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"Gut, da wären wir." meinte Nandez nach einer Weile, als wir bereits eine kurze Strecke aus der Stadt raus waren.
Auf einer seichten Erhöhung und nur etwas abseits der anderen Häuser erhob sich das Attenborough-Anwesen. Durch die untergehende Sonne und die Beleuchtung des Gebäudes schien es, als würde es schimmern.
Ein hohes, helles und gut sichtbares Anwesen.
Und... sehr viele Menschen darum herum.

"Wow... hier is' so viel los." murmelte ich und klebte mittlerweile schon zwischen dem Fahrersitz und dem Beifahrersitz, um mehr sehen zu können.
"Ja... irgendwo dort müsste Zlata sein." hörte ich Nandez sagen und er hielt nach ihr Ausschau, während er die kurvenreiche Straße, den Hügel hinauf, fuhr.
Und da entdeckte ich sie.
"Dort drüben!" meinte ich und deutete nach vorne, wo ich Zlata an einer mit leuchtenden Ketten verzierten Topfpflanze lehnen sah. Sie trug, überraschender Weise, ein rot schimmerndes Kleid und hatte ihre langen, lockigen Haare mit einer Spange in einem chaotischen Dutt hochgesteckt.
Trotzdem trug sie einen weißen Stöpsel im Ohr und ein Mikrofon an der Wange.
Wie ich sie kannte.

Nandez parkte direkt neben ihr, auf einer flachen Wiese und wir stiegen beide aus.
Mit den hohen Schuhen stolzierte ich über das Gras und den Asphalt, bis hin zu Zlata.
Und hinter ihr, im Schatten... lehnte Zale an der Wand des Gebäudes.
Ich hatte ihn gar nicht gesehen.
Und so im Schatten der Nacht sah er beängstigend aus.

"Hallo, Kay. Gerade rechtzeitig." begrüßte Zlata mich und auch Nandez trat an ihre Seite und sie legte ihren Arm um seinen. Die beiden würden wahrscheinlich verdeckt als Paar dort auftauchen.
Und meine Begleitung trat im selben Moment aus dem Schatten.
Jesus Christus.

Er trug einen langen, mantelähnlichen Anzug, der bis knapp über den Boden reichte, eine schwarze Anzughose und ein weißes Shirt unter dem langen Jackett.
Seine Hände waren mit ein paar silber glänzenden, schlichten Ringen geschmückt und er trug eine goldene Halskette, mit einem sichelförmigen Anhänger.
Seine kalten Augen ruhten auf mir, wie der Blick eines Raubtieres auf dessen Beute.
In seiner Hand hielt er noch etwas Schwarzes, das ich nicht zuordnen konnte.
Er kam zu mir, und holte mich an seine Seite. Seine Hände glitten über mein Kleid und er hielt an meinem Nacken inne.
"H-hallo." stammelte ich und schluckte.
Als ich ihn sah, schoss mir der News-Bericht über Humphrey wieder in den Kopf und ich atmete tief durch.
Ich musste zugeben, Zale machte mir Angst.
Ich konnte... ihn nicht deuten.
Und genau das fand ich an ihm auch so...

Da presste sich etwas kaltes gegen meinen Hals und ich schreckte zusammen.
Zale hatte mir einen schwarzen Bandchoker umgebunden, mit einer metallenen Herzöffnung auf der vorderen Seite.
Verwundert tastete ich das Halsband ab und entdeckte die Kette, an der man ziehen musste, um es enger zu machen.
Auch Zale legte seine Finger um die Kette und zog leicht daran, bevor er los ließ und seine Hand an meine Taille legte.
"Tu so, als wärst du mein fester Partner. Du kannst gerne herumerzählen, dass wir ficken. Unser Ziel besteht darin, Astara Beverleigh abzuschrecken." zischte er mir zu und ich nickte schnell.
"Nun denn..." meinte Zlata und ging uns mit Nandez voraus. "Gehen wir rein."

Still folgte ich Nandez und Zlata an Zales Seite und wir gingen eine flache, mit rotem Teppich geschmückte, Treppe hinauf, zum Eingang des Anwesens. Je weiter wir in die riesige Vorhalle kamen, umso mehr Leute füllten die Umgebung.
Überall fancy Anzüge, wunderschöne Kleider, Kellner und... Kameras. Schon hier?
"So viele Kameras..." murmelte ich leise und sah mich um. In jeder Ecke lauerte die Presse und ich klammerte mich zögernd an Zales Arm.
"Wie hält man auf einer riesigen Gala geheim, dass es ein illegales Treffen ist...?" flüsterte ich mir selbst zu und dachte, niemand hätte mich gehört. Jedoch reagierte Zale darauf und zeigte an mir vorbei, auf eine dunkle Tür, etwas versteckt hinter einer Treppe.
"Solche Räume gibt es überall. Für direkte Gespräche trifft man sich dort. Die Presse hat dort keinen Zugang und Kameras werden signalgestört." meinte er leise und ich sah überrascht zu ihm auf.

Wir betraten bereits die Haupthalle des Anwesens und ich staunte, über den spiegelnden Boden, den schönen Teppich, die enormen Fensterwände und die goldenen Wandelemente. Und definitiv... den kristallenen, spiralförmigen und riesigen Kronleuchter, der vom höchsten Punkt der Decke, in die Halle hinunter hing.
Wow... das war alles... wow.
"Mach den Mund zu." hörte ich Zales Stimme und ich sammelte mein Kinn vom Boden.
Er hatte recht. Sollte es wirken, als wäre ich sein... seine Schlampe, sollte ich mich an den Luxus gewöhnen.
Tief durchatmend ging ich also weiter und hielt mich nahe bei ihm.
Im Hintergrund war leise Musik zu hören, überall liefen ordentlich hergerichtete Kellner mit Tabletts herum, auf denen mehrere Sektgläser standen.
Zlata und Nandez waren nun nicht mehr zu sehen und ich begleitete Zale, in die Menge von Leuten vor uns.
Er hielt einen der Kellner an und nahm zwei Gläser von seinem Tablett. Eines davon drückte er mir in die Hand.
Zögernd nahm ich es entgegen und trank einen Schluck.
Ich war nicht wirklich der beste Trinker...
Aber ein, zwei Gläser konnte ich gut ab.

Vorsichtig sah ich zu Zale auf und musterte ihn.
Er ließ mich nicht los und auch ich bemerkte die Kameras, denen er öfters schnelle Blicke zuwarf. Ich behielt meine Ruhe und nahm einen großen Schluck vom Sektglas in meiner Hand.
Ganz nüchtern würde ich das nun auch nicht überstehen.
Besonders... sobald Astara hier auftauchte.

𝑴𝒐𝒏𝒔𝒕𝒆𝒓 [𝐁𝐋]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt