-34- One step...

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𝑺𝒊𝒍𝒂𝒔' 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕

Tamara und ich waren nun schon einige Stunden hier und langsam wurde es dunkel.

"Wir können heute nichts mehr tun." hatte Zale nach einigen Stunden des Telefonierens gesagt und uns beide in irgend einem Gästezimmer abgestellt.
Es war ein schönes Zimmer und die räumliche Atmosphäre war angenehm, aber bei Gott, wie sollte ich jetzt bitte schlafen?

"Was ist das bitte für eine absurde Situation...?" murmelte ich verzweifelt und stützte meinen Kopf in meine Hände.
Tamara saß neben mir und schüttelte seufzend den Kopf.
Wir hatten schon eine Zeit über all das geredet und geschlussfolgert, dass Zale recht hatte.
Solange wir nicht nach den Regeln der Beverleighs spielten, konnten wir Kay nicht retten.
Und das ging mir gehörig auf die Nerven.

"Das muss doch schneller gehen. Zale sollte den Beverleighs geben, was sie wollen." "Beruhig dich Silas. Dieser Zale weiß als zukünftiger Boss der größten Mafia des Kontinents sicher besser, was das bedeutet, als wir. Und Kay scheint, ihm wichtig zu sein... Du solltest ihm vertrauen." entgegnete Tamara und strich durch ihre dunkelroten Haare, bevor sie meine Hand nahm und mich fürsorglich ansah.
"Tut mir leid... ich bin nur etwas gereizt. Kay hat mir verschwiegen, dass Zale... bald die größte illegale Organisation des Kontinents leiten würde. Und es macht mir Sorgen, dass er immer noch dauernd mit ihm in diese Situationen verwickelt ist... Ich glaube, auch nach all dem wird er ihn nicht verlassen."
Ich redete mir die Seele vom Leib und Tamara hörte mir aufmerksam zu.
"Hätte Kay doch einfach was gesagt... die Wahrheit gesagt... Vielleicht hätte ich ihm helfen können." "Glaubst du wirklich, er hätte dir seine Beziehung zu einem Mafioso aufgebürdet, wenn du gerade dein letztes Schuljahr begonnen hast? Er nimmt Rücksicht auf dich, Silas. Nimm ihm das nicht übel." meinte die rothaarige Barkeeperin und ich nickte seufzend.
Sie hatte recht.
Ich verstand Kay nicht immer. Seine Motive und Gründe... auch all das mit Zale verstand ich nicht.
Aber ich wusste, dass Tamara recht hatte.
Kay stellte mich immer an erste Stelle.
Und vielleicht sollte ich... Zale erst einmal machen lassen.
Meinem Bruder zuliebe.

"Komm schon, Silas, gehen wir schlafen. Müde nutzen wir Kay nichts."

.
Am Morgen des nächsten Tages war ich schon früh wach und kam gerade aus dem Badezimmer neben unserem Schlafzimmer.
"Guten Morgen, Silas..." hörte ich Tamara seufzen, als ich mir mein Shirt von gestern wieder anzog, und nickte ihr still zu.

Die Ruhe zwischen uns war erdrückend.
Wir wussten, alles, was wir tun konnten, war... zu warten.
Mir war klar geworden, dass ich diese Lage nicht kontrollieren konnte.
Aber trotzdem... konnte ich mich nicht dazu bringe, einem gruseligen, halb blinden Gangster zu vertrauen.

"Na gut... und je-..."
Plötzlich wurde ich durch lautes Klopfen an der Tür unterbrochen und Zlata kam herein.
"Äh, hi." begrüßte Tamara sie und ich stand auf.
"Gibt es was Neues?" fragte ich unruhig und Zlata hob ihre Hände und deutete mir, mich zu beruhigen.
Ich atmete tief durch und murrte "Ich kapier' schon... ich bleib ruhig." "Danke Silas. Zale schickt mich, um euch zu einer privaten Besprechung einzuladen. Er hatte noch ein Gespräch mit Sylvan." erklärte die braunlockige Frau und wir schlossen uns ihr an.

Sylvan Beverleigh war streng genommen das Oberhaupt der Familie und ein ehemaliger, sehr erfolgreicher Schauspieler.
Er ist bereits zurückgetreten und hat sich weit in den Hintergrund der Öffentlichkeit verzogen. Somit überließ er seinen Kindern Astara, Seth und Hael das Rampenlicht.
Aber jetzt verstand ich...
Er war im Hintergrund aktiv.
Die ganze, verdammte Zeit.

Seufzend verdrängte ich die verwirrenden Gedanken und konzentrierte mich darauf, Zlata hinterher zu kommen.
Sie war schnell unterwegs und führte uns schließlich zu einer verschlossenen Tür.
Dahinter nahm ich gedämpfte Stimmen wahr.

Zlata öffnete die Tür und ließ uns zuerst hinein.
Vor uns befand sich ein Raum mit einem ovalen, schwarzen Glastisch in der Mitte und ein paar Personen, die auf den Sesseln darum herum saßen.
Zale saß am Ende des Tisches, direkt neben ihm, auf seiner rechten Seite, zwei weitere Männer.
Die kannte ich doch, oder?

Zlata nahm uns mit und setzte sich auf Zales blinde Seite. Tamara und ich plazierten uns einfach neben ihr und sahen uns um.
Als ich Zale musterte, fiel mir sofort etwas auf.
Ein Tattoo... um seinem Hals.
Dort hatte sich eine Schlange um ihn geklammert. So sah es zumindest aus... Aufgrund seines Anzuges konnte ich nicht mehr als das Muster der Schlangenhaut erkennen.

Als Zlata sich neben mir räusperte, wurde ich aus den Gedanken gerissen, und sah sie an.
"Bitte stellt euch einander vor, dann können wir das Gespräch beginnen." meinte sie und deutete in die Runde.
Der Mann mir gegenüber fing an.

"Mein Name ist Nandez Sinclair. Ich kenne Kay persönlich." fing er an und nickte uns zu, bevor er seine Sonnenbrille abnahm und sie zur Seite legte.
"Ich heiße Valró. Ich assistiere bei wichtigen Angelegenheiten und bin als Vertrauter dabei. Auch ich weiß, wie Kay aussieht." redete der weißhaarige Mann neben ihm weiter und legte seine dunkle Sonnenbrille ebenfalls ab.
Nun sahen alle Anwesenden mich an und ich stellte mich zögernd vor.
"Ich bin Silas Reyes, Kays Bruder." "Und ich bin Tamara Nice, eine Freundin der beiden und Barkeeperin, sowie Besitzerin des Chaja." stimmte auch Tamara mit ein und Zale nickte zufrieden.
"Irgendwo her kannte ich dich also doch." knurrte er und legte sein Handy auf den ovalen Tisch vor sich.

"Sylvan hat sein Angebot wiederholt und die Bedingungen für Kays Rückkehr festgelegt." fing Zale an, zu reden, und er erhielt unser aller Aufmerksamkeit.
"Er wird ihn wieder freilassen, wenn Astara offiziell meine Frau wird und die Beverleighs somit ihren Teil der Kontrolle über die Organisation erhalten. Ich soll ihn morgen Abend, am 17. Dezember treffen. Ich habe ausgehandelt... drei Personen können mich begleiten, der Fahrer beibt draußen. Keine weiteren Verwickelten." erklärte Zale nach und nach und ich hörte ihm angespannt zu.

"Unser größtes Problem besteht aus Astara." "Wir müssen Kay also wieder holen, ohne Sie zu verheiraten, verstehe ich das richtig?" wandte sich Tamara an Zale und er nickte.
"Aber... ohne die Ehe werden sie Kay nicht rausrücken, oder?" erwiederte ich und Tamara gab mir recht.
"Das stimmt. Sie werden einen Plan haben und viele Männer, um ihn umzusetzen. Egal zu welchem Preis..." knurrte Zale und schloss seine Augen.
"Und deshalb... müssen wir schneller sein. Und besser vorbereitet."

Wow...
Was meinte Zale damit?
"Zlata, Valró und Silas werden mich begleiten. Nandez fungiert als der Fahrer und du fährst nachhause." wandte Zale sich schließlich an Tamara, mit einem Ton, der keine Widerrede duldete.
"Meine Reise ist hier wohl vorbei..." seufzte sie und nickte ohne Widerspruch.
"Wir brauchen keine unnützen Leute und ich bin sicher, Kay würde mich umlegen, wenn dir etwas passiert." gab Zale seufzend zurück und ich stutzte belustigt.
Hauptsache der Gangster-Boss hier hatte Angst vor meinem Bruder.

"Das selbe gilt für dich." meinte er plötzlich an mich gerichtet und ich schluckte mein Schmunzeln hinunter.
"Du wirst dich als einer der Bodyguards ausgeben und tun, was ich dir sage. Verstanden?"
Darauf nickte ich und räusperte mich.
Auf einmal war mein Hals so trocken...

"Sir, ich bin sicher, Sie haben einen Plan. Weihen Sie uns ein." meinte Zlata schließlich und das, wahrscheinlich, wichtigste Gespräch meines Lebens begann.

"Hört gut zu. Ich erkläre das nur ein einziges Mal."

𝑴𝒐𝒏𝒔𝒕𝒆𝒓 [𝐁𝐋]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt