Die restliche Fahrt hatte Zlata nichts mehr gesagt und mir nichts mehr erzählt.
Auch Nandez war still.
Genau wie ich.Ruana... das war ein schöner Name.
Zales Mutter musste beliebt gewesen sein, wenn sogar Nandez in Stille verfiel.
Ob er sie gekannt hatte?
Zögernd sah ich Zlata an und dachte nach.
Bereute sie, mir das erzählt zu haben?
Ich meine... es war wirklich verwirrend, das alles auf einmal zu wissen.
Warum hatte sie mir das auch erzählt?Bevor ich noch etwas sagen oder sie fragen konnte, stoppte das Auto plötzlich und Nandez meinte, wir wären da.
Ich stieg also aus und fand mich vor meinem Haus wieder.
Silas stand vor der Haustür, mit verschränkten Armen, und wartete.
Zögernd wandte ich mich nochmal an Zlata und steckte meinen Kopf durch die Autotür. Sie sah mich aufmerksam an und ich meinte "Danke, dass du mir so sehr vertraust. Ich schwöre, das nehm' ich mit ins Grab."
Dankbar winkte sie mir zum Abschied und ich schloss die Autotür, bevor die Limosine wieder abfuhr.
Ich würde mir noch sehr viele Gedanken darüber machen. Über Zales Mutter... Zlata und Zales Vater, der ihn... gefoltert haben sollte.
Aber nicht heute.
Ich war zu müde.
Mir war zu kalt.
Und das mit Silas musste ich auch noch klären."Ich hoffe, du hast eine gute Erklärung dafür, dass du einfach auf die Attenborough-Gala abgehauen bist. Mit einem Mann, der fast das Doppelte von dir ist. U-und all das Drama mit Astara fucking Beverleigh und auf einmal schlägt sich deine Begleitung mit ihrem Bruder?... Dann überall Polizei. Und du... meldest dich nicht zurück. Ich hab' dich 17 Mal angerufen!" begrüßte er mich herzlichst wütend und ich wackelte vor Kälte zitternd zu ihm hinüber.
"E-es tut mir leid, Silas, aber mein Handy hatte keinen Akku m-mehr. K-können wir das drinnen besprechen?" fragte ich mit einem entschuldigenden Lächeln und er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
"Bist du krank?"
Als Antwort nickte ich nur und Silas verdrehte seufzend die Augen.
"Komm schon rein. Wir reden drinnen.".
Bald darauf hatte Silas mich auf die Couch in unserem riesigen, offenen Wohnzimmer verdonnert und war in die Küche gestapft, mit dem Vorwand, mir Hühnersuppe zu kochen.
Sobald ich eine Schüssel in der Hand hatte, wollte er mit mir über alles reden.
Und bis da hin saß ich, in eine dicke, fette Decke eingekuschelt, auf der breiten Couch und starrte mein Handy an, das nun seit ein paar Minuten am Laden war.Ich fühlte mich mit der Decke etwas besser.
Zwar war ich immer noch wirklich müde und mein Kopf brummte, aber zuhause zu sein, half schon eine Menge.
Jetzt, da wir ein Zuhause hatten.
Dank Zale."Also... hier." ertönte Silas' Stimme plötzlich neben mir und ich merkte, dass er mir einen Suppenteller entgegen hielt.
Dankbar nahm ich ihn an und stellte ihn auf den kleinen Couchtisch, direkt vor uns.
Silas setzte sich wortlos neben mich und schaltete den Fernseher ein.
Währenddessen löffelte ich ein bisschen der heißen Suppe. Als ich aber aufsah und eine aufgezeichnete Version des Berichtes über die Attenborough-Gala, pausiert vor mir sah, spuckte ich die Suppe vor Schreck schon fast wieder aus.
"W-was...?" mammelte ich hustend und sah Silas verwirrt an.
"Der Fernseher hat das automatisch aufgezeichnet. Aber schau einfach hin." entgegnete er und ich sah nach vorne.
Silas drückte auf Play.In der aufgezeichneten Übertragung war nichts Abwägiges zu sehen. Ich fieberte schon den Moment des Tanzes entgegen, zu dem Silas vorgespult hatte.
Nur war das Letzte, was man sah... mich. Wie ich aufgrund von Astaras »Fehltritt« auf mein Kleid, nach hinten stolperte.
Dann verdeckte eine Frau die Kamera.
Man sah ihren Rücken. Sie trug ein rotes, seicht glitzerndes Kleid und ihre braunen, lockigen Haare waren in einem schönen Dutt hochgesteckt.
War das... Zlata?Verdattert starrte ich den Fernseher an.
Man konnte die Stimme des Kameramannes im Hintergrund hören, der sie hysterisch bat, zur Seite zu gehen. Als Zlata zur Seite wich, konnte man sehen, dass sie einen Mann mit sich mit zog, der die Kamera darauf statt ihr verdeckte.
Nandez.
Die beiden wurden schließlich von der aufnehmenden Kamera weg gescheucht und das Nächste, was man sah, war Seth Beverleigh, der mit vollem Karacho auf mich zustürmte und zum Schlag ausholte, der von Zale abgefangen wurde.
Und man konnte sein Gesicht von diesem Winkel aus sehen... dieser Ausdruck von purer Kälte und seinen im Schatten liegenden Augen, die schon für sich eine reine Drohung waren...
Ab da musste Seth gewusst haben, dass er gegen Zale in einem fairen Kampf keine Chance hatte.Aber was war mit Zlata?
Hatte sie die Kamera absichtlich verdeckt?
So hatte es ausgesehen, als wäre Seth grundlos auf mich losgegangen und Astara war nicht im Bild gewesen, nachdem ich sie zu Fall gebracht hatte.
Zlata hatte den Blickwinkel der Öffentlichkeit auf Zale und mich geändert...
Sie hatte... uns beschützt."Was ist da passiert, während die Frau da vor der Kamera herumgestanden ist? Seth Beverleigh geht doch nicht so einfach auf dich los. Öffentlich." fragte Silas und ich wandte mich direkt zu ihm.
"Ich... hab seine Schwester vor allen Leuten blamiert." platzte die Antwort aus mir heraus, noch bevor ich es mir recht anders überlegen konnte, und die grün schimmernden Augen meines Bruders weiteten sich geschockt.
"Astara... Beverleigh...?" murmelte er und ich nickte still.Die Info musste er wohl erst einmal sacken lassen.
Und dabei sah er ziemlich lustig aus. Zumindest sein Gesicht, das sein angestrengt arbeitendes Hirn versteckte."Vor ein paar Wochen haben wir noch im letzten Loch gelebt und du musstest mit ekeligen Ärschen schlafen, um unser Leben zu finanzieren... und jetzt haben wir ein Luxushaus, ein Auto, 2 Millionen Dollar zurückgelegt und du tanzt auf einer fancy Gala, auf die reiche Familien wie die Beverleighs kommen, mit einem Gangster? Wie ist das passiert?!"
Seine Schlussfolgerung fasste das alles ziemlich gut zusammen.
Und eine Antwort hatte ich auch parat."Das haben wir meinem grandiosen Arsch zu verdanken." scherzte ich und nahm einen weiteren Löffel von der Suppe vor mir.
Silas verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf."Du solltest schlafen gehen und dich ausruhen." seufzte er und sah aus der Glastür, hinaus zur Terrasse. Man konnte bereits die Sonne untergehen sehen.
Ich nickte nur und löffelte weiter.Um ehrlich zu sein, theoretisch stimmte meine Antwort.
Aber wir wussten beide tief drinnen, dass wir das alles Zale zu verdanken hatten.
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𝑴𝒐𝒏𝒔𝒕𝒆𝒓 [𝐁𝐋]
RandomIn dieser Umgebung war das Leben hart, besonders wenn man von Anfang an nichts hatte. Das erlebten auch Kay und sein Bruder Silas aus nächster Nähe, die schon einige Jahre allein in diesem armen Viertel zurecht kommen mussten. Umgeben von Kriminel...