-42- Good morning

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𝑲𝒂𝒚𝒔 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕

Mir tat alles weh...
Gott...
"Nhg..."
Der dumpfe Schmerz zog sich durch meinen ganzen Körper und ich öffnete die Augen, in der Erwartung, Astara über mir zu zu sehen.
Oder... Seth.
Vielleicht sogar Hael.
Aber doch nicht Zlata.

"Hallo, Schlafmütze." lächelte sie und half mir, mich aufzusetzen.
Meine Hände... sie waren nicht mehr gefesselt.
Es tat nicht mehr so sehr weh.
Und mein Kopf dröhnte nicht mehr.

Ich sah Zlata einfach nur überrascht an und sie wandte sich nach einem kurzen Blick auf die Uhr über der Zimmertür an mich.
Die schlug gerade elf Uhr abends.
Es war auch entsprechend dunkel.
"Alles gute zum Geburtstag, Kay." flüsterte Zlata mir sanft zu und setzte sich auf die Bettkante, neben mich.

"Was...? W-wie lange... war ich...?" "Ungefähr drei Tage." antwortete Zlata, die meine Frage offensichtlich verstand.
"Was ist mit... d-den Beverleighs?" murmelte ich und zog mich unter der angenehm warmen Decke zusammen.
"Seth und Hael sind tot. Astara... ist gelähmt. Falls sie überlebt hat." seufzte Zlata und kratzte sich am Nacken.
Ich riss erschrocken die Augen auf und starrte sie an.
Sie bemerkte das und nickte verstehend.
"Ich weiß, das ist viel." "Wie... sind sie gestorben? W-was ist überhaupt passiert?" fragte ich fest und Zlata sah mich überrascht an.
"Bist du sicher, dass ich dir das alles erzählen soll? Du bist gerade erst aufgewacht."
Sie deutete auf den Zugang an meinem Handrücken, aber ich schüttelte den Kopf.
"Ich will es wissen. Alles."

Nach kurzem Zögern schüttelte Zlata schmunzelnd den Kopf und begann, zu erzählen.
"Durch deine Barkeeper-Freundin und deinen Bruder haben wir erfahren, dass du auf einmal wie vom Erdboden verschluckt warst und Zale hat die Beverleighs angerufen. Er hatte wohl eine Vorahnung, die sich bestätigte. Sie haben uns einen Deal angeboten, in dem wir Zales Vermächtnis gegen dich tauschen konnten." meinte sie und ich hörte ihr gespannt zu.
"Wir wussten, dass der Deal nie stattfinden könnte, also haben wir uns einen Plan überlegt. Während Nandez eine Karte ihres Kellersystems erstellt und mit einigen Spionen, die wir vor einiger Zeit in die Organisation schmuggeln konnten, zusammengearbeitet hatte, lenkten Zale, ich, Silas und Valró die Beverleighs ab. Sobald wir deine Position hatten, flogen wir auf und kämpften uns einen Weg in den Keller."
Mit jedem ihrer Worte fühlte es sich mehr und mehr an, als würde sie eher von einem Action-Film erzählen, als einem echten Geschehen.
"Dort trafen wir auf Seth. Er starb nach einem Faustkampf mit Zale." "Wie genau?" warf ich dazwischen und Zlata antwortete mir, Zale hätte ihn über eines der Metallgeländer gestoßen.
Ich zischte auf und gab ein leises "Uhh..." von mir, bevor ich Zlata weiter erzählen ließ.

"Hael war keine große Gefahr. Er hat nur mich angeschossen, auch nicht lebensgefährlich, bevor Valró ihn ausgeschalten hat."
Als sie das sagte, hob und musterte sie ihr linkes Bein und ich bemerkte erst jetzt den leicht rot verfärbten Verband darum.
Kein Wunder, dass an dem Sessel neben uns eine Krücke lehnte.
"Astara... war ganz Zale überlassen. Sie hat auf dich geschossen und hätte Zale den Schuss nicht abgefangen, wärst du wahrscheinlich tot... Er hat den Schuss erwidert und ihre Wirbelsäule getroffen. Ihre Beine sind jetzt nutzlos." beendete Zlata ihre Erklärung und ich starrte sie verstört an.
Das war doch verrückt.
Mir das vorzustellen war... mir im Moment noch zu viel.
Aber was sie da über Zale gesagt hatte...

"W-wo ist Zale? Geht es ihm gut? Du hast gesagt, er wurde meinetwegen angeschossen." fragte ich besorgt und der betrübte Blick, den Zlata aufsetzte, half nicht wirklich dabei, ruhiger zu werden.
"Wo ist er?" fragte ich noch einmal und Zlata schüttelte den Kopf.
"Ich darf dir nichts sagen, Kay. Du solltest dich ausruhen... wir können morgen-..."
Zlata unterbrach ihren Versuch, mir meine Sorgen auszureden, als ich den Zugang aus meinem Handrücken riss und mich an die Bettkante setzte.

