72 - (verlorene) Wetten - Katja

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A/N: an M.: Es hat gerade so schön reingepasst. Da musste ich Katjas POV einfach auch bringen. So will es das Gesetz xD Kommt mit auf die wilde Reise, die dieses Kapitel wird!

- Freitag, 28.06.2024 - Elektrisches Gefühl/Juli -

Ich hakte mich bei Liv unter und folgte blind ihrer Orientierung. "Wo verschleppst du uns denn hin?", flüsterte ich ihr leise zu. Sie grinste verschwörerisch. "Ach, Süße. Die Idee hab' ich komplett dir zu verdanken." Dann warf sie einen Blick hinter uns, wo die zwei Jungs uns mit ein bisschen Abstand folgten und uns kritisch beäugten. Endlich erklärte sie: "Juri hat noch Wettschulden bei mir offen."

In meinem Kopf ratterte es, bis ich mich endlich an den einen Abend bei uns auf der Couch erinnerte, an dem ich Liv kennen und lieben gelernt hatte. Das Grinsen auf meinen Lippen wurde noch breiter. Dann meinte ich, auf gesünderer Konversationslautstärke: "Das ist so eine gute Idee heute. Okay, aber dafür sind wir ein bisschen ab vom Kurs gekommen. Ich weiß, wo wir hinmüssen. Komm mit!"

Ohne auf eine Antwort zu warten, dirigierte ich Liv in eine ein wenig andere Richtung. Wenn sie wirklich mit uns ein Eis essen gehen wollte, kam dafür nur eine Eisdiele infrage. Das "That's Gelato" in der Innenstadt war meine absolute Stamm-Eisdiele und bislang ungeschlagen in Heidelberg.

Innerlich freute ich mich schon sehr auf eine Kugel Eis. Heute markierte höchstwahrscheinlich den letzten Tag der Hitzewelle, die die letzte Woche über Heidelberg hereingebrochen war. Wir waren alle in kurzer Kleidung unterwegs und ich war unglaublich dankbar für das leichte Sommerkleid, für das ich mich heute Morgen entschieden hatte. Da war Eis eine wirklich, wirklich gute Idee.

Keine fünf Minuten später liefen wir auch schon die breite Straße entlang, die uns zum Eiscafé bringen würde. Endlich verstand auch David, wo es hinging, und laut rief er zu uns vor: "Liv, das ist eine ultra geile Idee!" Liv an meinem Arm grinste noch breiter und wandte sich zu den Jungs um, nur, um mit einem koketten Lächeln auf den Lippen zu erwidern: "Ich weiß!" Leise grinsend schüttelte ich den Kopf. Liv passte echt wie die Faust aufs Auge in unsere kleine Gruppe.

Sie passte viel besser, als Friederike es jemals konnte. Ich weiß, es war unfair, die zwei miteinander zu vergleichen, doch es fiel mir immer schwerer. Liv verstand uns, Liv verstand den Handball und all die Sorgen, die damit einher gingen. Klar, Friederike hatte irgendwann auch gelernt, was Juri an einem Tag so herumtrieb, aber es war dann doch noch einmal etwas anderes, den Muskelkater nach einem Training am eigenen Körper gespürt zu haben, den Frust nach einem verlorenen Spiel rausgelassen zu haben und die gewonnenen Siege mit den Teamkameraden zu feiern. Das alles war das, was mich und auch die Jungs ausmachte, das war das, wofür wir lebten. Und Liv konnte das zu 100 Prozent nachvollziehen und pufferte uns genau in den richtigen Momenten aus. Und auch sonst war sie einfach der Schwung, der uns vor ihr so sehr gefehlt hat. Wir hatten wirklich noch eine proaktive, glückliche Seele in der Gruppe gebraucht. Das hatte Friederike nie mitbringen können, so war sie einfach nicht gestrickt gewesen.

Unterbewusst betrachtete ich das Mädchen an meinem Arm und ließ mir durch den Kopf gehen, wie sie zu Juri stehen musste. Durch Davids Erzählungen hatte ich eigentlich den Eindruck gewonnen, dass sie und Juri nur Freunde waren, beziehungsweise dass das ihre Auffassung der Situation war. Aber heute... das ganze Gespräch vorher war wirklich so, als wären die zwei allein im Raum. Sie hatte es irgendwie geschafft, dass Juri und sie offen über so ziemlich alles reden konnten und das war bewundernswert. Ich hatte Juri nur selten so von der Leber weg reden gesehen und ich glaube, das hatte ihm und ihr sehr gutgetan. Die zwei harmonierten so unglaublich gut... wie konnte sie das denn nur nicht sehen?

"Alles gut?", fragte Liv mich vorsichtig von links. Erst jetzt viel mir auf, dass ich sie immer noch anstarrte, und schüttelte schnell den Kopf. "Ja, klar, sorry", entschuldigte ich mich schnell und erklärte noch kurz: "Ich war nur in Gedanken." Dann sah ich von ihr weg und auf und erkannte, dass wir das Eiscafé erreicht hatten. Wir hielten in unserem Schlendergang an und die Jungs kamen hinter uns zum Stehen. Gemeinsam starrten wir das Schild über der großen Glasfront an.

121 km/h /// Juri Knorr ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt