-12- Peekaboo

193 6 0
                                    

-𝑬𝒊𝒏𝒆 𝑾𝒐𝒄𝒉𝒆 𝒔𝒑𝒂̈𝒕𝒆𝒓:

Heute war es so weit...
Ich musste mich mit unserem Vermieter treffen.

Silas und ich hatten in den letzten Tagen mehrere lange Gespräche geführt und uns entschieden, das Geld für seine Zukunft anzulegen.
Oder besser gesagt, ich entschied darüber.
Silas schrie mich an, ich solle nicht derart dumm sein und wenigstens einen Teil des Geldes für mich selbst ausgeben. Ich verstand ihn. Aber ich kam zurecht.
Und da gab es etwas, das er noch nicht verstand.

Ja, ich hasste meine Arbeit und wir lebten beide am Rande unserer Existenz in dieser Gegend... aber sobald ich wusste, dass Silas eine sichere Zukunft hatte, war mir das mehr als genug.
Mein ganzes Leben drehte sich von kleinauf darum, Silas zu beschützen. Sowohl vor unseren Eltern, als auch den Schulden die sie uns nach ihrem Tod hinterließen. Ich hatte sie erst vor einiger Zeit abbezahlt.
Es gab viele Tage, an denen ich im Krankenhaus gelandet wäre, hätten wir es uns leisten können. An diesen Tagen verteidigte ich Silas.
Etwas, das ich schon mein ganzes Leben tat.

Schlussendlich hatte mir Tamara geholfen, das Geld in einer Bank sicher anzulegen. Auch, wenn sie mir nur mit Zweifel half.
Bis Silas also seine Schule beendet hatte, ging unser Leben weiter wie immer. Danach sollte sich alles ändern.
Aber zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, wie schnell diese Veränderung kommen würde.
Zumindest für mich.

.
"Na gut... reiß dich zusammen, du überlebst das schon." murmelte ich mir selbst zu und klopfte an Humphreys Tür.
Das war der Name unseres alten, hässlichen Vermieters, der Besitzer des ehemaligen Abrissgebäudes.
Er nahm kein Geld von mir an, also würde sich die Art wie ich unsere Miete bezahlte, wahrscheinlich nie ändern.

Da klackte schon das rostige Schloss des heruntergekommenen Hauses, vor dem ich stand, und die Tür schwang auf.
Mir gegenüber stand nun der Herr Aislinn, mit mehr Bierbauch als Hirn und schiefen Zähnen.
Sein mittellanger Bart war noch vom Mittagessen angekleckert und der fahle Gestank von Alkohol wehte mir entgegen.

"Ah, meine Bezahlung. Komm rein, heute hab' ich es eilig." meinte er, seine Stimme hörte sich rostig und alt an, wie immer.
Ich kam herein und sah mich flüchtig um.
Sein Haus war keines wegs prächtig, nicht beneidenswert oder schön eingerichtet, jedoch bei Weitem besser als unseres.
Sauberer... und weniger Schimmel.
Mehr Möbel und so weiter.

Seufzend wandte ich den Kopf ab und fand mich in der kleinen Küche des schäbigen Hauses wieder.
Hier fand es immer statt. Jedes Monat.

Ich drehte mich zu ihm um und griff an den Bund meiner Jacke.
Wie ich es hasste, das zu tun.
Die Jacke zog ich aus. Langsam.
Humphrey mochte es, mir beim Ausziehen zuzusehen.
Auch heute starrte er mich wieder freudig an und ließ bereits die Hose runter.
Ich wollte gar nicht hinsehen. Mir reichte das Wissen, dass er sich auf mich einen wichste, um mich übergeben zu wollen.
Aber was sollte ich schon machen?
Ich tat das für Silas und seine Zukunft.
Nicht nur für mich.

Also atmete ich tief durch und legte meine Jacke beiseite.
Mein Shirt striff ich mir möglichst ruhig und elegant über den Kopf und meine Hose lag auch schon bald auf dem kalten Fliesenboden. Ich trug heute den schwarzen Tanga. Ich hatte ihn mitgenommen... von Zale.

Das schien, meinem Gegenüber zu gefallen.
Seine Augen durchlöcherten mich vor Gier und er keuchte schon jetzt, von den schnellen Bewegungen seiner Hand.
Deutlicher wollte ich es bei Gott nicht beschreiben.

Ich schloss die Augen und ignorierte ihn einfach.
"Komm schon, reiß dich zusammen, du machst das jedes verdammte Monat. Du Weichei."
Das hätte ich mir selbst gerade sehr gerne laut gesagt.
Aber es immer wieder in meinem Kopf zu wiederholen, das sollte reichen.

Mit einer schnellen Bewegung und ohne viel nachzudenken, löste ich die Bänder des schwarzen Tangas und stand nun nackt vor ihm.
Hart war ich nicht. Bei dem Anblick, der sich mir gab, wäre das niemand. Aber Humphrey störte das nie. Er machte sein eigenes Ding.

Grunzend und keuchend kam er näher und packte mich am Handgelenk.
Mit einem Ruck drehte er mich um und schubste mich nach vorne, sodass ich mit den Ellenbogen auf seinem Küchentisch lehnte, der zufällig genau die richtige Höhe dafür hatte.
Der Ablauf war immer wieder der selbe und daher hatte ich vorgesorgt und mich im Vorhinein selbst gedehnt.
Das zu tun lernte ich nach meinen ersten paar... schmerzvollen Malen hier.
Lieber wäre mir jedoch, jemand wie Zale wäre hier. Er... wäre nicht so grob.

Da spürte ich eine starke Hand in meinem Genick und keuchte auf.
Schon im nächsten Moment rammte sich der Mann hinter mir mit Gewalt in mich.

Ich biss die Zähne zusammen und krallte mich vor Schmerz stöhnend in den dünnen Holztisch.
Immer wieder das Selbe und trotzdem gewöhnte ich mich nie daran.
Humphrey war es egal, wie laut ich war oder ob ich weinte. Er fickte mich, bis es ihm reichte.
So einfach war das.
Dann konnten Silas und ich ein weiteres Monat in unserem Haus leben und das ganze wiederholte sich, sobald die 30 Tage um waren.

Ich biss also fest die Zähne zusammen und versuchte, mich zu entspannen.
Einatmen.
Ausatmen.
Mehr brauchte ich nicht zu tun.

Immer wieder spürte ich den spitzen Schmerz, der sich langsam durch meinen ganzen Rücken und hinunter, in meine Beine zog.
Es tat dermaßen weh...

"Ngh... ah! Haah!"
Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich versuchte verkrampft, das ekelhafte Gegrunze hinter mir auszublenden.
Ich hasste es.
Jede Sekunde.
Seine ekeligen Hände, die meinen Körper begrapschten, seine unvorsichtigen und schlampigen Bewegungen...
Er krallte sich in meine Taille und seine zweite Hand zerquetschte schon fast meine Innenschenkel.

Da ertönte plötzlich lautes Klopfen.
Jemand schien, vor der Tür zu stehen. Ein sehr energischer jemand.
"I-ich... wusste n-nicht, dass S-sie Besuch... e-erwarten..." murmelte ich und versuchte, mich durch Abstützen auf dem Tisch auf den Beinen zu halten.
"Scheiße! Bleib hier, Schlampe. Ich komm' gleich wieder."

Darauf zog er sich plötzlich aus mir, ließ mich los und stapfte aus dem Raum.
Sobald ich wusste, dass er weit genug weg war, ließ ich den Tisch los und stolperte zurück, auf den Boden.
"Ah! S-scheiße..."
Fluchend lehnte ich mich nach vorne, um nicht auf meinem Hintern zu sitzen, und stützte mich mit den Ellenbogen auf die kalten Fliesen.

Im Hintergrund konnte ich Stimmen hören. Beide davon schien ich, zu kennen.
Auch kein Wunder.
In dieser Gegend lebten nicht viele verschiedene Leute.

Während Humphrey beschäftigt war, konnte ich etwas verschnaufen und mich beruhigen.
Ich wischte die Tränen weg, die über meine Wangen liefen, und drehte mich langsam um.
Meine Beine zitterten. Kein angenehmes Zittern, sondern vor Schmerz.

Da hörte ich Schritte in meine Richtung.
Er kam zurück.
"Nein, nein, warten Sie!"
Aber mit wem redete er?
War jemand ins Haus gekommen?

"Wir warten nun schon drei Wochen länger als geplant. Sie müssen uns-..." hörte ich die Stimme eines zweiten Mannes, die plötzlich abbrach, als er den Raum betrat. Hinter dem Mann im schwarzen Anzug mein Vermieter Humphrey, der ihn vor einigen Sekunden noch daran hindern wollte, überhaupt in den Raum zu kommen.

"Was...? Kay?"
"Äh... N-nandez?"

𝑴𝒐𝒏𝒔𝒕𝒆𝒓 [𝐁𝐋]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt