ihr kommen. Sie wird keine Fragen stellen und der Laden ist nur für uns geöffnet, sodass wir ungestört sind", sagte er. „Das einzige Problem wird der Weg von Borgin und Burkes sein."

„Was für ein Geschenk?"

„Oh, das habe ich nicht spezifiziert, in diesen Kreisen reicht es, mit dem Namen Malfoy zu wedeln und keiner sagt mehr etwas." Draco wandte sich nach rechts.

„Aha", machte Hermine skeptisch. „Und das Buch kaufen wir dann als Geschenk?"

„Es ist ein geringes Risiko." Er drehte sich zu ihr um. „Aber wir werden trotzdem nicht auffallen."

Sie runzelte die Stirn.

„Ich habe mir eine Geschichte überlegt." Er holte eine verkorkte Flasche aus seinem Umhang. „Wenn irgendwer uns zusammen sieht, werden Fragen aufkommen, daher wirst du dich als Pansy ausgeben. Ich habe eines ihrer Haare hier hinein getan."

Hermine verzog das Gesicht. „Sicher, dass das ihr Haar war?" Sie erinnerte sich noch gut daran, was letztes Mal passiert war, als sie versucht hatte, sich in Pansy Parkinson zu verwandeln.

Draco grinste. „Hab es ihr selbst vom Kopf gezogen."

Noch immer skeptisch beäugte sie die unappetitlich graue Flüssigkeit.

„Es wir jedenfalls niemand hinterfragen, wenn wir zusammen gesehen werden. Ich war schon häufiger mit ihr in der Winkelgasse und es ist glaubwürdig, dass sie mich bei einem Geschenk beraten würde."

Jetzt drängte sich Verärgerung in Hermines Gedanken. Natürlich war es vollkommen legitim für Pansy mit Draco herumzulaufen. Aber nicht für sie. Er wollte sicher auch nicht mit ihr gesehen werden, egal, ob es die Geheimhaltung verlangte oder nicht. Sie konnte nicht verhindern, dass sie überlegte, ob er Pansy wohl attraktiver fand, als sie.

„Woher hast du den Vielsafttrank überhaupt?", fragte sie schnell. Harry hatte ja bereits vermutet, dass Draco den Trank von Slughorn gestohlen hatte.

„Möglicherweise habe ich welchen aus dem Unterricht geliehen?" Seine Miene sagte deutlich, dass er darauf durchaus stolz war.

Sie schnaubte. „Geliehen?" Mit den Fingern formte sie Anführungszeichen um das Wort.

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