-9- Sleeping beauty

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𝑫𝒆𝒓 𝒏𝒂̈𝒄𝒉𝒔𝒕𝒆 𝑴𝒐𝒓𝒈𝒆𝒏:

Ah... mir tat alles weh.
Was war überhaupt passiert?
Wann... war ich eingeschlafen? Ich konnte mich nicht daran erinnern, fertig geworden zu sein. Oder... geduscht zu haben.

"Ah... aua..."
Vor Schmerz stöhnend setzte ich mich auf und sah mich um.
Mein Rücken schmerzte, meine Arme und Beine waren taub und zitterten bei jeder Bewegung. Und erst mein Becken...

Wo... war ich überhaupt?
Das Bett, in dem ich lag, sah genauso aus wie das von gestern Nacht. Jedoch, der Raum... war ein anderer. Eine ähnliche Einrichtung, ein ähnlicher Bau und definitiv das selbe Haus, aber nicht der selbe Raum.
Außerdem stand Zlata neben meinem Bett.
Sie war so still dort gestanden, ich hatte sie zuerst gar nicht bemerkt.

"W-was machst du hier? Wo ist Zale? Und... wo sind wir hier?" murmelte ich überfordert und griff mit meiner rechten Hand an meinen Kopf.
Da bemerkte ich den Verband um meine Handfläche.
"Oh... äh, danke." meinte ich überrascht und zeigte der Frau neben mir den Verband. "Oh, das war ich nicht." antwortete sie mit ihrem, wahrscheinlich, ukrainischen Akzent und ich sah sie verwirrt an.
Mir fiel auf, dass sie keine Sonnenbrille trug.
"Wie bin ich... sauber geworden? Und wie bin ich hier her gekommen?"

Darauf schüttelte sie nur den Kopf und entgegnete, Zale habe ihr gesagt, sie solle hier stehen und warten, bis ich aufwachte.

"Das einzige was ich gestern vom Boss und dir gesehen habe, war ungefähr um drei Uhr früh herum... er trug dich auf dem Arm ins Badezimmer. Du hast wahrscheinlich geschlafen oder bist ohnmächtig geworden." erklärte sie und ich seufzte verzweifelt auf.
Oh nein...
"Keine Sorge, du hast einen Mantel getragen. Die Laken des Bettes habe ich bereits ausgewechselt, das war alles, was ich von eurer Nacht gemerkt habe. Auch der Rest des Hauses ist aufgeräumt."

Die Infos musste ich erst sacken lassen.
Wie es aussah, war ich mitten im Sex einfach ohnmächtig geworden.
Das war mir noch nie passiert.
Und Zale... hatte mich gewaschen? Und meine Hand versorgt?
Dieser kalte Gangster hatte mich eingekleidet, sodass mich niemand sah und mich durch das Haus getragen?
Schwer zu glauben.

"Na schön... ah! Aua..."
Aus meinem Versuch, aufzustehen, wurden mehrere, fehlgeschlagene Versuche und ich saß schlussendlich nur verzweifelt keuchend am Bettrand.
Zlatas belustigtes Gesicht bemerkte ich natürlich.
Wie lange hatte ich es gestern bitte mit Zale getrieben? Vor Erschöpfung spürte ich meine Beine fast nicht mehr. Und ich war dermaßen wund...

"Hier, ich soll dir das geben. Mir wurde gesagt, du würdest es brauchen." meinte Zlata auf einmal und reichte mir eine metallene, runde Schachtel mit Creme. Für wunde Haut.
Wow...
Zale kümmerte sich.

Dankbar nahm ich die Schachtel entgegen und fragte sie dann, wo Zale sei.
"Er ist... auf... einer Verabredung. Sobald du fertig bist, soll ich dich zu ihm nachhause bringen." entgegnete sie und ich nickte. Bis mir wieder einfiel, wieso ich überhaupt hier war.
"A-aber was ist mit-..." "Dem Geld? Du bekommst es, sobald der Boss zurück ist." schnitt mir die Frau prompt den Satz ab und ich stockte.
Was... war mit Silas?
Ich sollte zu ihm nachhause. Er machte sich sicher Sorgen.

"Wann kann ich zu meinem Bruder nachhause?" fragte ich vorsichtig und Zlata verzog ihr Gesicht.
"Das... muss der Boss entscheiden. Ich kann dir nichts dazu sagen, Kay."
Wieder nickte ich und musterte die Schachtel in meiner Hand.
Und da machte es klick.

"Ich... hab euch nie gesagt, wie ich heiße."
Darauf blieb Zlata plötzlich still.

"Was... warum nennst du Zale deinen Boss? Was für einer Organisation gehört ihr an?" drängte ich und setzte mich vorsichtig in einen Schneidersitz. Die dunkle Decke versteckte mein Becken vor ihr.
"Du weißt das nicht?" murmelte mein Gegenüber verwirrt und ich stutzte.
"W-... nein? Wie sollte ich auch?" entgegnete ich, nur noch verwirrter, und sah sie verständnislos an.

Zlata schüttelte nur den Kopf und ihre Miene verdunkelte sich.
"Ich habe dir schon zu viel verraten. Mach dich fertig und komm dann raus. Wir warten draußen auf dich. Weitere Ausgänge gibt es nicht." mit diesen kalten Worten verschwand sie aus dem Raum und mein Blick fiel auf die weiße Cremeschachtel in meiner Hand.
Seufzend verdrängte ich meine Fragen und öffnete die metallene, runde Verpackung.
Zlata schien, einen Backgroundcheck veranlasst zu haben. Sie mussten nun alles über mich wissen.
Und ich... wusste nicht einmal, mit wem ich mich hier umgab.

.
Eine satte Stunde später trat ich voll bekleidet und mit geputzten Zähnen aus dem Haus und kam zu Zlata, die neben Nandez vor einem schwarz glänzenden Auto wartete.
Vor dem Spiegel, vor dem ich mich angezogen hatte, durfte ich erst einmal die vielen dunklen und rosaroten Flecken und Abdrücke bewundern, die Zale auf meinem Körper hinterlassen hatte. An die meisten konnte ich mich gar nicht erinnern...
Ich hatte mir auch extra etwas Zeit gelassen und alleine zum Auftragen der Creme für meine wunden Stellen und dem Anziehen des von Zlata bereit gestellten Gewandes fast 45 Minuten gebraucht. Die restliche Zeit hatte ich humplenden Schrittes das Haus erforscht und mich in einem der drei gefundenen Badezimmer frisch gemacht.
Zumindest so gut es meine zitternden Hände erlaubt hatten.

"Bevor wir fahren, darf ich meinem Bruder anrufen?" fragte ich die braunhaarige, schwarz gekleidete Frau und sie gab mir mein Handy, als hätte sie darauf gewartet, dass ich fragte.
"Eine Nachricht." war alles, was sie sagte, und ich nickte seufzend.
Nicht mein Geld, nicht meine Regeln.
Zumindest wusste Silas dann, dass es mir gut ging.

Ich schaltete mein Handy also an und wartete, dass die Systeme neu starteten, während ich in das schwarze, glänzende Auto mit den getönten Scheiben stieg.
Zlata setzte sich auf meine andere Seite, auf die Rückbank und Nandez stieg wortlos auf den Fahrersitz.
Dann startete das Auto und das Tor des enormen Anwesens neben dem es geparkt hatte, schloss sich automatisch.

*Hey, ich bin's nochmal.
Mir geht's gut und ich komme vielleicht bald nachhause. Mach dir keine Sorgen um mich und konzentrier dich auf die Schule. Wenn dir das Geld ausgeht, weißt du, wo du mehr findest.*

Ich schickte die Nachricht weg und las mir dann diejenigen durch, die Silas mir nach meiner letzten geschickt hatte.
Er machte sich Sorgen, auf jeden Fall. Aber er meinte, er käme zurecht, solange ich am heutigen Tag zurück nachhause kam.

Als ich fertig war und mein Handy gerade meldete, es hätte nur noch zwei Prozent Akku, nahm Zlata es mir wieder weg und schaltete es aus.
Ich ließ sie.
"Die Fahrt wird einige Zeit dauern. Schlaf dich ruhig etwas aus, ich wecke dich wenn wir da sind." meinte sie ruhig und ich nickte ihr dankbar zu.
Irgendwie vertraute ich ihr. Und Nandez.
Und... Zale.

Ich kauerte mich also in dem Pulli zusammen, den ich trug, und zog meine Beine eng an den Körper.
Seitlich lehnte ich am Rücksitz und schloss gähnend die Augen.
Ich war müde. Sehr...
Laut Zlatas Angabe hatte ich nur wenige Stunden geschlafen.

Ich fragte mich, wie Zale genug Schlaf bekommen hatte, um heute schon früh aus zu sein, obwohl die gestrige Nacht ein ziemliches Workout gewesen sein musste. Als ich aufwachte, ging gerade einmal die Sonne auf...

Meine Gedanken kreisten um Zale und Fragen, die ich mir über ihn stellte.
Von dem ganzen Nachdenken und dem fehlenden Schlaf der letzten Nacht döste ich schnell ein.

𝑴𝒐𝒏𝒔𝒕𝒆𝒓 [𝐁𝐋]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt