"Nein... am Ende waren es nur 7 Millionen. Ja... das erwarte ich am Ende der Woche."
Das war Zales Stimme...
Telefonierte er?Gähnend öffnete ich die Augen und drehte mich zu ihm um.
Er saß mit dem Rücken zu mir an der Bettkante und telefonierte tatsächlich.
Von hier aus konnte ich den tättowierten Wolf auf seinem Rücken gut sehen, der nach dem Körper der Schlange um seinen Hals schnappte.
Immer noch ein wunderschönes Tatto...
Ein Wolf mit schwarz-grauem Fell, langen, scharfen Zähnen, leeren Augen und einem einzigen, schneeweiß gefiederten Flügel.
Durch die Narben, die Zale hatte, sah es sogar so aus, als würden diese auch dem Wolf gehören.Da beendete Zale sein Telefonat und drehte sich etwas zur Seite.
Ich sah, dass er ein halb leeres Whiskeyglas in der Hand hielt und als er einen Schluck daraus trank, schien er, mich zu bemerken.
"Guten Morgen." lächelte ich ihm entgegen und setzte mich langsam auf.
"Uff-... aua..."
Mein ganzer Körper schmerzte und ich hatte überall Muskelkater von der vergangenen Nacht.
Auch kein Wunder...
Das war mal eine Art, Neujahr zu verbringen."Hast du geschlafen?" fragte ich Zale, in der Hoffnung, dass er nicken würde.
Aber er schüttelte wortlos den Kopf und ich bemerkte im selben Moment die Whiskeyflasche, die er Nachts ins Bett mitgenommen hatte, leer auf dem kleinen Regal neben dem Bett stehen.
Seufzend sah ich ihn an und kam zu ihm, über die Decke geschlichen.
Zwar war mein Körper noch steif und überall wund, aber ich würde schon nicht sterben."Was ist eigentlich mit den anderen?" murmelte ich und lehnte mich an Zale an, nachdem ich mich unbeholfen neben ihn gesetzt hatte.
Er zuckte die Schultern und nahm auf einmal meine Hand.
"Hm...?" gab ich verwirrt von mir und sah zu ihm auf.
Er starrte unsere Hände nur still an und reagierte zuerst gar nicht auf mich.
Er spielte sich eine Weile und als meine Hand mit aufgespreizten Fingern auf seiner lag, hielt er inne.
Auch ich musterte nun unsere Hände und musste bei dem Größenunterschied etwas schmunzeln.
Zales Hand war so groß im Vergleich zu meiner.
Immer hin war er selbst auch ziemlich groß."Schau'n wir mal nach den anderen?" meinte ich, mit sanfter Stimme, und riss Zale so aus den Gedanken.
Er musterte mich mit seinen halb blinden Augen und nickte, bevor er aufstand.
Er selbst trug noch eine Hose, aber ich war komplett nackt.
Also stand ich auch auf und suchte am Boden nach meinem Shirt von gestern.
Bevor ich es aber fand, bekam ich plötzlich ein anderes Shirt ins Gesicht und fing es verwirrt auf.
Es war definitiv größer als meine je sein würden."Zieh das an." hörte ich Zale neben mir und ich sah mir das schwarze Shirt genauer an.
Das gehörte definitiv ihm.
"Echt? Darf ich?" grinste ich ihm zu und als er nickte, striff ich es mir lächelnd über.
"Woah..."
Es war wirklich ziemlich lang.
Mir reichte es bis knapp über die Oberschenkel.Ich zog mir noch meine Boxer vom Vortag an und kam dann zu Zale, der mich die ganze Zeit von seinem Anlehne-Platz am Türrahmen aus anstarrte.
Früher hätten mir diese Augen Angst eingejagt.
Ein Gangster mit einem ausgebrannten Auge, Narben überall und größer als sämtliche Leute, die im Raum der normalen Körpergröße wandelten, starrte mich an.
Aber da war noch etwas, das ich mit der Zeit erst lernen musste.
Dieser Gangster war auch nur ein Mensch.
Und sein Name war Zale..
Kurz darauf verließen Zale und ich also sein Schlafzimmer und kamen in den riesigen Vorraum, der zu dem offenen Wohnzimmer führte.
Überall begleiteten einen die Wände aus Glas und man konnte die ganze Stadt sehen.
"Wow... schöne Aussicht." murmelte ich und legte meine Hand an das Glas.
Mein Blick schweifte über all die Straßen und Autos, die darauf fuhren.
Über all die Häuser, ob groß oder klein, ob in unserem Viertel oder dem daneben.
Über all die Teiche in den fernen Parks, die Bäume, die den Stadtrand schmückten und die winzigen Menschen, die dort unten herumwuselten, zwischen den beleuchteten Gebäuden.Da spürte ich Zale hinter mir und wandte mich um.
Er sah sich die Stadt über mich hinweg ebenfalls an.
"Gefällt dir die Aussicht?" fragte er, seine Stimme rau und tief.
Ich nickte eifrig und bevor er noch etwas sagen konnte, nahm ich seine Hand und zog ihn daran weiter, ins Wohnzimmer."Was...?" entkam es mir, als ich den offenen Raum vor mir sah, und ich musste mich zurückhalten, nicht zu lachen.
"Die hatten wohl Spaß." meinte Zale kopfschüttelnd und musterte, genau wie ich, die anderen.Zlata und Nandez lagen aufeinander noch auf der Couch in der Raummitte.
Mein Bruder jedoch, lag neben einer leeren Weinflasche auf dem Couchtisch neben ihnen und sein Fuß hing über Valrós Schulter, der im Sitzen, angelehnt an den Couchtisch, eingeschlafen war.
Tamara hatte es irgendwie geschafft, sich mit einer Decke ganz auf dem Boden einzunisten und lag nun schnarchend darunter, mit ihren Fingern um ein halb volles Weinglas.
"Die hatten sicher Spaß." lachte ich und ließ den Blick auch über die ganzen leeren Dosen und Flaschen schweifen.Nicht nur Weinflaschen, sondern auch einige Bierdosen, eine Flasche Champagner und ein paar leere Drinkgläser.
An der hinteren Wand des offenen Raumes befand sich eine kleine Indoor-Bar, also musste Tamara etwas mit ihrem Können als Barkeeperin experimentiert haben.Alles in allem war dieser Anblick einfach nur lustig.
"Komm. Lassen wir sie schlafen." meinte ich, immer noch mit einem belustigten Grinsen auf dem Gesicht, und Zale nickte.
Auch er schien etwas angetan.
Zumindest hatte ich ihn noch nie so entspannt gesehen.
Und dieses kaum bemerkbare Lächeln war mir bis da hin auch fremd gewesen.
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𝑴𝒐𝒏𝒔𝒕𝒆𝒓 [𝐁𝐋]
РазноеIn dieser Umgebung war das Leben hart, besonders wenn man von Anfang an nichts hatte. Das erlebten auch Kay und sein Bruder Silas aus nächster Nähe, die schon einige Jahre allein in diesem armen Viertel zurecht kommen mussten. Umgeben von Kriminel...