-2 𝑾𝒐𝒄𝒉𝒆𝒏 𝒔𝒑𝒂̈𝒕𝒆𝒓:
Vorsichtig...
Ganz vorsichtig..."Stillhalten, ja?" murmelte ich konzentriert und löste das klebende Padd mit einem kleinen, letzten Ruck von Zales Hals.
"Au." war alles, was er sarkastisch von sich gab, und ich seufzte."Sieht gut aus... kein Blut mehr, und nicht infiziert." meinte ich, nachdem ich den alten Verband weggeschmissen hatte, und lächelte Zale weich an.
Der Schnitt durch seine Kehle war fast verheilt und er konnte seit ungefähr einer Woche wieder sprechen.
Mit manchen Buchstaben hatte er noch Probleme, aber das würde alles bald vorbei sein.Ich saß gerade auf seinem Schoß und hatte den letzten Verband, den er gebraucht hatte, entfernt.
Jetzt konnte man den sauberen Schnitt sehen.
Es sah aus, als hätte man die tättowierte Schlange um seinen Hals einfach aufgeschlitzt.
Ironisch, oder?Da hob Zale mich sanft von seinem Bein und stand auf.
"Gehst du?" fragte ich und sah zu ihm auf.
"Nandez meint, einer der Deals in der nördlichen Stadt wurde verzögert... Ich muss mich darum kümmern, bevor die Leute den Schwanz einziehen." meinte er und ich nickte.
Seine Stimme war von der Halsverletzung rauer geworden.
Nicht tiefer oder leiser... einfach etwas rauer.Seit er nun der Boss der Huntback Mafia war, und ich immer noch bei ihm blieb, bekam ich viel von seinen Aufgaben mit.
Vorgestern war er erst noch auf einer Auktion, auf der er den Transport mehrerer Menschen überwachen musste.
Ja... Menschenhandel.
Solche Sachen gehörten zu seinem Alltag.
Auch der Handel mit Drogen und Waffen, das Eintreiben von Spielschulden und Kaufen von verlassenen Gebäuden, um die Reichweite seiner Leute zu vergrößern.
Das und so viel mehr tat sich in dieser Organisation, unter Zales Aufsicht.Natürlich wusste ich, dass er kein guter Mensch war.
Zale tötete Leute, sowohl aus Spaß, als auch geschäftlichen Gründen.
Er spielte mit den Leben anderer Menschen, handelte mit Sklaven, Gegenständen und Substanzen, die ein Leben ganz schnell zerstören konnten.
Das war mir alles bewusst.
Auch, wenn die Huntback Mafia der Sicherheit des Landes diente, indem sie andere, kleinere Organisationen unterdrückte, war sie brutal und unfair.
Aber, wenn ich Zale ansah...Ich konnte es nicht erklären.
Der Nervenkitzel und dieses Gefühl, nie zu wissen, was als nächstes passieren würde...Seufzend schüttelte ich den Kopf und drehte mich um.
Ich befand mich gerade im 32. Stock des Hochhauses, in dem Zale lebte, und wartete auf Zlata.
Sie, Valró und Nandez würden heute, ausnahmsweise mal nicht aus geschäftlichen Gründen, mit uns die Nacht verbringen.
Vielleicht kamen sogar Tamara und Silas.
Zumindest hatte ich sie eingeladen.
Denn heute war der 31. Dezember.
Also Silvester, und somit der letzte Tag dieses chaotischen Jahres.Gerade, als ich auf die Uhr auf meinem Handy sah, klopfte jemand an der Tür des Stockwerks und ich machte mich durch die offenen, riesigen Räume, zur Tür auf.
Genau pünktlich.
Als ich die Tür öffnete, genau um 8 Uhr abends, standen Zlata, Valró und Nandez vor mir."Hi." lächelte ich und sie kamen herein.
"Und? Wie wohnt es sich so im Penthouse des lokalen Mafiabosses?" fragte Nandez mich und wir gingen zu viert durch die Räume, bis zum Wohnzimmer.
Dort ließen wir uns nieder und fingen an, zu tratschen."Also... so ein Luxuspenthouse is' nochmal was anderes. Zale hat es hier echt gemütlich." gab ich auf Nandez' Frage zu und setzte mich neben Zlata, auf die schwarz-weiße Couch im Raum.
Neben uns befand sich ein offener Vorraum, der zu einem riesigen Balkon führte.
Eine bomben Aussicht.
"Ich glaube, der freie Tag morgen wird ihm gut tun. Er war jetzt schon über eine Woche beschäftigt, obwohl manche seiner Verletzungen noch gar nicht verheilt sind." seufzte Valró und Nandez warf ein "Ich freu' mich schon Ewigkeiten auf das Feuerwerk. Der erste Jahresanfang ohne Alessrá, diese Schlange..."Er erhielt Zustimmung, aber ich merkte auch, dass etwas Bedrückendes in der Atmosphäre mitschwang.
"Es wäre schön, wenn der Boss... wenn Zale... das Feuerwerk auch so genießen könnte." hörte ich Zlata seufzen und Nandez stimmte ihr sofort zu.
Auch Valró senkte betrübt den Blick und nickte.
Ich war der Einzige, der immer noch nicht wusste, warum Zale eigentlich Angst vor lauten Geräuschen hatte."Darf ich... bitte wissen, was ihm passiert ist? W-wieso er Angst vor lauten Geräuschen hat?" murmelte ich bittend und wandte mich ganz an Zlata.
Bevor sie jedoch etwas erwidern konnte, klopfte plötzlich jemand an der Tür.
"Das müssen Silas und Tamara sein." vermutete Valró und Nandez stand auf.
"Wir kümmern uns um sie." lächelte er Zlata zu, und sie nickte dankbar, bevor sie sich an mich wandte, und mithilfe von Valró aufstand.
"Komm. Während die vier sich hier unterhalten, können wir untereinander reden." meinte sie und hielt mir ihre Hand entgegen.
Ich nahm sie an und stützte sie, worauf wir in Nandez' entgegengesetzte Richtung, auf den offenen Balkon zugingen.Die kühle Nachtluft umwehte uns, als wir hinaus, auf den Balkon traten, und ich seufzte scharf.
"Puh... ziemlich kalt." meinte ich, mit einem seichten Lächeln auf den Lippen, und half Zlata zu den schlichten Möbeln, die auf dem Balkonboden standen.
Sie setzte sich schwerfällig auf einen der gepolsterten Sessel neben einem schwarzen Glastisch, und ich setzte mich ihr gegenüber hin."Also darf ich es wirklich wissen?" fragte ich nochmal, doch etwas ungläubig, und Zlata nickte belustigt.
"Sein wir ehrlich... Du planst demnächst nicht, Zale zu verlassen, oder?" meinte sie und ich schüttelte schon fast automatisch den Kopf.
Da hielt ich inne.
Sie... hatte recht.Als ich erkannte, worauf sie hinaus wollte, wurde es auch mir klar.
Zale war für mich wichtig.
Wirklich sehr...
Er war mehr für mich als ein Kunde, schon von Anfang an."Na gut... da wir das geklärt hätten..." begann Zlata da, zu reden, und ich spitzte sofort die Ohren.
"Dieser... Vorfall... hat sich ereignet, als Zale 14 Jahre alt war. Auch ich war damals dort." meinte Zlata und griff an den Rand ihres Anzugshirts, andeutend, dass sie es hochziehen würde.
Erschrocken sah ich weg, aber Zlata schmunzelte belustigt und sagte mir, ich solle sie ansehen.Zögernd wandte ich mich ihr wieder zu und sah sie an.
Sie zog das weiße Shirt unter dem schwarzen Jackett bis kurz unzer ihre Brust hoch und zeigte mir ihre Seite.
Dort... befand sich eine ziemlich große, verblasste Brandnarbe.
Es sah aus, als hätte sich heißes Feuer explosionsartig in ihre Haut gefressen und sie nicht mehr losgelassen, bis nichts mehr da war, das es hätte verspeisen können."Nicht nur Zale trägt Narben von dem Tag. Auch Nandez, ich und Valró waren dort, zusammen mit vielen anderen..."
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𝑴𝒐𝒏𝒔𝒕𝒆𝒓 [𝐁𝐋]
РазноеIn dieser Umgebung war das Leben hart, besonders wenn man von Anfang an nichts hatte. Das erlebten auch Kay und sein Bruder Silas aus nächster Nähe, die schon einige Jahre allein in diesem armen Viertel zurecht kommen mussten. Umgeben von Kriminel...