-31- Bitch

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𝑲𝒂𝒚𝒔 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕

Das Erste, was ich gerade mitbekam, waren die enormen Kopfschmerzen.
"Ah... aua..." murmelte ich und öffnete blinzelnd die Augen.
Es war eine Weile her, dass ich bewusstlos war...

"Ngh... ah! Fuck, was-!" entkam es mir, als ich plötzlich bemerkte, dass ich anscheinend gefesselt auf einer Matratze lag. Auf dem Boden.
Meine Handgelenke waren sehr fest zusammengebunden. Ich glaubte, es waren Kabelbinder.
Zumindest tat es dementsprechend weh...
Meine Beine waren frei, aber sie zitterten und waren noch ziemlich taub und nutzlos, genau wie der Rest meines Körpers.

Keuchend versuchte ich, mich etwas aufzurappeln und stemmte mich mit meinen kribbelnden Beinen hoch, sodass ich mich hinsetzen konnte.
Als ich mich nun endlich besser umsehen konnte, wurde mir klar, in welcher Lage ich mich befand.
Ich... wurde entführt.

Ich befand mich in einem ziemlich großen, leeren Raum.
Hier befand sich nichts, außer mir, der Matratze unter mir, einer dämmrig leuchtenden Lampe an der Decke und der dicken Metalltür.
Durch die... sicher niemand ausbrechen konnte.
"Was zum Fick..." flüsterte ich und sah mich nochmal genauer um.
Das konnte doch nicht wahr sein...
Warum war mir das passiert?

In diesem riesigen Raum war wirklich nichts... niemand anderes...
Keine Fenster, keine anderen Möbel, hier war gar nichts.
Außer mir.
Und der Matratze.
Und... ich trug Zales Jacke nicht mehr.
Wo war sie hin?

Sofort etwas panisch sah ich mich um, als könnte sie auf magische Weise in irgend einer Ecke auftauchen, und fluchte.
Ich... fühlte mich so schutzlos.
Und nackt.
Dabei trug ich noch meine Kleidung.
Hätte ich doch wenigstens... seine Jacke...

Langsam wurde mir klar, dass ich hier nicht raus kommen würde.
Mein Körper erlangte gerade erst seine Stärke wieder aber die Fesseln konnte ich nicht lösen, ohne mir ins eigene Fleisch zu schneiden.
Wer würde so etwas überhaut tun?
Warum konnten die Menschen nicht einfach über alles reden?
Warum... so?

Nun saß ich verängstigt auf der Matratze in der Raummitte und starrte die Tür an.
Außerhalb der Wände hörte ich Abflussrohre und Nagetiere.
Überall in diesem eckigen, großen Raum, gab es Schatten, aus denen tipselnde Geräusche ertönten und kleinste Tierchen huschten.
Was dort wohl war?
Ratten? Asseln?
Oder Kakerlaken?

Bei dem Gedanken schauderte mir und ich wandte mich von den dunklen Raumecken ab.
Ich wusste nicht einmal, wie viel Zeit vergangen war... ob es Silas gut ging, oder wer mich überhaupt entführt hatte.
Oder was diese Person wollte.

Angespannt hielt ich den Atem an und lauschte.
Ich musste doch etwas hören. Irgend etwas zumindest.
Und da... hörte ich tatsächlich etwas.
Stimmen!
Und... Schritte.
Die näher kamen...

Nur Sekunden später öffnete sich die schwere Metalltür, die den Raum verschloss, und drei Personen traten herein.
Astara Beverleigh.
Seth Beverleigh.
Hael Beverleigh.
Das konnte doch nicht deren Ernst sein.

"Aw, schau mal! Er ist wach." hörte ich Haels Stimme zuerst und die drei stiefelten mit stolz erhobenen Köpfen auf mich zu.
Seth war also wieder aus dem Krankenhaus zurück. Und er sah schrecklich aus.
Aber was würde mir das jetzt nützen?

Haels Stimme war hoch und ich fand die Art, wie er sprach, schon immer etwas gruselig. Er klang verrückt. Und jetzt wusste ich, dass er das auch war.
Er kam zuerst zu mir, beugte sich hinunter und packte meinen Kiefer, bevor er meinen Kopf hoch riss und mich ansah.
"Und sowas zieht er dir vor?" zischte er mir angeekelt ins Gesicht.
Ich wusste, dass die Frage an Astara gerichtet war, die sich da zu ihm gesellte.

Ich riss mich aus Haels Griff und fauchte "Was ist falsch mit euch?! W-warum macht ihr das?!"
Darauf scheuchte Astara ihren kleinen Bruder zurück und beugte sich stattdessen zu mir hinunter.
Ihr Finger glitt über meinen Hals und mein Kinn, bis sie mit ihrem spitzen Nagel auf meine Nase tippte und ich wegzuckte.
"Nimm's nicht persönlich. Wir wollen nur den großen, bösen Idioten anlocken, der mich nicht in seine Organisation einheiraten lässt. Wenn das alles vorbei ist, töten wir dich ganz schnell, keine Sorge." lächelte sie mir zu, als führte ein ganz normales Gespräch übers Buisness und ihre Augen begannen, gefährlich zu funkeln.
Ich starrte sie nur wortlos an und versuchte, meine Angst zu unterdrücken.
Sie... wollten Zale hierher locken und mich benutzen, um ihn zu zwingen, Astara zu heiraten, um die Huntback Mafia zu übernehmen?
U-und dann... wollten sie mich töten?
Das konnte doch nicht wahr sein.
Die waren doch verrückt.
Allesamt.

Im Moment konnte ich nichts weiter erwiedern, als das zittrige Keuchen, das mich am Leben hielt.
Astaras großer Bruder Seth stand nur still hinter den anderen beiden im Raum und starrte mich an.
"Er ist mir vor seinem Abdanken noch eine Revange schuldig." knurrte der Schauspieler und ich konnte seine geballten Fäuste schon von hier sehen.
Oh scheiße, war der wütend.
Und Astara erst.
Und Hael... der war einfach verrückt.
Dachschaden.
Ja, das hatten sie alle.

Aber trotzdem war da etwas, das mir zwar etwas wehtat, zuzugeben... aber in dieser Situation auch helfen könnte.
"Zale hat kein Interesse an mir... er wird nicht herkommen, um mich zu retten." murrte ich und schüttelte seufzend den Kopf.
"Glaubt ihr wirklich, eine Straßenschlampe wäre ihm etwas wert?" "Jetzt mal langsam, Bursche." fuhr Astara mich plötzlich an und ich stockte.
"Ich hatte genug Gründe, dich zu entführen und noch einige mehr, dich hier und jetzt zu erschießen. Aber... Zale wird nicht so dumm sein und herkommen, wenn er gar nicht sicher weiß, ob du noch lebst. Also muss ich dich leider noch aushalten." zischte sie mir zu und in jedem ihrer Worte schwangen purer Hass und Neid mit.
Diese Seite der berühmten Astara kannte ich gar nicht.
Sie machte mir Angst.
Das alles machte mir Angst.
Aber ich wollte ihnen das nicht zeigen.
Zumindestt ein bisschen meines Stolzes wollte ich retten.

Also wandte ich still den Kopf ab und schnaubte.
"Bitch." flüsterte ich und bekam auf einmal Astaras spitzen Schuh in meine Seite gerammt.
Sie hatte mich wohl gehört.
"Mal sehen, wie lange du ohne Essen zurecht kommst. Bis Zale darauf aufmerksam wird, kann es eine Weile dauern." fauchte sie zurück und wandte sich mit ihren Brüdern ab.
"Bis bald, Schlampe."

Nach dieser Verabschiedung war sie mit ihren Brüdern verschwunden und ich wieder alleine.
Sobald ich wusste, dass niemand mehr hier war, brachen die Tränen los, die ich die ganze Zeit zurückhalten musste und ich schluchzte laut.
"Scheiße..." murmelte ich und kniff die Augen zusammen.
Ich hatte Angst.
Solche Angst.
Mein Kopf tat weh, mein Bauch tat von Astaras tritt weh und die Kabelbinder an meinen Handgelenken schnitten schon in mein Fleisch...
Ich wollte doch nur nachhause.
Ich hätte in all das gar nicht verwickelt werden sollen.

Und trotzdem war ich dankbar, dass ich es war.
Irgendwie ließ mich dieses hauchdünne Gefühl nicht los, diese Hoffnung, von Zale gerettet zu werden.
Ich hoffte, er würde tatsächlich kommen.
Ich hoffte, ich würde ihn genug interessieren.
Aber trotzdem...
Wenn er tatsächlich auftauchte, könnte das auch schlecht für beide von uns ausgehen.
Wie sollte ich bitte mit dieser absurden Situation umgehen?!

"Ah, fuck... fuck, fuck!"

𝑴𝒐𝒏𝒔𝒕𝒆𝒓 [𝐁𝐋]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt