𝑴𝒐𝒏𝒔𝒕𝒆𝒓 [𝐁𝐋]

-61- Suspicious looks

Nach einer kurzen Fahrt durch die Stadt waren wir beim Jadetower-Skyhigh angekommen und ich stieg nach Zlata aus dem Bauch der Limosine, mit Skandi auf meinen freiliegenden Schultern.
Valró war nicht mitgekommen und nur Nandez und Zlata hatten mich begleitet.

Aber die ganze Fahrt über warf sie mir solche... verdächtigen Blicke zu.
Als ich sie fragte, was los sei, winkte sie nur ab. Aber ich konnte ihr provozierendes, kaum bemerkbares Grinsen trotzdem sehen.
Sie wusste irgendetwas.
Irgendwas war faul.
Normalerweise verhielt sie sich nicht so.

Seufzend schob ich den Gedanken beiseite und legte den Kopf in den Nacken.
Mitten im schwarzen Himmel der Nacht ragte das Skytower-Restaurant im Jadetower in die Höhe.
Das Design erinnerte an einen Fernsehturm.
Ein Gebäude mit einem weißen, kegelförmigen Hals und einer breiten Kugel, die aussah, als hätte man sie einfach drauf gesetzt.
Diese Kugel bestand aus weißem Beton, jadefarbenen, lackierten Stahlverkleidungen und stabilem Glas, durch das man nach unten sehen konnte.
Zumindest erkannte ich so viel von hier unten aus.
Wie das Restaurant dort oben aussah, würde ich wohl gleich erfahren.
Aber vorher...

"Kay!"
Das... war Silas!
Überrascht drehte ich mich zur Seite und sah Silas, der winkend auf uns zu kam.
Hinter ihm, im Schatten der Häuser, folgte ihm ein sehr großer, in Schwarz gekleideter Mann.
Zale.
"Oh, hi! Ich dachte du schläfst noch." begrüßte ich ihn, als er mir schon fast um den Hals fiel und er meinte, Zale habe ihn angerufen und da er nicht schlafen konnte, habe er ihn zum Essen mit eingeladen und gleich abgeholt.
Während Silas also die Kätzin auf meinen Schultern begrüßte, sah ich mich nach Zale um.

Er kam zu uns und gesellte sich neben mich, bevor er seine Hand an meine Seite legte und mich zur Begrüßung küsste.
"Danke, dass du ihn abgeholt hast." meinte ich und Zale erwiderte mein Lächeln.
In den letzten Jahren war er etwas entspannter geworden.
Und hin und wieder schaffte ich es, ein Lächeln aus ihm herauszulocken.

"Perfektes Timing, Boss." mischte sich nun auch Zlata ein und hängte ihren Arm bei Nandez ein.
Die beiden behielten das am schlechtesten verheimlichte Geheimnis in der ganzen Organisation.
Die Gefühle, die sie füreinander empfanden, waren nicht zu übersehen und ich glaubte, jedes Organisationsmitglied wusste bereits davon.
Aber offiziell war zwischen den beiden nichts.
Offiziell... huh.

Auch Zale wusste davon.
Immerhin hatte er Augen im Kopf.
Auch, wenn nur eines davon funktionierte.
Man konnnte ihre Zuneigung zueinander nicht übersehen.
Aber trotzdem blieben sie professionell.
Sie durften Zales und meine Sicherheit einfach nicht vernachlässigen und haben sich beide darauf eingelassen, nie eine Beziehung zu führen oder sich in irgendeiner Form an einen Partner zu binden.
Sie waren trotz ihrer Gefühle nie weiter gegangen, als sich heimlich zu treffen und körperlich nah zu sein.
Vielleicht war auch einmal ein Kuss passiert.
Da schlich sich ein kleines Grinsen auf mein Gesicht und Zlata zwinkerte mir über ihre Schulter zu.
Zwischen ihnen war nichts Außergewöhnliches passiert.
Offiziell zumindest.

Da meldete sich Silas und staunte, während er nach oben sah und das Skytower-Restaurant vor uns musterte.
An den Rändern der Kugel dort oben, leuchteten sogar schon ein paar Reihen von LEDs.
Oder irgendeine andere, bunte Lichtquelle, die auch mich langsam faszinierte.
"Woah..." gab Silas von sich und sah mich dann mit einem breiten Grinsen an.
"Ihr könntet mich öfter zu solchen fancy Restaurants mitnehmen."

Bevor wir aber hinein gingen, bemerkte ich den Blick, den er Zale zuwarf.
Es war nur für eine Sekunde.
Kaum bemerkbar.
Aber trotzdem...
irgendwas wurde mir hier verheimlicht.

.
Wir waren dann mit dem Aufzug nach oben gefahren und als sich die Türen öffneten, klappte die Kinnlade meines Bruders automatisch nach unten.
Und ich konnte nachvollziehen, warum.

Vor uns erstreckte sich ein schwarz glänzender Marmorboden, auf den wir traten, als wir den Aufzug verließen.
Tische, mit mehreren Sesseln und ein paar luxuriösen Couchmöbeln, passend zu den gläsernen Tischflächen, standen überall.
Davon umrundet, in der Mitte, befand sich eine ganz in Schwarz und Weiß-Gold getauchte Bar mit durchsichtigen Regalen für alle Arten von Alkohol und den dazugehörigen Gläsern.
Ranken von Efeu und schönen, matt leuchtenden Pflanzen aller Art schlängelten sich um die weißen Betonbalken an der Decke und führten zum Ende der Überdachung.
Am äußeren Rand der Kugel war der glänzende Marmorboden mit Glas ausgetaucht worden und die Tische standen darauf.
Die Gäste konnten dadurch nach unten, auf die Stadt darunter sehen und auch das gläserne Gelände, das den Außenbereich umgab, war durchsichtig.

Überall wuselten Leute herum, in teuren Anzügen und schönen Kleidern, mit fancy Drinks in der Hand oder Tabletts zur Bedienung der Gäste.
Alles in allem war es... einfach wunderschön.
Man konnte durch den offenen Bau den Himmel sehen.
Es gab außer der Stützwand des Aufzuges hinter uns keine einzige Wand.
Nur stützende Marmorsäulen, die die Überdachung im Bereich der Bar trugen.
Der leicht kühle Nachtwind zog durch das freie Gebäude und striff über meine Haut.
"Woah..." gab ich leise von mir und auch Skandi auf meinen Schultern sah sich neugierig um.
"Mrauw...!"

Ich ging an Zales Seite weiter und er leitete mich zu einem Doppeltisch, der schon auf dem Glasboden stand.
Zlata, Nandz und Silas nahmen an einem unserer Nachbartische Platz.
"Hm..."
Ich dachte, sie würden sich zu uns setzen.
Aber alleine mit Zale zu essen, war mir auch definitiv recht.
Also grinste ich ihm seicht entgegen und er reichte mir die schwarze, in Leder gehüllte Menükarte.

Da sprang Skandi von meinen Schultern, auf das weiße Tuch, das über dem Tisch lag und direkt vor eine der Kerzen, die als Dekoration dort standen.
Sie setzte sich vor mich und schnupperte die Menükarte ab.
Belustigt hielt ich ihr die Karte hin und sie setzte ihre Pfote direkt auf eines der Gerichte.
"Geräucherter Lachs mit Kräutersoße und Fischstäbchenbeilage. Na sowas..." meinte ich schmunzelnd und Skandi miaute mir entgegen.

"Möchtest du das etwa?" fragte ich sie belustigt und sie stand auf, bevor sie sich gegen meine Brust schmiegte und mir ihren Schweif ins Gesicht hielt.
"Pfft- wäh...!"
Ich drückte ihren Schwanz aus meinem Gesicht und streckte die Zunge raus, wobei ich einige weiße Katzenhaare davon entfernte.

Im Augenwinkel bemerkte ich Zales belustigten Blick, der auf mir ruhte.
Sobald er merkte, dass ich ihn sah, wandte er sich ab und richtete seine Augen wieder auf die Menükarte.

Seufzend schüttelte ich den Kopf, mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, und tat es ihm gleich.