"Wo. ist. er? Zlata." knurrte ich und beugte mich nach vorne, ihr entgegen.
Sie wusste genau, wo er war.
Und wie es ihm ging.
"Bring mich zu ihm." "Aber-..." "Mir geht's gut, wirklich! Ich will ihn einfach sehen. Bitte, Zlata." unterbrach ich sie und stand ruckartig auf.
Mir wurde etwas schwindelig, aber ich ließ mir nichts anmerken und starrte sie trotzig an.
Sie seufzte tief und fischte sich ihre Krücke her.
"Na gut... ich bring dich zu ihm."

.
Einige Minuten später hinkten wir zusammen durch die Gänge des Krankenhauses.
Mein Körper war erschöpft und alle meine Muskeln schrien mich an, ins Bett zu gehen und es bleiben zu lassen.
Aber das würde ich nicht tun.
Denn nach einer Zeit des Gehens wurde mir etwas klar.
"Ist er... hier? Im Krankenhaus?" fragte ich verwirrt und Zlata sah über ihre Schulter zu mir, bevor sie nickte.
"Er liegt in einem speziellen Trackt, den wir als Organisation beansprucht haben. Keiner darf dort rein, außer unseren Mitgliedern. Auch nur Ärzte, die zu uns gehören." erklärte sie und ging weiter, worauf ich ihr schnell folgte.

Um uns herum wurden die Türen langsam weniger, die Geräusche leiser und die Begegnungen mit Ärzten immer seltener.
Bald war es hier menschenleer, außer einer winzigen Lampe stockdunkel, und alles, was es hier noch gab, war eine einzige, stählerne Tür.
Darauf stand »Staff only«

"Das soll die Leute abschrecken. Die Bediensteten hier dürfen auch nicht dort durch." meinte Zlata nebenbei und versuchte, die Tür aufzudrücken.
Mit ihrer Krücke in der anderen Hand schaffte sie das aber nicht wirklich.
Als ich mit anpackte, merkte ich erst, wie schwer die Tür überhaupt war.
"Uff...! Warum ist die so schwer?" zischte ich angestrengt und im selben Moment schafften wir es, sie aufzudrücken.

"Sollten feindlich gesinnte Leute versuchen, einzubrechen, werden sie hier abgefangen." murmelte Zlata keuchend und ich verstand, dass auch sie sehr erschöpft war.
Neben uns standen nun zwei stille, ziemlich bullige Wachmänner, die die Tür von der anderen Seite beschützten.
Mehr, außer dem Gang zu ein paar, spärlich wenigen, anderen Türen, gab es nicht.

Zlata leitete mich humpelnd an ihnen vorbei und wir kamen den Gang entlang, bis zu einer dunkel gestrichenen Tür.
Sie blieb davor stehen und sah mich an.
"Ist er da drinnen?" flüsterte ich und sie nickte.
"Erschreck dich bitte nicht." war alles, was sie sagte, und ich stockte.
Jetzt hatte ich erst recht Angst...

"Sehr beruhigend." gab ich sarkastisch zurück und Zlata schüttelte schmunzelnd den Kopf, bevor sie die Tür öffnete.

Sofort schlug mir ein heftiger Geruch nach Medizin und Blut entgegen und ich wich überrascht zurück.
"Man gewöhnt sich an den Geruch." meinte Zlata und ging einfach in das Zimmer.
Ich folgte ihr.

Von innen wirkte der Raum wie ein normales Krankenzimmer.
Und hier stand ein einzelnes Krankenbett.
"Zale..."
Er war tatsächlich hier.

"W-was ist passiert?" murmelte ich geschockt und hielt mich an den Rändern des Bettes fest.
Er sah schrecklich aus...
Sein Gesicht war übersäht mit blutigen Kratzern und ein tiefrot verfärbter Verband war um seinen Hals gewickelt, der das Tattoo darum schon fast ganz verdeckte.
Die Haut an seinen Schultern war teilweise verbrannt und bläulich verfärbt.
Mehr konnte ich von seinem Körper wegen der Decke nicht sehen.
Leise piepsende Monitore standen neben dem Bett und an Zales Hand hing ein Zugang.
"Ich habe ihn vor einigen Stunden von Alessrá abgeholt. Er ist geflohen." erklärte Zlata betrübt und setzte sich in einen der Sessel neben Zales Bett.
"A-aber du hast nichts von einer Halsverletzung gesagt! Und warum war er bei seinem Vater? W-was ist mit ihm passiert?!" zischte ich und merkte, dass sich meine Augen langsam mit Tränen füllten.

Zlata seufzte tief und meinte, ich solle mich erst einmal setzen.
Nach einem letzten Blick zu Zale wandte ich mich ab und setzte mich Zlata gegenüber.
Zu sitzen war wirklich angenehm...

"Na gut. Ich will alles wissen."
"Alles, huh?" entgegnete Zlata und ich erwiderte nur,
"Alles."

𝑴𝒐𝒏𝒔𝒕𝒆𝒓 [𝐁𝐋]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt