𝑾𝒆𝒊𝒕𝒆𝒓𝒆 𝑻𝒂𝒈𝒆 𝒔𝒑𝒂̈𝒕𝒆𝒓:
Ugh... so langweilig.
Seit ich mich nicht mehr an andere verkaufen musste, blieb ich zuhause und kümmerte mich um das Haus und Silas. Zumindest so weit er es zuließ.
Er war daran gewöhnt, für sich zu kochen, wenn ich nicht zuhause war und mir nach meinen Jobs zu helfen, nicht umgekehrt.
Ich fühlte mich hier... fehl am Platz.
Freie Zeit und freien Willen war ich nicht gewohnt. Schon seit ich nach dem Tod unserer Eltern für Silas die Verantwortung übernommen hatte.
Ich hatte ihn großgezogen.
Und jetzt... war er schon fast erwachsen.
Nur... was wurde jetzt aus mir?Das plötzliche Läuten meines Handys riss mich aus den Gedanken und ich fiel vor Schreck schon fast von der Couch.
"Was is' denn jetzt los?" knirschte ich und reckte mich nach meinem Handy, das auf dem niedrigen Tisch neben der Couch lag.
Eine unbekannte Nummer rief an.
War das vielleicht...?"Hallo?" ging ich ran und stand von der Couch auf.
Wie erwartet, antwortete mir Zlatas Stimme.
"Hallo, Kay."
Ich hatte bereits auf sie gewartet. Nur dachte ich, sie würde persönlich vorbei kommen.
"Der plötzliche Anruf tut mir leid, aber wir brauchen dich in einer Viertelstunde vor dem Penthouse. Nandez wartet dort auf dich und wird dir auf der Fahrt weiteres erklären, da wir unter Zeitdruck stehen." erklärte sie, ihre Stimme wirkte gehetzt und ich nickte schnell. Bis mir einfiel, dass sie mich nicht sehen konnte.
"Äh, ja. I-ich- was soll ich anziehen?" "Nandez hat dein Gewand bei sich. Du solltest dich darauf konzentrieren, rechtzeitig bei ihm zu sein, wir können dich nicht abholen. Alle, die deine Adresse kennen, sind beschäftigt." meinte sie weiter und ich sprang bereits über den Couchtisch, auf dem Weg zum Vorraum.
Zale hatte uns zwar ein Auto geschenkt, aber das stand im Moment vor Silas' Schulgebäude...
"Ich beeil' mich." gab ich zurück, klemmte das Handy zwischen meine Wange und meine Schulter und schlüpfte in meine Schuhe.
"Ich krieg' das hin. Ich hab auch schon 'ne Idee, wie ich rechtzeitig ankomme."
Darauf beendete ich den Anruf, schloss das Haus ab und rannte.
Und wo hin?
Zu Tamara.Nur wenige Minuten später war ich bei ihrem Club, dem Chaja, angekommen und riss die Tür auf.
Tamara hatte tagsüber nicht geöffnet aber sie verbrachte ihre Tage damit, den Club auf Vordermann zu bringen.
Also traf ich sie auch dort an, wo ich sie vermutete."Tamara!"
Als ich sie rief, war ein Knall, gefolgt von leisem Fluchen, zu hören und ihr Kopf lugte über die Bartheke gegenüber der Tür.
Den Handschuhen an ihren Händen, mit denen sie sich an der Theke hochdrückte, nach zu urteilen, war sie gerade mit Putzen beschäftigt.
"Kay? Ähm... hi, was machst du hier?" "Ich brauche deine Hilfe. Du müsstest mich innerhalb von 10 Minuten wo hinfahren. Ins Viertel nebenan, kriegst du das hin?" meinte ich außer Atem und Tamara warf ihre dunkelroten Haare zurück.
"Wollen wir wetten?"Schon war sie mir voraus, in ihr rot lackiertes, altes Auto, das sie Mc'queen getauft hatte, und ich schmiss mich auf den Beifahrersitz.
Die alte Kiste von Auto gab es schon länger als mich, aber Tamaras Fahrkünste waren im Moment genau, was ich brauchte.
Ich schnallte mich an und Tamara schaltete, presste das Gas auf den Boden und das Auto setzte sich mit einem kräftigen Ruck in Bewegung.
"Woah, fahr' nicht an, ja!" murmelte ich überrascht und krallte mich in den alten Ledersitz.
Tamara kicherte nur gefährlich und düste weiter über die Straßen."Ich hab dich länger nicht mehr in den Clubs gesehen. Was treibst du?" fragte sie und wich kantig einem Hund auf der Straße aus, bevor ich ihr antwortete.
"Ich... glaube, ich krieg's jetzt hin." meinte ich leise, mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht.
"Silas geht es gut, wir haben ein Haus und genug Geld für seine Zukunft. Wir... leben."
Darauf warf sie mir einen seitlichen Blick zu und entgegnete "Falsch. Silas tut das. Du brauchst etwas anderes, das sieht man dir an."
Verwirrt sah ich nach vorne und überdachte ihre Worte.
Wie meinte sie das?
"Wo auch immer du das Geld und das Haus her hast, ich bin sicher, für Silas ist gesorgt. Er kommt zurecht, Kay. Jetzt bist du dran."Darauf konnte ich einfach nichts erwidern.
Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte.
Und Zeit, lange nachzudenken, hatte ich auch nicht.
"Oh! Da steht Nandez! Park vor dem Haus da." meinte ich schnell und Tamara legte eine Vollbremsung hin.
"Viel Spaß." lächelte sie und ich stieg dankbar nickend aus.
Darauf verschwand sie.
"Wow, 9 Minuten..." meinte Nandez und sah von seiner Uhr auf.
"Bitte, steig ein. Ich bringe dich hin, wenn du umgezogen bist, erkläre ich dir die Umstände."
Schnell nickte ich und stieg in die Limosine direkt neben uns.
Neben mir lag bereits etwas Gewand.
Hatte ich auch erwartet. Deshalb hatte ich mich nicht umgezogen.
Nun dann... auf ein Neues..
In Rekordzeit war ich über die Fahrt also meine Klamotten los geworden und hatte den dunklen Spitze-Tanga angezogen. Jetzt nur noch das elegante, matt schwarze Kleid, das auf dem Sitz neben mir lag und die dunklen, hohen Schuhe.
Ich hob das Kleid hoch und breitete es auf.
Was ich erst jetzt bemerkte, waren die weißen Spitzen am unteren Rand des Stoffes und die leicht glitzernden Elemente überall auf dem leichten, schon fast durchsichtigen Stoff verteilt.
Ein sehr schönes Kleid. Definitiv mehr Stoff als das letzte Mal und viel aufwendiger.Vorsichtig windete ich mich also im breiten Bauch der Limosine herum und während ich das Kleid überzog, fragte ich Nandez aus.
"Also, wo fahren wir hin?"
Darauf hörte ich ihn belustigt seufzen und er fragte mich, ob ich die Attenborough-Gala kannte.
"Äh... ja. Ein Treffen der ganzen reichen und einflussreichen Familie in der Stadt, oder? Findet jedes Jahr im Attenborough-Anwesen statt." murmelte ich und kämpfte damit, mein Bein aus dem verhedderten Stoff zu bekommen, ohne das Kleid zu zerstören.
"Ja, genau das. Nur... ist es ein verdecktes Treffen der einflussreichen Organisationen beziehungsweise ihren Vertretern oder den leitenden Familien des Landes." erwiederte Nandez und ich stockte.
Diese Gala wurde jedes Jahr live über das Fernsehen übertragen. Dort fand man Mitglieder und Repräsentanten der wohlhabendsten und einflussreichsten Familien der Stadt wie die Grimoldis, die Espinozas oder sogar die Familie der Aguilea. Nicht zu vergessen jedoch, die Attenboroughs, die das alles veranstalteten.
"Also sind alle Familien dort..." "...illegal beschäftigte Großfamilien? Ja. Jede Familie leitet mindestens ein paar kleine Organisationen, die in einem riesigen, geheimen Netzwerk ihren eigenen Teil beitragen. Unser Boss, der als einziger nur eine Organisation vertritt, jedoch... muss dort hin, um seinen Vater zu vertreten. Und da er keine Begleitung hätte, wäre Astara Beverleigh darauf aus, ihn öffentlich zu blamieren, wenn er sie nicht heiratet." erklärte Nandez und ich sog all die Informationen in mich hinein.
Das Kleid hatte ich mir erfolgreich angezogen und die beiliegende Haarspangenblume war auch angeklippt. Die Schuhe passten wie angegossen und ich dankte meiner lieben Freundin Tamara gerade für den »Wie-laufe-ich-in-High-heels-Unterricht«, den sie mir einst aufgebrummt hatte, als ich vor einer Stripshow in solchen Schuhen einen Rückzieher machen wollte."Das heißt also, auch die Beverleighs..." flüsterte ich mir selbst leise zu und atmete tief durch.
Was auch immer kommen würde, ich durfte meine Rolle hier nicht vergeigen.
Ich konnte mir bereits vorstellen, was ich tun musste und das, vor kaufenden Kameras. Auch musste ich noch gegen Astara Beverleigh ankommen.
Zale hatte mir schon so viel gegeben.
Ich konnte ihn doch nicht einfach im Stich lassen.Mir blieb also nichts anderes, als mitzuspielen.
Für Silas und Zale.
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𝑴𝒐𝒏𝒔𝒕𝒆𝒓 [𝐁𝐋]
RandomIn dieser Umgebung war das Leben hart, besonders wenn man von Anfang an nichts hatte. Das erlebten auch Kay und sein Bruder Silas aus nächster Nähe, die schon einige Jahre allein in diesem armen Viertel zurecht kommen mussten. Umgeben von Kriminel...