Nun war schon eine halbe Stunde vergangen seit dieser Mann, den man Wolf nannte, in den Club gekommen war.
Und nach zwei weiteren Zombies, gefolgt von einem Martini und, was er gerade in seiner Hand hatte, einem Sex on the Beach... hielt er sich immer noch sehr tapfer.
Um genau zu sein, merkte man exakt gar nichts vom Alkohol, den der Mann neben mir bereits intus hatte.
Im Gegensatz dazu war sogar ich schon dicht.
Ich hatte mir ein paar Drinks zu viel bestellt, um ihn weiter angaffen zu können. Er sah aus, als hätte er viel Geld und das brauchte ich dringend. Vielleicht wäre er ja interessiert... da könnte ich auch etwas mehr verlangen.
Darüber machte ich mir über ein paar Drinks gedanken.
Das hätte ich nicht tun sollen.
Dann wäre ich auch nicht neugierig geworden."Hm... wie heißt du eigentlich?" rutschte mir meine Frage durch die Lippen und der Mann neben mir hielt nur Zentimeter vor dem Glas in seiner Hand inne, aus dem er gerade trinken wollte.
Er drehte seinen Kopf zu mir und sah mich mit seinen kalten, halb blinden Augen an.
Oh-oh...
Ich hätte es mir verkneifen sollen."Ähm..."
Kopfschüttelnd drehte ich mich weg und meinte über die laute Musik "T-tut mir leid. Ich weiß gerade nicht, was ich rede...", hoffend, dass er mich ignorierte.
Auch Tamara warf mir einen warnenden Blick zu.Da drehte sich der Mann neben mir ganz zu mir um, stellte seinen Drink weg und sah mich an.
Wohl gemerkt musste ich dabei hinauf sehen.Er lehnte sich vor, so weit, dass ich schon zurückweichen musste, und hob seine Hand, worauf ich automatisch die Augen zusammen kniff.
Da spürte ich seine Finger an meinem Kiefer und öffnete die Augen.
Er hielt meinen Kopf in seiner Hand und musterte mich genau. Auch sein blindes Auge bohrte sich in mich und ich schluckte.
Seine Haut war rau.
Seine Hand war groß und seine Finger ziemlich lang.
Das bemerkte ich, als sie unter das schwarze Band um meinen Hals fuhren und mir schon fast die Luft raubten.
Etwas, das ich an einem Choker nicht mochte.Er drehte meinen Kopf zur Seite und studierte mich von oben bis unten, bis er mich los ließ und sich wieder abwandte.
Darauf sah er auf die Uhr hinter uns, über den, seit seiner Ankunft leise feiernden und großteils betrunkenen Menschen, und stand auf.
Ohne mich anzusehen, drehte er sich um und ging zu den beiden Männern, die mit ihm gekommen waren.
Er beugte sich zu einem der beiden, flüsterte ihm etwas zu und verließ den Club.
Beide der Männer redeten kurz miteinander, sahen in meine Richtung und folgten dem »Wolf« dann hinaus.
Sobald die Tür des Clubs ins Schloss fiel, stoppte die Musik erneut.Sämtliche Leute standen auf, sammelten sich zusammen und packten ihre Sachen. Darauf verschwanden sie.
Auch Tamara wies die letzten Bestellungen zurück und begann, dicht zu machen.
"Was ist jetzt auf einmal los?" fragte ich verwirrt und die rothaarige Barkeeperin antwortete schnell "Niemand hier will etwas mit einem Gangster zu tun haben und ich hab den Club die letzten Jahre gut davor bewahrt. Zu schließen ist Routine, nachdem einer hier war, auch in diesem Viertel, Jungchen."
Darauf verschwand sie hinter die Regale der Bar, rief mir zu, ich solle mich ebenfalls nachhause begeben, und war außerhalb meiner Reichweite.
Um mich herum machten sich auch sämtliche Menschen aus dem Staub und ich stand auf.
Etwas wackelig auf den Beinen, aber ich würde es bis Heim schaffen.
Also verschwand ich, genau wie all die anderen Kunden des Clubs, nur Minuten später in die Nacht.
Warum ein Club, gefüllt von reichen Ärschen und selbst in einem derart verwahrlosten Viertel nur nach Aufenthalt dieses Mannes ganz plötzlich leer war, würde ich ein anderes Mal erfahren..
Eine Zeit später war ich Zuhause angekommen und schloss hinter mir die Tür.
Unser Haus war eigentlich ein Abrissprojekt gewesen, aber nachdem ich den Besitzer verführt hatte und »Miete zahlte«, durften mein 17-jähriger Bruder Silas und ich bleiben.
Wir hatten, was wir brauchten, auch wenn das Haus alt war, bereits in einigen Zimmern leicht schimmelte und die Nächte darin kalt waren. Trotz des wenigen Platzes kamen wir gut zurecht.Als ich meine Schuhe auszog, ging plötzlich das Licht an und mein Bruder Silas spähte um die Ecke, aus dem Wohnzimmer.
Seine Miene erhellte sich, als er mich sah und er kam in den Gang, zu mir.
"Wilkommen zurück, Kay... wie lief's?" murmelte er und zog die Decke enger, die er sich um seine Schulter gezogen hatte.
Ich zog seufzend die 100$, bestehend aus ein paar Scheinen, aus meiner Tasche und reichte sie ihm.
"Heute war nicht viel los." "Hast du also..." fragte Silas mit einem halben Satz und ich schüttelte den Kopf.
"Nein. Kein Sex heute."
Darauf atmete er etwas erleichtert auf und ging mir voraus, über den knarrenden Flur, ins Haus.Er mochte die Art, wie ich unser Geld verdiente, nicht. Ich hatte ihm gesagt, er solle sich auf seine Schulkarriere konzentrieren und mir unsere Finanzierung überlassen.
Aber er war stur. Sagte mir, ich solle mir etwas anderes suchen.
Ich verstand ihn. Aber ich hatte in dieser Umgebung nun einmal keine andere Wahl."Komm, gehen wir schlafen. Du hast morgen Schule, Silas." meinte ich seufzend und hielt mich eng an der Wand des Ganges, um in meinem leichten Rausch nicht zu stolpern. Mit meinem Körper und meinem Gesicht ernährte ich meinen kleinen Bruder und mich... blaue Flecken und Kratzer konnte ich mir nicht leisten.
Silas stützte mich, leicht belustigt und übertrieben aufdringlich, bis wir in das Schlafzimmer hinter dem Wohnzimmer kamen.
Dankbar schickte ich ihn weg und setzte mich auf die unbequeme Chouch, auf der ich jede Nacht schlief. Silas schlief im Wohnzimmer, auf einem Bett, das wir dort hingestellt hatten. Da das Haus alt und kaputt war, hatte es nur wenige Möbel mit denen wir irgendetwas anfangen konnten. Ich hatte darauf bestanden, dass Silas das Bett bekam.
"Gute Nacht!" ertönte seine Stimme aus dem Nebenraum und ich erwiederte seine Wünsche, bevor ich begann, mich auszuziehen.
Ich wechselte in ein abgetragenes Shirt und eine zerfetzte aber bequeme Hose, die ich immer trug, wenn ich schlief. Zumindest war es dann nicht so kalt.Darauf legte ich mich leise seufzend hin und schloss die Augen.
Im Hintergrund hörte ich Eulen schreien und Katzen, die auf den Straßen um Beute kämpften. Hunde bellten und Autos fuhren, Leute redeten und stritten sich.
Jede Nacht war es das selbe.Wenigstens konnte ich früh morgens ausschlafen, im Gegensatz zu Silas.
Meine Abende waren anstrengend genug.
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𝑴𝒐𝒏𝒔𝒕𝒆𝒓 [𝐁𝐋]
RandomIn dieser Umgebung war das Leben hart, besonders wenn man von Anfang an nichts hatte. Das erlebten auch Kay und sein Bruder Silas aus nächster Nähe, die schon einige Jahre allein in diesem armen Viertel zurecht kommen mussten. Umgeben von Kriminel...