𝑨𝒎 𝒏𝒂̈𝒄𝒉𝒔𝒕𝒆𝒏 𝑻𝒂𝒈:
"Ah, du machst Frühstück? Solltest du nicht in der Schule sein?" lächelte ich überrascht, als ich Silas in der großen, offenen Küche des Hauses stehen sah, mit einer Pfanne in der Hand und Früchten auf dem Tisch.
"Es ist Samstag, du Genie." gab er zurück und kippte einen Pfannkuchen aus der Pfanne, auf ein kleines Teller mit mehreren fertigen davon.
"Hier, nimm." meinte er und hielt mir das Teller entgegen.
"Nimmst du die Früchte ins Wohnzimmer mit? Wir können jetzt neben dem Frühstücken fernsehen."
Während er das sagte, kreiste er seine Schultern und zuckte mit den Augenbrauen auf und ab.
Das Haus gefiel ihm.
Und mir auch."Na gut, Herr Meisterkoch." entgegnete ich, richtete den hellgrauen Bademantel den ich trug, nahm den Teller und die Früchte, und ging aus der Küche, über den dunklen Holzboden, ins offene Wohnzimmer.
Dort setzte ich mich auf die besche Couch, gegenüber dem Fernseher und stellte den Teller auf den niedrigen Couchtisch direkt vor mir.
Neben mir lagen die Fernbedinungen und ich schaltete den Fernseher an.
"Was willst du schau'n?" rief ich durch das Haus und Silas meinte, er wäre so froh, überhaupt einen Fernseher zu haben, dass es ihm gleich wäre.
Ich zuckte die Schultern und schaltete auf den ersten Nachrichtensender, den ich fand.
Zu wissen, was sich in dieser Umgebung ereignete, war wichtig. Und vorher konnten wir das nie.Da kam auch Silas mit einem zweiten Teller mit ein paar Pfannkuchen zu mir und setzte sich neben mich.
"Ich liebe dieses Haus. Also dieser Typ mit dem du schläfst muss echt übelst reich sein, wenn er einer Straßenschlampe ein Haus und ein Auto schenkt." scherzte Silas, nahm einen Bissen von seinem Frühstück und stieß mir seinen Ellenbogen in die Seite.
"Oh-! Oder ist da mehr...?" warf er plötzlich in den Raum und ich sah ihn entgeistert an.
"Zale ist ein Gangster! Er bezahlt mich nur übertrieben. Außerdem... glaube ich, ich stecke in seinen Angelegenheiten schon tiefer drinnen als es mir lieb wäre."
Sobald ich das sagte, wurde es mir selbst klar.
Irgendetwas war im Busch. Sonst würde Zale mich nie dort behalten, wo er mich zu finden wüsste.
Und erst die ganzen Sachen, die er uns schenkte...
Irgendwas war faul."Sei einfach vorsichtig. Der Kerl hört sich aus deinen Erzählungen gar nicht so schlimm an, aber du hast recht. Er ist immer noch ein Gangster. Sei... einfach vorsichtig." meinte Silas und ich seufzte leise.
"Werde ich, versprochen."
Ich brachte es einfach nicht übers Herz, Silas zu sagen, wer Zale wirklich war. Für ihn war er ein reicher Gangster, für mich eine tickende Zeitbombe, von der nur ich in diesem Raum bescheid wusste.
Er war der zukünftige Boss der Huntback Mafia.
Entweder er vergaß uns, wir machten einen Fehler und waren so gut wie tot, oder... ich gewann irgendwie seine Gunst.
Eine Andere Möglichkeit gab es gar nicht mehr, aus der Situation heraus zu kommen.
Das wurde mir ganz plötzlich klar.Kopfschüttelnd verdrängte ich den Gedanken und konzentrierte mich auf die Nachrichten, die auf dem Fernseher liefen.
Diese Reporterin war die Einzige, die über unser Viertel berichtete. Silas und ich hatten früher oft heimlich hinter der Couch mit unseren Eltern fern gesehen, als wir unser damaliges Haus noch hatten.
Es war immer die Gleiche.
Und auch heute berichtete sie über unsere Nachbarschaft.
So konnte ich die Umgebung immer noch nennen, da wir streng genommen nur ein paar Blocks umgezogen waren.
Also aß ich still meine Pfannkuchen und hörte zu.
Bis... ich mich vor Schreck fast verschluckte."Noch vor einigen Stunden, spät Nachts, wurde ein Mann namens Humphrey Aislinn tot in einer Gasse der xx-x-street gefunden. Augenzeugen sind der Polizei zur Zeit nicht bekannt. Vermutet wird, dass auch die Person, die die Beamten gerufen hat, aus Angst verschwunden ist. Was bleibt, ist eine verstümmelte Leiche."
Auch Silas starrte mich erschrocken an und ich wollte etwas sagen, da deutete er mir, leise zu sein, und zeigte auf den Fernseher.
Die Reporterin war noch nicht fertig.
"... Ganz deutlich ist jedoch zu sehen, dass dieser Mann auf eine bestimmte Weise hingerichtet wurde. Wie schon in den letzten Jahren ist bekannt, dass diese Leiche sehr Wahrscheinlich als Warnung der sogenannten »Huntback Mafia« sichtbar auf der Straße deponiert wurde. Über dem Körper hing ein Paar Schuhe auf der Stromleitung der Gasse."
"Die Huntback Mafia? Also do-..." "shht!" zischte ich Silas dazwischen und er verstummte.
"Der Mann wurde vor seinem Tod mindestens mehrere Stunden lang gefoltert. Nach kurzen Untersuchungen stand fest, dass dem Mann nacheinander die Finger ausgerissen wurden, dann hat man ihm Drogen injiziert, die schweere Halluzinationen auslösen, und schließlich wurde mit einem harten Gegenstand wie einem Stahlrohr auf den Kopf eingeprügelt, was schließlich zum Tod führte. Die Polizei sieht diese Leiche als Warnung und zieht sich für diese Woche von der Umgebung zurück. Die Ermittlungen werden nach dieser Zeit aufgenommen."
Nun beendete die Reporterin ihren Bericht und auf dem Fernseher wurde ein Bild vom Tatort gezeigt.
Ich... kannte diese Straße.
Das war nur einige Gassen von unserem ehemaligen Haus entfernt."Wäh..." hörte ich Silas neben mir und merkte, dass er seinen Teller wegstellte.
Die Kamera des Berichtes schwenkte und man konnte eine verdeckte Leiche auf dem Boden sehen, überall voll von Blut und... wo eigentlich der Kopf sein sollte, befand sich nur die Hälfte davon. Das weiße Tuch hing dort auf den Boden, wo die linke Gesichtshälfte sein sollte...
Bei dem Anblick und der Vorstellung, wie der Körper unter dem Tuch aussehen könnte, wurde auch mir schlecht und ich stellte den Teller weg.
"Was hat Humphrey mit der Huntback Mafia zu tun?" presste Silas durch zusammengepresste Zähne hervor und ich legte meine Hand über meine Augen.Das musste Zale gewesen sein.
Als ich ihn zum ersten Mal sah, wusste ich, dass er zu viel fähig war. Und mittlerweile hatte ich eine Vermutung für seine Reaktion auf die blauen Flecken die ich nach meinem Besuch bei Humphrey hatte...
Wenn ich Pech hatte, dann... sah Zale Vukasin, der zukünftige Boss der Huntback Mafia, mich als sein persönliches Spielzeug.
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𝑴𝒐𝒏𝒔𝒕𝒆𝒓 [𝐁𝐋]
RandomIn dieser Umgebung war das Leben hart, besonders wenn man von Anfang an nichts hatte. Das erlebten auch Kay und sein Bruder Silas aus nächster Nähe, die schon einige Jahre allein in diesem armen Viertel zurecht kommen mussten. Umgeben von Kriminel...