-56- Well, hello

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Sobald ich das Haus verlassen hatte, rannte ich schon durch die dunklen Straßen der Stadt und in die Richtung von Zales Hochhaus.
Silas würde das Auto demnächst noch brauchen, also ließ ich es ihm.
Zu laufen machte mir nichts aus.
Immerhin sprintete Skandi neben mir durch die Straßen und folgte mir den ganzen Weg.

.
"Huh... wir sind da. Kennst du das Haus noch?" keuchte ich nach unserem mehrminütigen Sprint und sah zu der Spitze des riesigen Hauses hinauf, worauf Skandi es mir nachmachte.
Vor der doppelten, dunklen Glastür standen zwei Wachen in schwarzen Anzügen und Sonnenbrillen.
In der Nacht.
Super praktisch.

Einer der beiden Männer legte den Kopf schief und trat vor.
"Bist du Kay Reyes?" fragte er und ich nickte.
"D-das ist Skandi." erklärte ich noch außer Puste und deutete auf die weiße Kätzin neben mir.
Als ich ihren Namen sagte, wechselten die beiden Männer einen Blick, zuckten die Schultern und der vor mir trat zur Seite.
Sein Kollege hielt mir sogar die Tür auf und ließ mich hinein.
Skandi folgte mir, stolz wie eine frisch ernannte Königin, und mit erhobenem Haupt.
Ich bemerkte die verwirrten Blicke, die die Wachen ihr zuwarfen.

Demnach fand ich mich bei der Theke neben dem Eingang wieder und wurde von einer Frau mit ziemlich langen, grau-weißen Haaren begrüßt.
Die Eingangshalle war mild beleuchtet von kleinen, orangen Lämpchen, höher an den Wänden, und ein paar länglichen Lichtern an der dunklen, niedrigeren Decke über dem Empfang.
Bevor ich auch nur irgendetwas sagen konnte, kam mir die Frau zuvor und fragte "Bist du Kay Reyes?", worauf ich nickte.
"Wo finde ich... den Boss?"
Darauf meinte sie, ich solle hier für einen Moment warten und verschwand hinter einer Ecke der Theke.
Ich wartete nur einige Momente, bis sie wieder kam und Valró mit sich brachte.

"Ah, Kay. Hallo." lächelte er und winkte mir zu.
Er kam zu mir, von der Theke vor, und da sprang Skandi plötzlich auf den Marmorstein und auf meine Schultern.
"Oh- und wer ist das?" lächelte Valró verschmitzt und strich über Skandis Kopf, den sie ihm entgegen reckte.
"Weißt du noch, als ich vor zwei Wochen gegangen bin? Die Streunerin, über die ich gestolpert bin, ist irgendwie ins Auto gekommen. Seit dem wohnt sie bei uns. Ich hab' sie Skandi genannt." erklärte ich und kraulte sie unter dem Kinn, worauf sie anfing, leise zu schnurren.
"Skandi, huh?" gab Valró von sich und musterte die einäugige Katze.
"Der Name passt."

.
"Gut, da wären wir. Du musst das Zimmer leider alleine finden, ich habe noch einiges an Papierkram zu erledigen." meinte er, als die Tür des Aufzuges aufging und ich mit Skandi auf meinen Schultern heraus trat.
Ich nickte nur und winkte ihm zum Abschied, bevor sich die Türen des Aufzuges wieder schlossen und mich alleine in diesem dunklen, breiten Gang ließen.
Ich befand mich im 40. Stock, einem der höchsten Geschosse des Hauses, und vor mir erstreckte sich ein dunkler Gang, ausgelegt mit dunkelrotem Teppich und beleuchtet von kleinen, dämmrigen Schirmlampen.
Die einzge Tür, die ich sehen konnte, befand sich fast ganz vorne, an der rechten Wand.
Davor standen zwei Leute, die ich sofort erkannte.
Nandez und Zlata.

Ich kam zu ihnen und sie begrüßten mich überrascht.
"Was tust du denn hier? Und... ist das nicht diese Streunerin von Silvester?" meinte Nandez und ich nickte.
"Ich hab' sie Skandi genannt." grinste ich und sah Zlata an.
Sie wusste, was das bedeutete, und lächelte mich sanft an. Zu dem wirkte sie erleichtert, mich zu sehen.
"Du willst sicher zu ihm, oder?" fragte sie und ich nickte.
"Das ist eines seiner Schlafzimmer. Komm."

Darauf öffneten die beiden die doppelte Flügeltür, vor der sie standen, und ich konnte den Raum dahinter sehen.
Ein gar nicht so großes Zimmer, mit schwarz gestrichenen Wänden, einem großen Bett direkt vor uns und beleuchtet von einer orange-rot schimmernden Schirmlanpe auf einem Regal daneben.
Und auf dem Boden neben dem Bett... saß Zale.
Er lehnte mit dem Rücken am Bett und hatte den Kopf zur Seite gelehnt.
War er... bewusstlos?

"Ah- Scheiße. Nicht schon wieder..." hörte ich Zlata neben mir fluchen und folgte ihr in den Raum.
"Was hat er denn? Was meinst du mit schon wieder?" murmelte ich überfordert und kniete mich neben Zlata und somit auch neben Zale.
Sein Atem war flach und er schien tatsächlich, bewusstlos zu sein.
Schlafen... tat er ja nicht.

"In letzter Zeit... ist er etwas außer Kontrolle geraten. Er hat aufgehört, seine Tabletten regelmäßig zu nehmen und überarbeitet sich, bis sein Körper aufgibt. Er war heute schon fast 20 Stunden auf den Beinen." seufzte Zlata und fühlte nach Zales Puls, bevor sie auf das Regal neben uns deutete.
Dort standen einige Schachteln an Schlaf- und Beruhigungstabletten neben einem Glas Wasser.
"Gott... geht es ihm gut?" flüsterte ich und Zlata sog scharf die Luft ein.
"Sein Körper ist nur müde... er sollte sich mehr ausruhen. Auch, wenn er nicht wirklich schlafen kann, muss er nicht immer arbeiten. Aber... seit du gegangen bist, hört er nicht mehr auf mich." antwortete die braunhaarige Frau vor mir und tätschelte Zales Wange.
"Er sollte ins Bett, bevor er ganz einschläft."

Da öffnete Zale seine Augen und blinzelte uns verwirrt an.
So benommen kannte ich ihn gar nicht...
"Hey, Zale..." murmelte ich und plötzlich sprang Skandi von meinen Schultern, auf seinen Schoß.
Sie rieb sich an ihn und schnurrte laut, als er anfing, sie langsam zu streicheln.
Er war immer noch verwirrt, aber Skandi schien, ihn zu beruhigen.
"Du kannst gehen." meinte er auf einmal, an Zlata gewandt, und sie stand darauf auf.
"Sie wissen, wo Sie mich finden." verabschiedete sie sich und verschwand darauf aus dem Raum.
Natürlich war sie besorgt und ich sah ihr an, dass sie nicht gehen wollte.
Aber sie hörte auf Zale.

Still sah ich Zale an, als sich die Tür des Zimmers schloss, und setzte mich schließlich neben ihn.
Ich lehnte mich nach hinten, gegen das Bett, und sah zu, wie er Skandi streichelte.

"Warum bist du wieder hier?" raunte er mir zu und rieb sich leise murrend über die Schläfe.
"Ich... wollte dich sehen." gab ich ehrlich zurück und da sah er mich direkt an.
Auch Skandi wandte ihren Kopf an mich und mir fiel plötzlich etwas auf.
Die zwei hatten strenggenommen beide nur ein Auge.
Zale sein rechtes, Skandi ihr linkes.
Das... sah irgendwie lustig aus.

Als ich belustigt den Kopf schief legte und die beiden musterte, sah Zale mich nur noch verwirrter an.
"Tut mir leid... ihr passt nur so gut zusammen." murmelte ich lächelnd und strich über Skandis eingerissenes Ohr.

"Ich... hab' gehört, dass du dich in letzter Zeit überarbeitest... Was ist los?" meinte ich schließlich und Zale wandte sofort den Kopf ab.
Er setzte Skandi von sich hinunter, auf den Boden, und versuchte, aufzustehen.
"Hey- mach langsam." fuhr ich dazwischen und stand vor ihm auf, um ihm zu helfen.
"Halt' dich wenigstens an, ja?"

Darauf stützte er sich tatsächlich auf meine Schulter und ich konnte ihm helfen, aufzustehen.
Ich sah kurz hinunter und bemerkte, dass seine Beine vor Anstrengung zitterten.
Er ließ von mir ab und stellte sich alleine hin, bevor er sich durch die verworrenen Haare fuhr und leise seufzte.

"Warum bist du wirklich hier, Kay?" fragte er mich plötzlich nochmal und ich sah ihn verständnislos an.
"Wie meinst du das?" murmelte ich und legte meine Hand an seinen Arm.
Er sah auf mich hinab, mit seinen müden, leeren Augen, und ich lächelte ihm entgegen.
"Ich bin hier, weil ich dich sehen wollte, Zale. Das kannst du mir ruhig glauben."

Für ihn war es sicher schwer, das zu glauben.
Er hatte nie jemanden gehabt, der ihn offen liebte, oder Gefühle für ihn zeigte.
Zlata war das Nächste, was er zu einer Mutter hatte und selbst sie war nur seine Assistentin.
Er war als Einzelgänger aufgewachsen.
Ich konnte verstehen, dass er mir nicht glaubte.

"Ich hab' dich vermisst." meinte ich ehrlich und sah die Verwirrtheit in seinem Blick.
"Ich mein's ernst, Zale. Du bist mir sehr wichtig... deshalb bin ich hier"

𝑴𝒐𝒏𝒔𝒕𝒆𝒓 [𝐁𝐋]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt