-40- Shit happens

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𝑺𝒊𝒍𝒂𝒔' 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕

"Haha... ah..." gab Astara keuchend von sich und trat einen Schritt näher.

Gott, die Frau sah verrückt aus!
Sie stand nicht einmal aufrecht, sondern hatte eine rechte Schlagseite und hing nur noch laut lachend am Metallgelände direkt neben ihr.
Mit ihrer Waffe zielte sie auf Kay, den Zale immer noch trug.

Ich hatte seinen Blick gesehen...
Zale war mir absolut unheimlich, aber er schien, einen Schwachpunkt für meinen Bruder zu haben.

"Glaubst du echt, du kommst so leicht davon, Vukasin?! D-du hast ALLES RUINIERT! Nur wegen d-dieser kleinen Straßenschlampe hast du meine Zukunft einfach weggeschmissen...! Als würde dir das auch noch zustehen!?" schrie Astara Zale entgegen und packte die Pistole in ihrer Hand fester.
Zale rührte sich nicht.

Mein ganzer Körper zitterte und die Erschöpfung zerrte an meinen Kräften, aber die Angst und Aufregung siegten.
Dass ich etwas derartiges überhaupt erleben würde, hätte ich nie erwartet.
Und jetzt wurde es immer verrückter.

"Geh aus dem Weg, Astara." unterbrach Zale da die weiteren Schreie, die Astaras Mund verließen und sie lachte ihn laut an.
"Hah! Geht's noch!? Glaubst du, ich lass' euch am Leben? Nach ALLEM, das ihr mir angetan habt?!" entgegnete Astara, mit ihrer schrillen Stimme und plötzlich ertönte ein lauter Knall.
Sie hatte abgedrückt.

Vor Schreck kniff ich für eine Sekunde die Augen zusammen, bevor ich sie ängstlich wieder aufriss.
Hatte sie Kay getroffen?!

Warte...
Sie hatte getroffen.
Aber nicht Kay, sondern Zale.
Er hatte Kay mit seinem Körper verdeckt und den Schuss für ihn eingesteckt.
Sie musste ihn irgendwo im Rücken getroffen haben...

"Sir!" hörte ich Zlata neben mir erschrocken keuchen, als Zale sich schnell umdrehte und eine Waffe zog.
Ich dachte... er hätte keine Pistole bei sich.
Er drückte ab und Astara ging zu Boden.
Getroffen hatte er definitiv.
Tot war sie aber nicht.

"Ah! Agh...!"
Sie hatte ihre Waffe losgelassen und schrie vor Schmerz.
Dicke Tränen kullerten über ihre dreckigen, mit Make-up verschmierten Wangen und sie schluchzte laut.
Zale wandte sich um, steckte die Pistole weg und hinkte auf sie zu.
Wie... konnte er nach einem Schuss in den Rücken noch stehen?
Hatte Astara doch seine Seite getroffen?
Ich... wusste es nicht.

Valró, Zlata und ich folgten ihm und ich hörte Valró flüstern "Ihre Beine... Der Schuss hat ihre Wirbelsäule getroffen."
"Wohl eher durchtrennt..." entgegnete Zlata und da sah ich es auch.
Astara konnte ihre Beine nicht bewegen.
Sie zog sich mit den Händen am Metallgelände hoch, aber ihre Beine bewegten sich kein Stück.
Zale hatte ihre Wirbelsäule von vorne getroffen.

Er humpelte zu ihr und sah sie ein einziges Mal kurz an.
Wortlos.
Dann wandte er sich ab und ging in den Aufzug hinter ihr.
Er hinterließ eine dunkle, tröpfchenförmige Blutspur.

Wir folgten ihm zu dritt an Astara vorbei und ich schielte ängstlich zu ihr.
Überall Blut.
Ihre schmerzerfüllten Schreie...
Zale hatte sie nicht getötet, weil er sie mehr hasste, als sie mit dem Tod zu erlösen.
Er hatte ihr mit diesem einen Schuss alles genommen, was sie noch hatte.
Ihre Beine.
Ihren Job.
Auch der Großteil ihrer Familie war tot, die meisten ihrer Wachen waren tot.

Und das alles nur... wegen Kay.

Ich folgte Zlata und Valró in den Aufzug und als die Türen schlossen, wandte ich mich nach hinten, an Zale.
Er hielt meinen immer noch bewusstlosen Bruder im Arm und sah ihn an.
In seinem Blick lag eine derartige Leere...

"Nandez wartet mit Unterstützung auf uns. Bevor die Verstärkung der Beverleighs eintrifft, sind wir weg, und können Kay ins Krankenhaus bringen."
Zlata war die erste, die sich rührte, und ich merkte, dass sie nur auf einem Bein stand.
Auch Valró, der sie stützte, schien mindestens einen Schuss abbekommen zu haben, und Zale lehnte sich schwer keuchend gegen die Aufzugswand.
Der Boden des Aufzuges war voll mit Blut.
"Wir haben es geschafft, Silas." wandte Zlata sich da an mich.
"Wir haben Kay wieder."

Als sie das sagte, fiel plötzlich all die Spannung von meinem Körper und ich atmete laut aus.
Ich musterte Kay und Zale, der ihn hielt, und seufzte leise.
"Das werd' ich nie vergessen." meinte ich, leicht belustigt, und konnte nicht anders, als leicht zu lachen.
Auch Zlata schmunzelte und Valró hielt sich seine Hand vor seinen Mund.

Warum wir so lachen mussten, wusste ich nicht. Wirklich.
Ich glaubte einfach, unsere Körper gingen so mit dem Stress um, fast gestorben zu sein.
Jedenfalls war es erleichternd.

"Wir sind da, kommt."
Als Zlata das sagte, öffneten sich die Türen des Aufzuges und vor uns stand Nandez.
Um ihn herum schmückten Leichen und Blut die Eingangshalle und er lächelte uns müde entgegen.
In seinen Haaren und an seinem Anzug klebte Blut.

"Kommt schon. Verschwinden wir." meinte er und wir verließen den Aufzug.

.
In der selben Nacht waren wir dank Nandez im Krankenhaus angekommen und wurden versorgt, bevor wir zu Kay konnten.
Zumindest galt das für Zlata, Valró und mich.
Zale hatte ich nicht mehr gesehen, nachdem er Kay den Ärzten übergeben hatte.

Er hatte Kay den ganzen Weg über, die ganze Zeit lang, getragen.
Nicht ein einziges Mal hatte er ihn losgelassen oder abgesetzt.
Nicht einmal, als Zlata die Schusswunde in seinem seitlichen Rücken erstversorgen musste, oder als wir ins Auto eingestiegen waren.

Kein einziges Mal.

𝑴𝒐𝒏𝒔𝒕𝒆𝒓 [𝐁𝐋]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt