Kapitel 53: Der Fuchsbau

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Hermine achtete mehr auf Rons Verhalten ihr gegenüber, doch ihr fiel nichts Verdächtiges auf. Vielleicht lag es daran, dass die Beerdigung sie alle mitnahm und ihre Gedanken bei anderen Dingen waren. Wie erwartet verkündete Harry, dass er nicht für das nächste Schuljahr nach Hogwarts zurückkehren wollte. Stattdessen würde er die Horkruxe suchen und zerstören, um sich auf den Kampf mit Voldemort vorzubereiten. Ohne zu Zögern versicherten Ron und sie ihm, dass sie ihn begleiten würden.

Vor der Abreise kam Ginny nicht mehr dazu, Hermine in das angekündigte Kreuzverhör zu nehmen. Sie war zu beschäftigt gewesen, ihre freie Zeit mit Harry zu verbringen, denn auch sie spürte, dass sich etwas anbahnte. Harry erklärte ihnen nach der Beerdigung, dass er mit ihr Schluss gemacht hatte, damit sie nicht in Gefahr war oder als Druckmittel genutzt wurde, während er auf der Suche nach den Horkruxen war.

Die Fahrt im Hogwarts-Express verbrachte Hermine mit Harry, Ron, Ginny und Neville, während Draco mit Blaise Zabini und ein paar anderen Slytherins in einem Abteil saß. Er schien sich wieder besser mit seinen alten Freunden zu verstehen, seit er nicht mehr verheimlichen musste, auf wessen Seite er stand. Nachdem die Neuigkeit von seiner Mutter ihm zusätzlich die Angst genommen hatte, sie mit zu viel Offenheit in Gefahr zu bringen, konnte er sich wieder mehr wie er selbst verhalten. Er hatte Hermine sogar erzählt, dass Zabini über ihre Beziehung zueinander Bescheid wusste und keinerlei Einwände erhoben hatte. Sie wünschte, dass sie sich ihren Freunden gegenüber ebenso zuversichtlich fühlen konnte.

Sie hatte überlegt, ob sie die Zeit nutzen sollte, ihnen davon zu erzählen, aber die Trennung von Harry und Ginny und die Möglichkeit, dass Ron mehr als nur etwas überrascht sein könnte, hielten sie davon ab. Sie hatte keine Lust, mehrere Stunden mit ihnen im Zug eingesperrt zu streiten.

Harry würde sie eine Weile nicht mehr sehen, da er zu den Dursleys reisen und dort bis kurz vor der Hochzeit von Bill und Fleur bleiben würde. Sie verabschiedeten ihn am Bahnhof King's Cross und nahmen von dort einen Portschlüssel, der sie in der Nähe des Fuchsbaus absetzte.

Fred und George Weasley empfingen sie auf dem sommerheißen Feld auf einem Hügel in Devon. Die Begrüßung fiel sehr herzlich aus, bis sie bei Draco angekommen waren, der hinter den anderen zurückgeblieben war.

„Draco Malfoy", sagte George mit einem nicht deutbaren Singsang in der Stimme.

„Echt klasse, dass du kein Todesser bist", warf Fred hinterher. Draco quittierte diese Aussage mit einer erhobenen Augenbraue und Schweigen. Hermine war sich ziemlich sicher, dass er gerne weggelaufen wäre.

„Wir sollten uns beeilen, Mum hat gerade das Essen auf den Tisch gestellt", sagte George und legte den Arm um Ron. Sie gingen den kleinen Hügel hinunter, die Zwillinge mit Ron vorneweg, während Hermine an Ginnys Seite blieb, die schon wieder Tränen in den Augen hatte. Draco folgte ihnen mit etwas Abstand und sie hatte das Gefühl, dass er sich immer weiter zurückfallen ließ, je näher sie dem Fuchsbau kamen.

Narcissa Malfoy wartete mit vor dem Körper gefalteten Händen neben der Haustür. Während Molly Weasley ihre Kinder überschwänglich begrüßte, obwohl sie sie erst vor wenigen Stunden bei der Beerdigung gesehen hatte, hielt Mrs Malfoy sich zurück. Ihre Augen wanderten über die Neuankömmlinge und fanden Draco, der als letzter durch das Gartentor trat.

Hermine wusste nicht, was sie erwartet hatte, doch es hatte definitiv mehr Tränen und Umarmungen beinhaltet. Als Draco seine Mutter entdeckte, ging ein Ruck durch seinen Körper. Er richtete sich ein Stück gerade auf, seine Hände strichen mechanisch über den Stoff seines Umhangs. Einen Moment sah es so aus, als hätte er vor, an der Grenze des Grundstücks zu verharren, den Blick fest auf seine Mutter gerichtet. Hermine konnte sehen, dass er sich wappnete.

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