-44- See ya

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Die nächsten zwei Tage, die ich im Krankenhaus verbrachte, gingen ziemlich schnell vorbei.

Tamara und Silas hatten mich jeden Abend besucht und Zlata war mehrere Stunden täglich mit Valró und Nandez in meinem Zimmer.
Sie vertrieben sich zusammen mit mir die Zeit.
Nandez und Valró mussten nicht hier bleiben, aber sie würden das Krankenhaus auch nicht verlassen, sobald Zlata oder ich entlassen waren.
Wegen Zale.
So lange es auch dauern würde, bis es Zale besser ging, oder er...
Die drei würden seine Seite nicht verlassen.
Und ich... hatte das auch nicht vor.

"Wie geht's dir heute?" fragte Zlata, als sie in den Raum humpelte, und ich winkte ihr gähnend entgegen.
Sie schmunzelte und setzte sich an den Rand meines Bettes.
Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und zog meine Beine in einem Schneidersitz zusammen.
"Nandez holt uns gerade etwas von der Caféteria." "Und Valró?" fragte ich und spielte an dem Anhänger der Kette, die ich noch immer um meinem Hals hatte.
"Er erkundigt sich nach Zale. Mittags sollte er zurück sein." erklärte sie und ich entgegnete "So lange braucht das? Es ist gerade mal neun Uhr..." "Ein verletzter Mafiaboss bedeutet viel Papierkram, Kay." erwiderte Zlata und ich zuckte die Schultern.
Da hatte sie wohl recht.

Im selben Moment kam Nandez in das Zimmer und stolperte fast über Zlatas Krücke.
"Ich hab' was mitgebracht." meinte er und hielt ein kleines Teller in die Höhe, mit drei Muffins darauf.
"Aw, danke." lächelte Zlata und nahm den Teller entgegen.
Nandez setzte sich neben sie und nahm sich einen Muffin, genau wie ich.

Ich fing an, daran zu knabbern und seufzte leise in mich hinein.
Irgendwie wusste ich nicht, was ich jetzt tun sollte...
Die letzten Tage war so viel los und ich wusste nicht, wie das alles weitergehen würde.
Ich hatte sogar bereits einen Bericht in den Nachrichten gesehen.
Astara war tatsächlich gelähmt.
Hael und Seth waren tot und Sylvan hatte verkündigt, dass er sich für eine Weile aus der Öffentlichkeit zurückziehen würde.
Natürlich verschwieg die Familie, was wirklich passiert war, und präsentierte den Leuten eine erfundene Geschichte.
Irgendwie hatten sie es geschafft, den Tod von Hael und Seth wie einen Unfall aussehen zu lassen.
Auch Astaras Umstände wurden flüchtig erklärt und zu mehr äußerte sich Sylvan nicht, der die gesamte Familie seit dem Verschwinden seiner Frau vertrat.
Sie war abgehauen.
Das würde ich auch, wäre ich mit so einem verheiratet.

Gedankenverloren nippte ich also weiter an meinem Muffin und hörte Zlata und Nandez schon gar nicht mehr zu.
Ihr mir entgengenes Gespräch verstummte jedoch, als Valró plötzlich in den Raum platzte und vor Keuchen zuerst gar nicht zu Wort kam.
"Woah... atmen, Valró..." murmelte Zlata besorgt und verspeiste den letzten Bissen ihres Muffins, als Valró plötzlich zu Wort kam.
"D-der Boss ist weg!" schnaubte er und lehnte sich keuchend gegen den Türrahmen.
Sowohl Nandez als auch ich spuckten fast die Muffin-Bissen wieder aus, die wir abgenagt hatten, und sprangen auf.
"Wie, er ist weg?!" "Er war nicht da, als ich in sein Zimmer kam." gab Valró Nandez als Antwort zurück und kam zu uns.
"Er muss schon länger weg sein. Auch die Wachen wissen nicht, wo er hin wollte. Er hat sie bedroht... Sie sagen kein Wort." seufzte er und Zlata nahm sich ihre Krücke.
"Hat er etwas hinterlassen? Eine Nachricht? Irgendwas...?" fragte sie und hinkte auf die offene Tür zu.
"I-ich hab' nicht genau geschaut... aber er blutet immer noch." gab Valró zurück und wir begaben uns alle zusammen aus dem Raum, auf den Weg in den Trackt des Krankenhauses, in dem Zale lag.
Oder gelegen hatte...

"Warum würde er einfach verschwinden?" murmelte ich, als Nandez und Valró die schwere Tür mit der Aufschrift »Staff only« aufdrückten und uns durch ließen.
"Das fragst du über einen psychisch gestörten Mafioso mit Hirnschaden?" säuselte Zlata, mit seufzendem Unterton, und ich stutzte.
"Touché..."

Nur Sekunden später platzten wir schon zu viert in das Zimmer, in dem Zale vor einigen Stunden noch gelegen hatte.
"Woah..." entkam es mir, als ich den Saustall sah.
Die Decke hing zur Hälfte auf dem Bett und lag zur Hälfte auf dem Boden, der mit schleifenden und pünktchenförmlichen Blutspuren und den Scherben eines zerbrochenen Glases dekoriert war.
Das Waschbecken war ebenfalls mit Wasser und Blut angeschmiert und ein dunkelroter, tropfnasser Verband hing daran herunter, auf den Boden.
Der Wasserhahn tropfte.
"Er hat den Zugang abgerissen." hörte ich Nandez verzweifelt seufzen und drehte mich zu ihm.
Er hielt die Nadel eines Zugangs in der Hand und auch Zlata hatte es gesehen.
Sie lehnte sich an die Kante des Bettes und rieb sich mit zwei Fingern über den Nasenrücken.
"Natürlich muss das jetzt passieren..." flüsterte sie und ich setzte mich neben sie.
"Er lässt dir keine Pause, hm?" schmunzelte ich und sie lachte verzweifelt.
"Ich werd' noch verrückt..."

.
Wir hatten den ganzen Tag nach Zale gesucht.
Ihn anrufen konnten wir nicht und an anderen Orten wie dem Penthouse oder dem Anwesen hatte ihn niemand in der Organisation gesehen.
Er war... verschwunden.
"Ich glaube, er will nicht, dass wir ihn finden..." hatte Zlata nach einigen Stunden des Suches geschlussfolgert, und auch Valró und Nandez gaben die Suche auf.
Sie hatte sehr wahrscheinlich recht.

Als wir eingesehen hatten, dass es nichts brachte, nach ihm zu suchen, war es bereits stockdunkel.
Wir hatten uns damit abgefunden und in unsere Zimmer zurück gezogen.

"Du Idiot..." flüsterte ich in die dunkle Nacht und sah aus dem Fenster neben meinem Bett, durch das schwaches Mondlicht herein schien.
Mit meiner rechten Hand strich ich abgelenkt über die Diamantenkralle an der Kette um meinem Hals und seufzte.
Zale musste seine Gründe haben, das zu tun.
Auch, wenn ich mir Sorgen machte...

Ich musste darauf vertrauen, dass er wusste, was er tat.
Also blieb mir nichts anderes, als auf Neuigkeiten zu warten.
Verzweifelt windete ich mich im Bett hin und her und murrte in mich hinein.
Ich war müde und erschöpft von dem ganzen Stress, aber einschlafen würde ich nur schwer können, das wusste ich jetzt schon.

"Ich hoffe, es geht dir gut..." murmelte ich und zog mich unter der warmen Decke zusammen.
Mit meiner Hand um den Anhänger der Kette, schloss ich meine Augen und atmete ruhig aus.

Wird schon gutgehen...
Wird schon... gutgehen...

𝑴𝒐𝒏𝒔𝒕𝒆𝒓 [𝐁𝐋]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt