E I N S

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Stumm betrachte ich die Straße, meine Umgebung. Ich atmete tief die kühlen Luft ein und ließ meine Miene monoton und erstarrt. Überall waren Fassaden, die ihren Weg gingen. Egal wo hin. Zur Schule, zur Arbeit oder einfach zu Freunden und Familie. Auch kleine Kinder spielten früh morgens auf einem Spielplatz und lachten ihr fröhliches Kinderlachen. Ebenfalls ein altes Ehepaar, das schmunzelnd zu den kleinen Kindern sah und aneinander gekuschelt war, da es eisig kalt war, was mich aber nicht störte. Mein Blick blieb kalt, erstarrt und unnahbar. Ich habe schon lange keine Gefühle mehr, zumindest glaube ich das, da ich einfach nichts fühle. Gelächelt, gelacht oder erfreut habe ich mich auch lange nicht mehr wirklich und aus Fassade lächle ich ebenfalls nicht. Also lächelte ich so gut wie gar nicht. Schwarze Klamotten sind wie ein Lebensstiel geworden, ich trug sie immer. Und von Zigaretten mussten wir gar nicht erst reden. Es war der perfekte Ersatz für das Ritzen, was ich zum Glück irgendwann aufgeben konnte die letzten drei Monate. Dennoch zierten hässliche Narben - so konnte man sie gut beschreiben - meine Arme, die aber von vielen und großen Tattoos versteckt wurden. Überall schienen sie mich zu zieren, das sagten aber nur die Anderen. Ich selbst fand es genau richtig so, vielleicht waren es sogar zu wenige. Mein Hals, mein Gesicht, meine Arme. Alles geziert von meiner Vergangenheit. Meine Dreckseltern waren dagegen, doch kaum wurde ich achtzehn tätowierte ich mich sofort. Sie hassten mich sowieso, doch ich sehe sie eh kaum, da ich meine Zeit lieber draußen mit Cengiz verbringe und deale. Es reichte um sich über Wasser zu halten, doch trotzdem war es nicht genau, auch wenn wir teuer verkauften.
     Stirnrunzelnd lief ich an meiner alten Schule vorbei und sah sie ebenfalls monoton und teilnahmslos an, wie immer. Wenn ich doch bloß mein Abitur gemacht hätte, hätte ich jetzt studieren können und eine gute Aussicht auf die Zukunft haben können, doch ich war so dumm und habe es nicht getan. Lieber riskierte ich, Thaddeus Tjarks, mein Leben und meine Freiheit um an Geld zu kommen, da ich damals wirklich geglaubt hatte damit leben zu können. Doch so war nunmal das Leben. Nicht so wie ich es mir vorgestellt hatte. Vielleicht musste es ja so kommen, damit später etwas gutes passiert, oder ich war einfach nur verdammt.
    Die Schulglocke schellte laut und ließ mich zusammenzucken, da ich im Gedanken war. Von der anderen Straßenseite sah ich nun zu, wie tausende Schüler aus dem Schulgebäude gingen. Sie lachten laut und viel, wie als wäre es das Gewöhnlichste auf der Welt, doch ich fand das es nicht so war. Die Mädchen mit ihren schlampigen Outfits ließen auch nicht lange auf sie warten und stolzierten arschwackelnd weg. Gleich darauf kam auch schon eine Gruppe von Jungs raus und lachten ebenfalls über irgendwas, was ich von dieser Entfernung nicht hören konnte. Sie sahen alle aus wie sechzehn bis achtzehn. Sie waren bepackt mit tausenden Büchern und Taschen und liefen ungefähr in meine Richtung. Doch als ich genauer hinsah, merkte ich, dass nicht jeder lachte von den Jungs. Zwei grüne Augen erblickten meine eisblauen und schienen sich in meinen zu verfangen. Er war komplett schwarz angezogen, sein Blick war verzweifelt. Er sah fast schon so aus, als würde er bald zusammenbrechen. Doch lange konnte ich den Jungen nicht betrachten, da ein Junge ihn auf einmal mitzog. »Ardy, kommst du jetzt endlich. Wir müssen in die Bücherei.« Der Junge der anscheinend Ardy hieß, senkte seinen Blick und ließ sich mitreißen.


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