-60- Rich man's world

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-6 𝑱𝒂𝒉𝒓𝒆 𝒔𝒑𝒂̈𝒕𝒆𝒓:

"Lass dir Zeit. Ziel' genau und pass deine Atmung an."
Zlatas Stimme zischte durch den großen, unterirdischen Trainingsraum und ich packte die Pistole in meinen Händen etwas fester.
Langsam atmete ich die kühle Luft ein und hielt den Atem an.
Ich zielte auf den roten Punkt.
Hielt inne... und drückte ab.

Volltreffer.
"Es wird doch!" lachte Zlata neben mir und ich richtete mich auf, bevor ich die Kopfhörer abnahm und sie stolz angrinste.
"Ein Naturtalent." gab auch Nandez von sich, der in der Ecke des Raumes saß und einen Haufen an Dokumenten ausfüllte.
"Na gut, es ist schon spät. Der Boss wird bald zurück kommen und dann können wir für heute Schluss machen." meinte Zlata und nahm mir die Waffe aus der Hand.
Sie hatte recht.
Der Tag war schon lang.

.
Damals, vor sechs Jahren, war ich nach der Nacht am See offiziell zu Zale gezogen.
Seit dem hatte ich mich hier eingelebt und auch die Organisationen, die Zale leitete, kennengelernt.
Und es war anders, als ich erwartet hatte.

Die Leute hier waren nett und freundlich, lustig, aber auch streng und kaltblütig, wenn sie es sein mussten.
Außerdem hatte Zale Nandez, Valró und Zlata nun nicht mehr an seiner Seite, sondern mir zugewiesen.
Nun flankierten sie mich rund um die Uhr, wenn ich nicht bei Zale war.

Ich kam auch mit seinen Geschäften zurecht.
Manchmal kam er mit blutverschmierten Händen nachhause, manchmal war das Bett neben mir leer, wenn ein nächtliches Gewitter tobte und ich aufwachte.
Aber ich war für ihn da, wenn er mich brauchte und auch umgekehrt.
Er verwöhnte mich gar.
Zum Beispiel, sollten die Mitglieder der Organisation in diesem Schussraum regelmäßig trainieren, aber sobald ich Lust hätte, das selbe zu tun, durfte niemand mehr hereinkommen.
Sobald ich einen Raum nutzte, durften andere Organisationsmitglieder außer meinen drei Schatten nur hinein, wenn ich es ausdrücklich erlaubte.
Auch sein Geld sparte er nicht, wenn es um mich ging.
Aber er hatte ja genug davon.
Und ich nun auch.
Denn ich datete den gefährlichsten und wahrscheinlich auch reichsten Mann unseres verdammten Kontinents.

Auch Silas ging es mehr als gut.
Er war nun seit einem Jahr als Psychotherapeut qualifiziert und arbeitete fleißig.
Mit dem Geld, das nach seiner Ausbildung übrig geblieben war, und dem, was er nun verdiente, häufte er sich langsam sein eigenes Vermögen an.
Und er kam sehr gut alleine zurecht.

.
"Hast du Skandi schon gefüttert?" fragte ich Valró eine Zeit später, nachdem wir das unterirdische Geschoss zu viert verlassen hatten und der Weißhaarige nickte.
"Ich hab' sie im zwölften Stock zuletzt gesehen. Vielleicht ist sie nach dem Füttern auch in den 13. gegangen." erklärte er und sah gleichzeitig mit Nandez auf die Uhr, der neben ihm auf der dunklen Couch saß.
Auch ich warf einen Blick darauf.
Schon fast Mitternacht...
Zale war heute anscheinend ziemlich beschäftigt.
"Wo bleibt Zale eigentlich?" fragte ich Zlata und sie zuckte die Schultern.
"Ich weiß nur, dass wir heute in einem Skytower-Restaurant reserviert haben. Wir sollen den Boss dann bald dort treffen." antwortete Zlata und ich sah sie überrascht an.
Zale hatte eine Reservierung bei einem Skytower-Restaurant?
Etwa für ein Date?
Das wäre wirklich schön...
Besonders nach dem letzten Date, auf das er mich mitgenommen hatte, das in einem Blutbad und vier Stunden Sex endete.
Sagen wir... Zale war auch all den Jahren, die ich ihn schon kannte, noch für Überraschungen gut.
Sehr blutige... und heiße Überraschungen.

Die Erinnerung daran jagte eine warme Gänsehaut über meine Arme und ich erschauderte.
Dieser Nervenkitzel war einfach unglaublich.

Ähem... nicht ablenken lassen.
Leise räusperte ich mich und drängte den Gedanken beiseite.
"Eigentlich sollten wir uns sowieso auf den Weg machen." hörte ich Zlata da murmeln und sie stand auf.

Sie, Nandez, Valró und ich machten uns also auf in eines meiner persönlichen Schlafzimmer.
Natürlich schlief ich bei Zale, aber trotzdem hatte er eines der vielen Geschosse in dem Penthouse für mich einrichten lassen.
Jetzt hatte ich vier eigene Schlafzimmer, zwei riesige, begehbare Schränke und sogar einen seperaten Raum, in dem einige Waffen lagerten, die ich über die Zeit gesammelt hatte.
Sonderanfertigungen mit besonderen Farben und Formen, wie neonfarbenen Lackierungen oder Kristallverzierungen. Manche kosteten über zwei Millionen $.
Aber Zale schenkte mir alles, was mir gefiel.
Und ich hatte mich an seinen Reichtum und den Luxus gewöhnt.
"Was, denkst du, soll ich anziehen...?" fragte ich Zlata, die nach mir in den begehbaren Schrank neben meinem Schlafzimmer kam, und sah mich um.
Die Wände des Zimmers waren vollbehangen mit allerlei hübschen Kleidern für jegliche Anlässe.
Abendkleider, angenehme Kleider, lässige oder freizügige... alles da. Von Rot und Schwarz zu Blau und Gold, einfärbig, dunkel, hell...
Ich musste zugeben, ich liebte diese Kleider.
Zumindest trug ich sie echt gern.

"Das Restaurant, zu dem wir gehen, ist das Jadetower-Skyhigh. Es hat eine ziemlich dunkle, rote Aesthetik. Also vielleicht das hier." schlug die braunhaarige Dame vor und zog den Stoff eines schwarzen Kleides mit roten Highlights und dunkelroten Spitzen unten dran vor.
Ein durchsichtiger, leichter und mehrschichtiger Stoff. Ein tiefer Ausschnitt, aber nicht zu offen und ich hatte gerade erst beim Juwelier in der Nähe eine passende Haarbrosche gekauft.
"Ja, das nehm' ich." meinte ich überzeugt und sie reichte mir das Kleid, mit dem Kleiderhaken.

Ich zog mich direkt neben Zlata um und sie half mir dabei, sodass ich nicht im Stoff hängen blieb.
Auch den Haarschmuck hatte ich schnell gefunden und Zlata bastelte die tiefrot-schwarz glänzende Blume gerade mit viel Fingerspitzengefühl in meine Haare.
Währenddessen sah ich auf mein Handy und checkte die Uhrzeit.
Schon zehn Minuten nach Mitternacht.
"Wann genau is' die Reservierung?" fragte ich Zlata und steckte das Handy in die Jacketttasche ihres Anzugs.
Sie lehnte überlegend den Kopf zur Seite und meinte "Ich glaube in ungefähr 20 Minuten." gab sie zurück und ich nickte.
"Na gut, ich geh' mich mit den anderen noch umziehen. Nandez fährt uns dann hin." lächelte Zlata mir zu und verabschedete sich aus dem raumgroßen Schrank.

Auch ich ging aus dem Schrank und setzte mich auf mein großes Bett, auf dem das miauende, weiße Fellbündel namens Skandi schon wartete.
Sie schmeichelte sich an mich und ich kraulte sie am Kinn, worauf sie laut anfing, zu schnurren.
Belustigt kraulte ich die einäugige Kätzin weiter und warf nebebei einen Blick auf das Nachtkästchen neben meinem Bett.
Neben der kleinen Lampe darauf lag die Kette mit dem diamantenen Wolfskrallenanhänger.
Auch all die Jahre später trug ich sie noch jeden Tag.

Vorsichtig nahm ich sie in meine Hand und musterte die bläulich schimmernde Kralle verträumt.

Ich hatte alles, was ich wollte und mehr, als ich brauchte.
Dank Zale.

"Hm..." gab ich belustigt von mir und hing die Kette um meinen Hals.
Skandi schnupperte sie ab und schmiegte sich an meine Hand.
Ich grinste sie an und fragte "Na? Kommst du mit?", worauf sie mich mit ihrem gelben Auge anfunkelte und den Schweif hoch hinauf reckte.
"Das heißt wohl ja, oder?"

𝑴𝒐𝒏𝒔𝒕𝒆𝒓 [𝐁𝐋]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt