An Zales Seite schritt ich aus dem Aufzug und fand mich vor einem einzelnen Raum, mit weit geöffneter Tür wieder.
Das Zimmer dahinter war dunkel gehalten, die Wände schwarz gestrichen und der Raum ausgestattet mit allerlei... Gerätschaften.
Ein Krankenbett, Wertmonitore und Kästen mit Schläuchen, Schränke voll mit Medikamenten und mehrere Leute in schwarzen Anzügen.
An der Wand des Zimmers, neben einem verdunkelten Fenster, dort stand ein Krankenbett, in dem ein Mann lag.
Daneben lehnte ein schöner und edler Gehstock, aus dem schwärzesten Holz und geschmückt mit einer vergoldeten Schlange, die sich darum schlängelte.Mehrere Schläuche gingen unter die Decke, die den Mann auf dem Bett bedeckte, und er wurde durch einen dünneren Plastikschlauch im Gesicht mit Sauerstoff versorgt.
Die runzelige Haut weiß wie Papier, die Luft nach Krankheit stinkend, umgab uns ganz plötzlich eine schwere, erdrückende Atmosphäre.Sobald Zale, Zlata und ich den Raum betraten, wandten sich die vier anderen Männer im Raum an uns und verbeugten sich vor demjenigen, neben dem ich stand.
Niemand sagte ein Wort. Keine Begrüßung, kein Raunen oder eine andere Geste.
Zale wandte sich stattdessen an den offensichtlich kranken Mann in dem Bett, direkt vor uns.
Ein alter und sehr streng aussehender Mann mit vielen Narben.
Genau wie Zale."Sohn... bist du nun endlich zu Sinnen gekommen?" krächzte der Mann im Bett vor uns, hob seine linke Hand und richtete den Versorgungsschlauch in seinem Gesicht.
"Ich werde nicht heiraten." entgegnete Zale und sein Griff um meine Taille verkrampfte sich kaum merklich, als mir plötzlich etwas auffiel.
Unter dem Ärmel des kranken Mannes erkannte ich ein Tattoo einer Schlange. Ein weit aufgerissenes Maul und lange Fangzähne. Ihr Körper hatte das selbe Muster... wie die Schlange, die um Zales Hals tättowiert war.Konzentrier dich, Kay.
Alles was ich tun musste, war... mitzuspielen.
Dann bekam ich das Geld und war weg. Die Angelegenheiten eines Gangsters sollten mich nichts angehen."Was machst du da? Schläfst du etwa immer noch mit Männern? Schlampen, die man an jeder Straßenecke findet?!" knurrte uns der Mann vor uns an und ich drehte mich weg.
Dieser Blick... er starrte mich an, als wolle er mich hier und jetzt abstechen. Wenn er nur könnte.
"Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst heiraten?! Eine Frau! Du dreckige Missgeburt eines Sohnes, du kannst nicht einmal tun, was ich dir sage."
In diesem Moment wurderte ich mich, wie Zales Vater, der dieser Mann definitiv war, seine Stimme in diesem Zustand noch derart erheben konnte.
Zale jedoch... blieb still.
Bisher."Ekelig bist du, mein eigener Sohn treibt derart dreckige Dinge mit einem Mann! Dabei solltest du Verantwortung übernehmen!"
Die Stimme seines Vaters wurde immer schriller und ich merkte, dass Zale neben mir kaum merklich zusammen zuckte, bei jedem neuen Satz den sein Vater anfing.
Aber er ließ sich nichts anmerken.
Stattdessen sah er auf einmal zu mir, beugte sich hinunter und küsste mich.
All die Leute in schwarzen Anzügen um uns herum ausblenden, erwiederte ich den Kuss und legte meine Arme um seinen Nacken.
Zales Vater begann, zu schrein.
Sein Gesicht verfärbte sich rot vor Wut und er beschimpfte und verfluchte uns.
Ich hatte Mühe, mich auf Zales Kuss zu konzentrieren.
Immer noch schmeckte ich ein wenige Blut."Ich werde nicht heiraten, Vater. Besonders keine Frau... Du wirst mir die Organisation überlassen müssen und ich werde sie leiten. Besser als du."
Als Zale das sagte und wir uns voneinander gelöst hatten, trat er vor und nahm meine Hand, worauf er mich mit sich nach vorne zog.
"Du." knurrte der kranke Mann vor uns, nun ganz leise und mit einer Stimme voller Hass.
"Du wirst uns alle in den Ruin treiben. Du undankbarer Narr, wofür habe ich dich erzogen? Dich gelehrt und-..." "Du hast mich gar nichts gelehrt. Du hast mich nicht erzogen, du hast mich bestraft. Dafür, dass ich lebe." zischte Zale plötzlich und beugte sich über den vor Rage zitternden Mann im Bett vor uns, der ihm fest entgegen starrte.
"Ich habe getan, was richtig war. Ich weiß, du hast nicht das Zeug, als mein Nachfolger zu agieren. Heirate und mach' wenigstens etwas in deinem erbärmlichen Leben richtig!"Wie konnten sich Vater und Sohn mit derartig hasserfüllten Blicken ansehen?
Was war zwischen diesen beiden passiert?
Warum sollte Zale heiraten, und über was redeten die beiden Männer?
Welche... Organisation?"Der Griff einer Schlange ist fest, Sohn. Beim Versuch, sich hinaus zu winden, stirbt sowohl der kleinste Nager als auch der größte Wolf." zischte Zales Vater, mit Nachdruck, und starrte seinem Sohn kalt in die Augen.
Was meinte er damit?
"Sei besser vorsichtig."
Als er das sagt, hob der kranke Mann seine Hand und strich über die tättowierte Schlange, die sich um Zales Hals wickelte.Er zuckte zurück und trat einen Schritt nach hinten.
Sein Blick war so kalt. So viel Hass und Enttäuschung, diese Gefühle, die... mich nichts angehen sollten.
Ich sollte nicht hier sein.
Das war etwas Großes. Ein Problem, in das ich hinein gezogen wurde.
Das wurde mir jetzt zu spät klar.Alles was ich tun konnte war, Zale aus dem Zimmer und mit Zlata zurück in den Aufzug zu folgen.
Hinter uns verblasste die laute, zitternde Stimme von Zales Vater.
Weder ich, noch er oder Zlata sagten ein Wort.
Nur Zales fester Griff um meine Seite machte mir Angst."Zlata, hol Nandez. Wir fahren Nachhause."
Während Zale das sagte, rieb er sich über die Augen und legte seine Hand schließlich um seinen Hals auf die Schlange, die ihren Körper eng darum gewickelt hatte.
Ich merkte, dass er seine Zähne fest zusammen biss und seine Fingernägel durch den dünnen Stoff des Kleides schon fast in meine Haut bohrte.Die Autofahrt in dieser Nacht war still und lang.
Ich hatte nicht den Mut, nach dem Geld zu fragen oder danach, nachhause zu gehen. Wir saßen wortlos im Auto und ich wechselte einen Blick mit Zlata, in dem sie mir deutete, ruhig zu bleiben.Wir kamen eine ewige Fahrt später anscheinend an unserem Ziel an und blieben stehen.
Ich atmete tief durch und stand aus dem Auto, direkt nach Zlata.Darauf folgten wir Zale zu zweit in das enorme Anwesen mitten im Wald, vor dem Nandez geparkt hatte...
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𝑴𝒐𝒏𝒔𝒕𝒆𝒓 [𝐁𝐋]
RandomIn dieser Umgebung war das Leben hart, besonders wenn man von Anfang an nichts hatte. Das erlebten auch Kay und sein Bruder Silas aus nächster Nähe, die schon einige Jahre allein in diesem armen Viertel zurecht kommen mussten. Umgeben von Kriminel...